Politik

Einer der möglichen Standorte für den neuen Konzertsaal für München: das Areal des heutigen Eissportzentrums im Olympiapark (Foto: dpa)

14.07.2015

Entscheidung im Herbst

Im Oktober soll feststehen, wo der neue Münchner Konzertsaal gebaut wird. Fünf Standorte werden untersucht

Nach jahrelangen Debatten hat die Staatsregierung die Entscheidung über den Bau eines Münchner Konzertsaals auf Weltniveau angekündigt: Im Oktober soll feststehen, wo der Saal gebaut werden kann. Das sagte Kultusminister Ludwig Spaenle heute nach der Kabinettssitzung. Das renommierte Frankfurter  Architekturbüro Speer soll bis dahin folgende fünf mögliche Standorte prüfen: ·         den Apothekenhof ·         das Eissportzentrum Olympiapark ·         den Finanzgarten ·         die Postpakethalle ·         und das Werksviertel Ostbahnhof. Spaenle: „Wir bleiben dabei: Unsere Landeshauptstadt als Musik- und Kulturmetropole mit ihren Orchestern von Weltrang braucht einen neuen Konzertsaal." Das sei Bestandteil der Regierungserklärung von Ministerpräsident Seehofer und werde noch in der laufenden Legislaturperiode irreversibel auf den Weg gebracht. Der Freie Wähler Michael Piazolo, Vorsitzender des Kunstausschusses im Landtag, mahnte: „Nach dem Debakel der Bayerischen Staatsregierung mit der Zwillingslösung im Gasteig ist es wichtig, jetzt zügig die besten Standorte mit einer Machbarkeitsstudie zu prüfen." Auch er betonte, dass München dringend einen neuen Konzertsaal brauche. Und er fügte an: "Für mich ist bei einer etwaigen Entscheidung von großer Bedeutung, dass ein neuer Konzertsaal schon steht, ehe mit der Sanierung des Gasteigs im Jahr 2020 begonnen wird. Die Staatsregierung steht nach ihrem bisherigen Missmanagement in der Pflicht gegenüber den Konzertbesuchern, privaten Veranstaltern und natürlich den Orchestern.“

Der Grüne Dürr fordert einen Maulkorb für Spaenle

Der Grüne Sepp Dürr begrüßte die Anküdigung aus dem Kabinett ebenfalls: „Jetzt kommen sie doch noch zur Besinnung!", sagte er. "Die Standort-Kakophonie der CSU-Regierung und mancher Landtags-Kollegen war nur noch schwer zu ertragen." Er gab aber auch zu Bedenken: "Darüber hinaus brauchen wir endlich ein bayernweites Konzept, das sämtliche kulturpolitische Baustellen dieser CSU-Regierung auflistet und Lösungsperspektiven aufzeigt." Und er ätzte in Richtung Ministerium: "Ein Segen für die Kulturszene in München wäre ein Maulkorb für den immer wieder sehr leicht für neue Pläne zu begeisternden Minister Spaenle. Wir wollen nicht ständig aus den Medien über seine neuesten ,Favoriten' informiert werden, sondern endlich ein belastbares Konzept für einen Münchner Konzertsaal vorgelegt bekommen.“ Zuletzt schien es, als hätten sich Seehofer und sein Minister auf das frühere Werksgelände der Kartoffelpüree-Firma Pfanni am Münchner Ostbahnhof festgelegt. Dort ist Pfanni-Erbe Werner Eckart mit seiner Firma OTEC KG gerade dabei, dem noch ziemlich unattraktiven Areal ein neues Gesicht zu geben. Er plant Wohnungen, Hotels und Künstlerateliers, will auch einen Teil der dort seit Jahren beheimateten Bars und Clubs erhalten sowie die beliebte Kletterhalle im früheren Kartoffelmehl-Silo.

Werksgelände am Ostbahnhof zählt zu den Favoriten

Auf jeden Fall zählt das Werksgelände am Ostbahnhof zu den Standort-Favoriten. Für einen Konzertsaal wäre jedenfalls noch Platz. Die Überplanung des Areals inklusive einer Tiefgarage mit 2000 Plätzen sei weit fortgeschritten, die Realisierungschancen für einen Konzertsaal seien groß, sagt ein OTEC-Sprecher. "Das passt alles gut zu einem Konzertsaalprojekt."

Etwas stiller war es um eine andere Lösung geworden, die Spaenle nach dem Scheitern der - von Seehofer und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) favorisierten - gemeinsamen Nutzung der Philharmonie im Gasteig-Kulturzentrum durch Münchner Philharmoniker und BR-Symphonieorchester aus dem Hut gezogen hatte. Zusammen mit Münchens Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hatte der Minister das Areal der maroden Eissporthalle im Olympiapark gegenüber den BMW-Welt als Konzertsaalstandort angepeilt. Zunächst müsste allerdings eine neue Eissporthalle gebaut werden. Das dürfte dauern.

Ganz neu im Rennen: die Paketposthalle

Ganz neu im Rennen ist die Paketposthalle. Eine Münchner Investorengruppe hatte vergangene Woche spektakuläre Pläne vorgestellt, wie die 1969 fertiggestellte Riesenhalle östlich des Hauptbahnhofs in eine "Musikstadt" verwandelt werden könnte. Den Konzertsaal wollen die Investoren unter das gewaltige Dach der denkmalgeschützten Betonkonstruktion schieben und versprechen sich davon für die Musikstadt München eine "einmalige Chance". Verhandlungen mit der Post, die zunächst ihr Briefzentrum verlagern müsste, seien weit fortgeschritten hieß es.

Die BR-Symphoniker hängen immer noch am zentral und prominent gelegenen Finanzgarten hinter dem Landwirtschaftsministerium an der Ludwigstraße. Gegen dieses Areal teils mit alten Bäumen hatte sich heftiger Widerstand von Seiten der Naturschützer formiert. BR-Orchestermanager Nikolaus Pont sprach sich dafür aus, den Standort "doch endlich vernünftig zu prüfen", was jetzt wohl geschehen soll. Er ließ aber durchblicken, dass sich das Orchester auch mit den anderen Varianten anfreunden könne, wenn es denn nun endlich vorangehe. Wäre die Nachbarschaft wirklich so unpassend? Warum nicht Klassik neben Club? Die Münchner Philharmoniker haben schon mit neuen, jugendgerechteren Konzertformaten in sogenannten Off-Locations experimentiert. Mit beachtlichem Erfolg. (BSZ, dpa)

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