Politik

03.07.2015

Europas Wunschgrieche

Ein Kommentar von Roswin Finkenzeller

Die Zäsur vom 30. Juni war allenfalls eine winzige. Die Sorge um, die Aufregungen über und der Ärger mit Griechenland bleiben den Europäern erhalten. Auch nach dem Referendum an diesem Sonntag werden nicht die Staatsanwälte und die Konkursverwalter viel zu tun haben, sondern nur wieder die Kummer gewohnten europäischen Spitzenpolitiker. Die wünschen sich mittlerweile von Herzen einen neuen griechischen Ministerpräsidenten.
Ein kleiner Schelm darf er schon sein. Schön wäre es, wenn er das Blaue vom Himmel verspräche und alle so tun könnten, als würden sie ihm glauben. Angela Merkel, die immer säuselte, Hilfen müssten konditioniert sein, würde sich über Bedingungen freuen, die rasch anerkannt und am St.-Nimmerleinstag erfüllt werden. Der Nachfolger sollte gefälligst ein Typ sein wie die Vorgänger des derzeitigen Frechdachses. Jene Krawattenträger hatten zwar das wirtschaftliche Elend heraufbeschworen, das jetzt ein großes Thema ist, doch stets unter Wahrung Brüsseler Umgangsformen. Sie verstanden es, im Jean-Claude-Juncker-Stil mit den Augen zu zwinkern, sobald sie etwas zusagten, denn sie hatten Talleyrands Maxime verinnerlicht, dass es die Aufgabe der Worte sei, die Gedanken zu verbergen.

Der gute Wille: Besonders die Deutschen sind darauf erpicht

Tsipras hingegen posaunt unverblümt aus, dass er große Lust habe, europäisches Geld zu verjubeln, aber null Bock auf damit verknüpfte Auflagen. Zur Abwechslung verschwieg er seinen ausländischen Freunden, die ihn doch dauernd retten wollten, den Vorsatz, eine gegen sie gerichtete Volksabstimmung zu inszenieren. Das und nicht die arrogante Bettelei hat die Herrschaften am meisten geärgert.
Griechenland soll nicht 320 Milliarden an die Welt zurückzahlen, beileibe nicht. Seine Partner wünschen lediglich, dass es den guten Willen dazu bekunde. Das Volk, das die Griechen am meisten unterstützt, das deutsche, hält vom guten Willen lächerlich viel. Längst hat es die Redewendung geprägt, die jetzt brandaktuell werden könnte: den Willen für das Werk nehmen. Außerdem hat der gute Wille den Vorzug der Allgemeinverständlichkeit. Wer hingegen kapiert schon die finanzpolitische Realität, die im Sinne der Machtausübung so lange verkompliziert wird, bis die eingeschüchterten Völker sich angewidert von ihr abwenden?

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