Politik

Für mindestens zwei Wochen geschlossen: die kommunalen Kitas in Bayern. (Foto: dpa)

11.05.2015

"Es geht um mehr Anerkennung"

Unbefristeter Kita-Streik: Erzieher und Kinderpfleger in Bayerns kommunalen Einrichtungen kämpfen um mehr Wertschätzung und bessere Bezahlung

Für mindestens 14 Tage treten in Bayern Beschäftigte kommunaler Kitas in den Streik. Der unbefristete Ausstand beginnt am Montag zunächst in München, Nürnberg, Fürth, Erlangen und Augsburg. Verdi, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der dbb Beamtenbund fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe unter anderem durch eine höhere Eingruppierung.
"Es geht um mehr Anerkennung und Wertschätzung für unsere Arbeit", sagt auch Kindergartenleiterin Jutta Thomas. Die müsse sich in der Bezahlung niederschlagen. Die 61-Jährige ist seit mehr als 40 Jahren in München als Erzieherin tätig. Ihre Erfahrung: Es fehlt Personal, die Erwartungen an die Erzieherinnen steigen und der Respekt vor der Arbeit sinkt. "Viele Eltern denken, wir trinken den ganzen Tag Kaffee und schauen ihren Kindern beim Spielen zu."
Nach fünf Runden hatten die Gewerkschaften die Tarifverhandlungen für die bundesweit 240 000 Erzieher und Sozialarbeiter in kommunalen Einrichtungen für gescheitert erklärt. Ab Montag wird nun gestreikt, Eltern müssen für die Betreuung ihres Nachwuchses eine Alternative suchen. "Wir haben aber Notdienstvereinbarungen und -absprachen mit den Trägern getroffen", sagte der stellvertretende Landesbezirksleiter der Gewerkschaft Verdi, Norbert Flach.
Die Arbeitgeber kritisierten die angekündigten Kita-Streiks und riefen zur Fortsetzung der Verhandlungen auf. Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) beläuft sich die Gesamtforderung auf 1,2 Milliarden Euro.

Viele Eltern haben Verständnis

Jutta Thomas hält den Streik für notwendig, um auf die Situation der Erzieher und Kinderpfleger aufmerksam zu machen. Bei vielen Eltern stoße die Maßnahme durchaus auch auf Verständnis: "Erzieher haben eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber - und das muss entsprechend bezahlt werden."
Das größte Problem, mit dem viele Kitas, Kindergärten oder Horte vor allem in Großstädten zu kämpfen habe, sei der Personalmangel. Und der wiederum resultiere aus der schlechten Bezahlung. Jutta Thomas, die zugleich Vertrauensfrau bei Verdi ist, sucht händeringend eine Stellvertreterin, zudem sei in ihrem Kindergarten zuletzt für fast ein halbes Jahr eine weitere Stelle unbesetzt gewesen.
Die Einrichtung am Münchner Messegelände wurde 2009 eröffnet, wie Thomas sagt. "Seitdem arbeiten wir - ein Jahr ausgenommen - ständig in Unterbesetzung." Dies sei dann besonders gravierend, wenn eine Kollegin im Urlaub sei und eine weitere krank werde. "Dann ist der Betrieb kaum noch aufrecht zu erhalten." Zumal der Verwaltungsaufwand immer größer werde.
Das Gehalt wird den Anforderungen an den Erzieherberuf und der bis zu fünfjährigen Ausbildungszeit nicht gerecht, wie Jutta Thomas sagt. Auch Sozialministerin Emilia Müller hatte vor wenigen Tagen bessere Rahmenbedingungen für den Erzieherberuf gefordert: "Insbesondere bei der Bezahlung besteht Nachholbedarf." Ein höheres Gehalt könne den Erzieherberuf attraktiver machen.
Mangelnde Anerkennung und die geringe Bezahlung seien auch bei den Studierenden der Fachakademie für Sozialpädagogik ein Thema, sagt Rudolf Erdt, der stellvertretende Leiter. "Viele empfinden es schon so, dass sie zu einer benachteiligten Berufsgruppe gehören." Dennoch herrscht an der Fachakademie kein Nachwuchsmangel: Zurzeit gibt es acht Parallelklassen mit je 28 Studierenden. "Das Interesse an dem Beruf ist da und der Stellenmarkt ideal." Stellen gebe es genug, sagt auch Thomas. "Aber die Arbeit ist mehr wert. Man kann Menschen mit einer verantwortungsvollen Arbeit nicht so abspeisen." (dpa)

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