Politik

29.08.2014

Die Kaufhausmisere

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Schnell mal eine Patrone für den Füller der Kinder holen, die neueste Mode in Augenschein nehmen und anfassen oder in der Musikabteilung stöbern – das sind die Vorteile eines klassischen Kaufhauses. Doch von diesen Konsumtempeln wird es immer weniger geben. Oder sie dünnen ihr Angebot so aus, dass es keinen Spaß und keinen Sinn mehr macht, dort zu shoppen. Hinzu kommt demotiviertes, weil schlecht bezahltes Personal, das keine gute Beratung mehr geben kann oder will. Also geht der Verbraucher gleich im Internet einkaufen. Da hat man keine Parkplatzprobleme, und die Amazons und Zalandos dieser Welt liefern die Sachen direkt vor die Haustür.
Kein Wunder, dass die Warenhäuser kaum Überlebenschancen haben. Karstadt gehört jetzt dem österreichischen Investor René Benko, und dieser dürfte einen harten Sanierungskurs fahren. Wie viele der derzeit 17 000 Karstadt-Mitarbeiter am Ende übrig bleiben, weiß vermutlich nicht einmal er. Bereits der Profiblender Nicolas Berggruen, auf den Gewerkschafter, Politiker und Manager hereinfielen, hat in seinen vier Karstadt-Jahren 8000 Arbeitsplätze abgebaut und die Mitarbeiter zu einem Gehaltsverzicht von insgesamt 150 Millionen Euro verdonnert. Geholfen hat es nichts. Karstadt leidet unter einem veralteten Warenwirtschaftssystem und zu hohen Personalkosten. In den kommenden Jahren könnten bis zu 20 Filialen geschlossen werden.

Die demografische Entwicklung als Hoffnungsschimmer


Oder dem aus Tirol stammenden Benko gelingt es, Karstadt und Kaufhof zu fusionieren. Mit der Deutschen Warenhaus AG entstünde ein Monopolist mit zentraler Verwaltung und effizienten Strukturen. Aber auch diese Fusion wird Jobs kosten. Denn in vielen Städten, die über Karstadt und Kaufhof verfügen, wird am Ende wohl nur ein Warenhaus übrig bleiben.
Hoffnungsschimmer in dieser anscheinend unaufhaltsamen Entwicklung hin zum Onlinehandel könnte der demografische Wandel sein. Ältere Menschen haben Zeit und gehen, sofern physisch noch dazu in der Lage, gerne bummeln. Für sie sind Warenhäuser immer noch attraktiver als Onlineshops. Dennoch: Damit Kaufhäuser eine Überlebenschance haben, müssen auch jüngere Verbraucher ihr Konsumverhalten ändern. Nur zu bejammern, dass Karstadt schließt, aber weiterhin fleißig online ordern, hilft eben nicht.

Kommentare (1)

  1. Super Horsti am 04.09.2014
    Noch schlimmer ist das, was die meisten Kunden aufführen: "Man gehe zuerst in das Kaufhaus oder Fachgeschäft und lasse sich ausführlich beraten bevor man den Artikel dann für 20% billiger im Internet ordert."
    Die Bahn ist hier Vordenker: Bei einigen Fahrkarten muß man am Schalter mehr bezahlen als Online. Eine generelle Schaltergebühr ist zum Glück am Veto unserer Frau Bundeskanzler gescheitert.
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