Politik

Wer Kohlestrom tankt, hilft der Umwelt überhaupt nicht. (Foto: Getty Images)

10.11.2017

Die Elektro-Lüge

Stromautos haben gar keine so tolle Öko-Bilanz

Über E-Autos und deren Klimaverträglichkeit lässt sich prima ein Glaubenskrieg anzetteln. Denn werden sie nicht mit regenerativ erzeugtem Strom betankt, ist die gesamte Ökobilanz vermasselt. „Ganz platt: Wer Kohlestrom tankt, hilft der Umwelt überhaupt nicht“, bestätigt ein Sprecher des bayerischen Wirtschaftsministeriums.

Gleichwohl: Auch die Autoindustrie muss zum Klimaschutz beitragen. Nach den neuesten Vorstellungen der EU-Kommission sollen Neufahrzeuge bis 2030 rund 30 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Da liegt der Ruf nach mehr E-Autos nahe.

Leider aber verhageln auch die Rohstoffe für deren Batterien die Ökobilanz. So müssen Lithium und andere dafür nötige Stoffe importiert werden: in der Regel per Schiff. Die Ozeanriesen pusten aber sehr viel Dreck in die Atmosphäre, da sie mit Schweröl fahren. Was aber auch beim Rohöltransport für die Benzin- und Dieselherstellung gilt.

Was ist die Lösung? Die Brennstoffzelle


Und das Hauptproblem: Entsorgung und Recycling der E-Auto-Batterien. Dafür gibt es noch überhaupt keine Lösung. Nicht umsonst hat Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident der internationalen Nachhaltigkeitsorganisation Club of Rome, jetzt davor gewarnt, vorschnell das Aus des Verbrennungsmotors herbeizuführen. Aber was ist die Alternative?

Brennstoffzelle und Erdgas-Antriebe bieten einen Ausweg. Laut Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des in Freising ansässigen Fachverbands Biogas, emittieren Erdgasautos, die Biomethan im Tank haben, bis zu 90 Prozent weniger CO2 als vergleichbare Benziner. Diese Fahrzeuge sind bereits seit einigen Jahren erfolgreich im Einsatz.

Soll aber das E-Auto ökologischer werden, kommt man um die Brennstoffzelle nicht herum. Diese erzeugt Strom mittels sogenannter kalter Verbrennung von Sauerstoff und Wasserstoff. Mercedes präsentierte im vergangenen September auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main sein Vorserienfahrzeug GLC F-Cell, das Brennstoffzellen- und Batterietechnik kombiniert. Nach drei Minuten Auftanken mit 4,4 Kilo Wasserstoff fährt dieses Auto 437 Kilometer weit. Mit einer eingebauten Lithium-Batterie wächst die Reichweite um weitere 49 Kilometer. Neben Mercedes arbeiten auch Honda, Nissan und Toyota an der Brennstoffzelle. Bei BMW soll sie frühestens ab 2021 zum Einsatz kommen.

Somit gehört der Brennstoffzelle für den E-Autoantrieb die Zukunft, auch wenn Bayerns Wirtschaftsministerium auf Technologieoffenheit setzt. Fakt ist: Der Elektromotor bietet den Vorteil, dass er mit Wirkungsgraden von über 90 Prozent arbeitet. Das aber bietet auch der GLC F-Cell. Denn dank der Batterie an Bord kann man immer noch bis zu einer der seltenen Wasserstofftankstellen fahren – davon gibt es in Deutschland erst 34. Bis Ende 2018 soll das Netz jedoch auf 100 Stationen und bis 2023 auf bis zu 400 Wasserstofftankstellen anwachsen.

Um den Wasserstoff, der hochexplosiv ist, gefahrlos zu den Zapfsäulen zu transportieren, kann man auf eine Technologie zurückgreifen, die an der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt wurde: Mittels flüssiger Wasserstoffträger (Liquid Organic Hydrogen Carrier, kurz LOHC) lässt sich der Wasserstoff problemlos speichern und transportieren. Das Erlanger Unternehmen Hydrogenious Technologies vermarktet diese Technologie und erhielt dafür 2016 den „Innovationspreis der deutschen Wirtschaft“. Erst vor Kurzem hat das Erlanger Start-up nennenswerte Aufträge aus den USA erhalten.
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (2)

  1. Alke am 14.09.2019
    Ich halte jegliche staatliche Subvention, den Endverbraucher betreffend für falsch. Hier werden letztendlich nur Produktionszweige bevorteilt, obwohl der Bedarf im Markt kaum vorhanden ist. Dies wird zwangsläufig zu Fehlentwicklungen und damit verbunden zu einer immensen Verschwendung von Steuermitteln führen.
    Der Staat sollte lediglich Grundlagenforschung finanzieren, daraus resultierende Produkte müssen sich selbst am Markt bewähren und durchsetzen.
    Es gibt viele Beispiele. Siehe hier nur Windräder und Solaranlagen, deren staatliche Förderung zu den höchsten Strompreisen in Europa geführt hat.
  2. Rudy am 14.11.2017
    ein Scheineinstieg gaukeln zweitwagenbesitzende Familien mit eigener Ladestation vor. In den Städten würden 20% Ladeplätze 20% Dauerparkplätze beseitigen, weil sie nach dem Laden wieder geräumt werden müssten. Es müsste zweimal ein Platz gesucht werden. Zum Laden und zum Dauerparken. Was mach ich dazwischen während des Ladens? Sitze ich im Wagen oder gehe ich eine lange Strecke nach hause um nach dem Laden wieder hinzugehen um den Platz freizumachen und suche dann zum zweiten Mal einen Platz diesmal zum Dauerparken. Zusätzlich das Warten an einer besetzten Ladestation, wo findet das statt? An mögliche Aggressionen gegen Autos, die nicht gleich die Ladestation wieder räumen wird auch nicht gedacht.
    Das größte Manko: eine Kabelakkumobilität-Technologieist nie und nimmer umsetzbar auf auf der ganzen Welt, Weil nicht bezahlbar. Und graben wir mal Kairo, Lagos um und führen wir Kabel in entfernte Provinzen! (siehe unsere Landdigitalisierung). Wasserstoff braucht nur Strassen, das war's. Wasserstoff wird in der "Dritten Welt" vor Ort produziert und von dort per Schiff wie gehabt mit Öl zu uns transportiert. Stromgroßtrassen sind anschlagsgefährdet, als hardware und software, weil sie die Verteilung zentral digital gesteuert wird. Wasserstoff nicht. Wasserstoff löst als Universalwährung auch sofort Heiizung und Kühlung und sogar bei Bedarf Eigenstromerzeugung. Dezentral, weil er sein eigener Speicher ist. Elektrischer Blackout ausgeschlossen. Wasserstoffzüge entsprechen einer sofortiger Elektrifizierung überall ohne Oberleitung, sturmunanfällig.
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