Politik

15.07.2011

Hühnerhof Brüssel

Ein Kommentar von Roswin Finkenzeller

Europas Euro-Politiker sind wehrlos, hilflos und ratlos. Vor einem internationalen Kapitalmarkt, der keine Gnade kennt, streiten sie sogar über Krisengipfeltermine. Da sie weder ein noch aus wissen, ändern die meisten ihre Meinung fast wöchentlich. Höchst offiziell hat schon einer ihrer Häuptlinge, der Luxemburger Jean-Claude Juncker, die öffentliche Lüge als Hilfe in der Not gerechtfertigt. Im Moment schimpfen sie auf die Ratingagenturen, weil die vom Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen. Noch vor Kurzem empfahlen europäische Regierungen ihren Kreditinstituten und Pensionsfonds, beim Wertpapierkauf auf dieselben Agenturen zu hören, bestens informiert wie diese nun einmal seien.

Wie Großkapitalisten denken


Politiker? Aufgescheuchte Hühner! So denken wohl die Großkapitalisten dieser Erde. Das sind Leute, die in der Theorie verabscheut werden, jedoch in der Praxis von den Finanzministern, auch den sozialistischen, mit enormen Zinsausschüttungen verwöhnt werden. So erheiternd ist der Anblick des Brüsseler Hühnerhofs, dass einige aus der Spekulantenbande auf die Bosheit verfielen, das Wort „Italien“ in die Debatte zu werfen. Das zündete. Noch nie gackerten die Finanzminister Europas so verstört durcheinander wie Anfang dieser Woche.
Nur der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Martin Blessing, machte einen Vorschlag, über den sich reden lässt. Er, ein Gläubiger Griechenlands, zeigte sich bereit zum Schuldenschnitt. Vor allem nannte er Zahlen. Verzicht auf 30 Prozent der Schuldensumme. Neue Laufzeit von 30 Jahren. Neuer Zinssatz von 3,5 Prozent anstelle der Wucherzinsen, die schon den Griechen abgefordert worden sind. Es ist grotesk: Ausgerechnet ein Banker macht sich anheischig, die Steuerzahler vor den Politikern in Schutz zu nehmen. Die Zahlen mögen modifiziert werden, doch die Gläubiger, die wissentlich und willentlich ein hohes Risiko eingingen, müssen jetzt die Länder retten, an denen sie sich dumm und dämlich verdienen wollten.

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