Politik

28.09.2012

Endlich: Aus für Biosprit

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Offenbar sind Politiker doch lernfähig. Aber vielleicht haben die einschlägigen Lobbyverbände in letzter Zeit auch einfach zu wenig Sponsoring betrieben, wie man Schmiergeldzahlungen neuerdings elegant bezeichnet. Das legt zumindest die Kehrtwende der EU beim Biosprit nahe. Die Kommission plant, die Subventionen für den umstrittenen Kraftstoff zurückzufahren.
Biosprit war von Anfang an ethisch und ökologisch bedenklich. Bereits in den 1990er Jahren hatte das Umweltbundesamt eine Studie vorgelegt, nach der für die Produktion von Biodiesel aus deutschem Raps mehr Energie verbraucht wird, als dabei herauskommt. Vor allem der Mineraldünger und die Treibstoffkosten für die Traktoren schlugen negativ zu Buche. Inzwischen ist auch klar, dass nicht nur klimarelevante Regenwälder abgefackelt werden, um Pflanzen zur Biospritproduktion anzubauen. Auch ernährungstechnisch ist das Ganze fatal. Für eine Tankfüllung Biosprit könnte man eine Familie ein Jahr lang mit Brot ernähren.

Alibi für Premium-Spritschlucker


Biosprit wurde vor allem von der Automobilindustrie gefordert, um die nötigen Klimaschutz-Vorgaben zu erreichen – auch als Alibi dafür, dass weiterhin die schweren Premium-Spritschlucker produziert werden konnten. Das Biolabel beim Treibstoff sorgte dafür, dass Ökologie und Ökonomie scheinbar in Einklang gebracht wurden. Doch jetzt war der öffentliche Druck groß genug, diesen Irrweg zu beenden. Tatsächlich ist der soziale Frieden in Gefahr, wenn die Nahrungsmittelpreise weiter steigen. Das tun sie wegen der Inflation infolge der Euro-Rettung ohnehin.
Dass die EU den Biosprit-Pfad verlässt, ist also nur zu begrüßen. Das nimmt Druck von den Getreidepreisen und ist auch noch gut für die Umwelt. Wenn man schon auf Biosprit setzen will, sollte man die Erforschung von Algen, Holzabfällen und Stroh forcieren. Diese stehen nicht in Konkurrenz zum Lebensmittelmarkt. Experten gehen allerdings davon aus, dass dieser neue Biosprit erst in 15 Jahren marktreif sein wird.

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