Politik

Wenn sich alles nur noch um das Dünnsein dreht: Magersucht gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen. (Foto: dpa)

23.05.2017

Fataler Magerwahn

Bayerns Gesundheitsministerin Huml kritisiert Kurz vor dem Finale von "Germany's next Topmodel" die Magermaße in der Modewelt. BLLV-Präsidentin Fleischmann sagt, das Thema sei schon in den Grundschulen präsent

Kurz vor dem Finale der Castingsendung "Germany's next Topmodel" hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml einen klaren Verzicht der Modebranche auf sogenannte Magermodels gefordert. "Auch in den Medien sollte jungen Frauen nicht länger ein falsches und gefährliches Schönheitsideal vermittelt werden", sagt die CSU-Politikerin. "Denn eine krankhafte Essstörung kann schlimme gesundheitliche Folgen haben." Magersucht gehöre zu den häufigsten psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen. Die zwölfte Staffel der ProSieben-Show um Heidi Klum endet an diesem Donnerstag. Sie stand immer wieder in der Kritik, womöglich Essstörungen zu fördern.

In Bayern ist die Zahl der Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren, die wegen Magersucht im Krankenhaus behandelt wurden, den Angaben nach von 2005 bis 2015 von 426 auf 686 gestiegen. Die Zahl der Behandlungsfälle bei unter 15-jährigen Mädchen habe sich von 135 auf 265 fast verdoppelt. "Das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn viele Fälle werden ambulant versorgt", macht Huml deutlich.

Immer mehr Magersüchtige in Bayern

Exzessives Hungern kann zu Schwächeanfällen, Kreislaufstörungen, Nierenversagen und sogar Herzstillstand führen. Menschen mit Essstörungen und ihre Angehörigen können in Bayern unter anderem 180 Psychosoziale Suchtberatungsstellen zurate ziehen. Die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, kritisiert, dass der Magerwahn sogar schon in Bayerns Grundschulen Einzug erhält. "Diese Entwicklung finde ich besonders erschreckend", sagt Huml. Viele Kinder verfolgten laut Fleischmann schon in der ersten Grundschulklasse ein Ziel: "Sie wollen gefallen und möglichst attraktiv sein - und das bedeutet für viele Mädchen nur eines: möglichst dünn zu sein." Immer wieder führe das in eine Essstörung. Auch Jungs seien davon betroffen, Mädchen allerdings viel häufiger. Fleischmann fordert deshalb ein Umdenken in der Gesellschaft. Initiativen wie das vom Kultusministerium angebotene Unterrichtskonzept "bauchgefühl" zur Prävention von Essstörungen seien hilfreich, reichten aber allein nicht aus. Das Problem müsse von "allen Seiten" angepackt werden.

Auch Jungs sind betroffen

"Es sollte endlich damit Schluss sein, dass wir es zulassen, Generationen von Frauen heranwachsen zu sehen, die sich andauernd selbst perfektionieren und optimieren wollen - und die letztlich traurig wegen ihres äußeren Erscheinungsbildes sind", erklärt  die BLLV-Präsidentin. Eine wichtige Rolle spielten die Elternhäuser. Eltern könnten beispielsweise den Medienkonsum zu Hause einschränken oder selektieren. "Sie können Fernsehsendungen offen reflektieren und sie können ihren Kindern eine kritische Haltung vermitteln", erklärte Fleischmann. Auch das in den Familien gelebte Vorbild sei prägend. Manchmal seien es jedoch die Mütter selber, die Angst davor haben, ihre Tochter könnte als zu dick wahrgenommen werden. "Wohlmeinend setzen sie ihr Kind auf Diät und thematisieren ihr Essverhalten ständig. In vielen Fällen produziert dies aber spätere Probleme im Essverhalten."
(dpa, BSZ

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