Politik

15.12.2017

Die Zu-spät-Bahn

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Poweruser der Deutschen Bahn sind zu Recht erbost über die peinliche Premierenfahrt von Berlin nach München. Klar kommt Wut auf, wenn für zehn Milliarden Euro eine neue Schnellfahrstrecke gebaut wird, auf der die Reisezeit wegen diverser Pannen dann doch wieder sechs statt der kühn propagierten vier Stunden dauert.

Dass die Bahn nicht aus den Negativschlagzeilen kommt, könnte aber auch sein Gutes haben. Denn die Pannenserie, die sich momentan abspielt, setzt die Konzernspitze endlich unter Druck, das Krisenmanagement zu verbessern. Meist fahren die Züge ja halbwegs pünktlich – fünf Minuten mehr jucken niemanden. Aber wenn etwas schiefläuft, schaukelt sich das bei der Bahn schnell zur Katastrophe hoch. Weder Zugbegleiter noch Reisende erhalten verlässliche Informationen von der Transportleitung, wie das im Eisenbahnerdeutsch heißt. Das ist unprofessionell und inakzeptabel. Vor allem mit Blick auf die ständig wachsende Zahl der Bahnkunden.

Qualität kostet eben Geld


In den Augen vieler Menschen ist die Bahn unpünktlich, unsauber, unkommunikativ, kundenunfreundlich und pannenanfällig – dennoch befördert sie jeden Tag über zwölf Millionen Menschen hierzulande. Auch die Japaner und die Schweizer haben viele Passagiere in ihren Zügen. Nur mit dem Unterschied, dass diese pünktlich sind. Übrigens auch deshalb, weil Hochgeschwindigkeitstrassen dort mit Zäunen geschützt sind, sodass stundenlange Zugausfälle wegen Unfällen oder Suiziden verhindert werden. Eine höhere Pünktlichkeit ließe sich auch durch die bessere Trennung von Personen- und Güterverkehr erreichen. Eigene ICE-Trassen wären natürlich das Optimum – sind aber teuer.

Auch die Politik ist am Zug. Statt die Bahn auf Profitabilität zu trimmen, sollte sie diese als zentralen Mobilitätsbaustein begreifen und entsprechend fördern. Qualität kostet Geld – auch bei der Bahn.

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