Politik

27.05.2016

Eine Angst, die Antworten sucht

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Das meist gehörte Wort in dieser Woche: „Warnschuss“. Der hauchdünne Wahlsieg des „grünen Professors“ van der Bellen über den Rechtspopulisten Hofer bei der österreichischen Präsidentenwahl hat auch bei den etablierten Parteien in Deutschland reingeknallt. Doch leider reagierten die Politiker hierzulande so wie nach den AfD-Erfolgen bei den Landtagwahlen. Sie erklären die scheinbar neue Affinität des Volkes zu rechtspopulistischen Akteuren als Warnschuss für den jeweiligen politischen Gegner. Und attackieren sich gegenseitig.Seehofer keilt gegen Merkel, die aus seiner Sicht rechts zu viel Platz lässt. SPD und Grüne ätzen gegen die CSU, der sie vorwerfen, mit der Kopie rechter Parolen den AfD-Erfolg erst richtig zu beflügeln. Angst macht halt offen für einfache Antworten.

Die Angst, der Polit-Elite ausgeliefert zu sein

Um einiges anstrengender wäre der Versuch zu ergründen, was tatsächlich hinter der gefürchteten „Stimme des Volkes“ steckt. Das halbe Volk Österreichs besteht ja nicht plötzlich aus Rechtsgesinnten. Und auch in Deutschland dürften die wenigsten Islam-Hasser sein. Vielmehr spricht auch aus den AfD-Sympathisanten eine Angst, die Antworten sucht. Die Angst, einer Polit-Elite ausgeliefert zu sein, die sie nicht mehr versteht. Drei Viertel der deutschen Bevölkerung werfen den etablierten Parteien vor, sich von der Lebensrealität der Bevölkerung entfernt zu haben, so das erschreckende Ergebnis einer Emnid-Umfrage. Was die Menschen beschäftigt, sind vor allem Fragen nach Sicherheit. Der inneren und auch der sozialen. Flüchtlingszuzug, Eurokrise, Europapolitik – es genügt nicht, den Menschen Entscheidungen vor die Nase zu setzen, ohne ihnen zu erklären, warum beispielsweise eine Obergrenze für Flüchtlinge nicht funktioniert. Es reicht auch nicht, die rechtspopulistische Konkurrenz zu stigmatisieren, ohne sich darum zu bemühen, für die Wähler selbst attraktiv zu werden. Potenzial gäbe es genug: Sechs von zehn Bürgern halten die gesellschaftlichen Verhältnisse für ungerecht. Statt dabei zuzusehen, wie die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird, müssten endlich Antworten gefunden werden, wie der sozialen Spaltung begegnet werden kann. Denn als Warnschuss aus Österreich kommt auch dies: Van der Bellen wurde in den reichen Bezirken Wiens gewählt, Hofer in den ärmeren.

Kommentare (1)

  1. patriot_whiteblue am 27.05.2016
    So lange die Medien vom hohen Ross der (vermeintlichen) moralischen Überlegenheit den Menschen sagen, welche ihrer Wahlentscheidungen "gut" und welche "schlecht" ist, wird sich der Aufstieg der vom Establishment Verleumdeten fortsetzen. Wenn eine Partei sich an die Regeln der Verfassung hält, dann hat sie jede Existenzberechtigung und darf gewählt werden. DASS sollten die Grünen-Freunde in den Redaktionen mal endlich akzeptieren lernen, auch wenn es ihnen persönlich nicht passt!
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