Politik

Der neue Pflichtverteidiger der Angeklagten Beate Zschäpe: Mathias Grasel. (Foto: dpa)

07.07.2015

Internet-Experte verteidigt Zschäpe

Keiner weiß, wie er an das Mandat kam: Mathias Grasel ist der neue Verteidiger von Beate Zschäpe und erst 31

Mathias Grasel, der neue Verteidiger von Beate Zschäpe im NSU-Prozess, ist bisher noch nie öffentlich in einem Strafverfahren in Erscheinung getreten. Mit knapp 31 Jahren ist er fast zehn Jahre jünger als seine Mandantin. Nach eigener Aussage arbeitet er seit 2011 als Rechtsanwalt in München. Über seine bisherige Tätigkeit verrät er wenig. Allerdings lässt sich einiges im Internet finden.

Dort ist er auf mehreren Webportalen als juristischer Experte registriert, der gegen überschaubare Bezahlung Fragen zu rechtlichen Problemen beantwortet. Auf einer dieser Seiten war er bis in die letzten Tage besonders aktiv. Dort wird er mit 126 Beiträgen gelistet. Es handelt sich überwiegend um Alltagsthemen wie Betrug bei Ebay, ein Blitzer-Knöllchen in Spanien oder Streit unter Nachbarn.

Er soll Zschäpe bereits mehrmals in Stadelheim besucht haben

Die betreffende Webseite zeigt auch eine statistische Auswertung, die Grasels Schwerpunkte aufschlüsselt. Demnach betrafen die meisten seiner Beiträge das Verkehrsrecht mit 28,6 Prozent. Strafrecht taucht knapp dahinter mit 26,9 Prozent auf. Die Beträge, die die Fragesteller für seine Auskünfte zahlten, bewegen sich zumeist zwischen 30 und 100 Euro. Seine Kundschaft ist überwiegend zufrieden und bewertet ihn mit 4,8 von 5 möglichen Punkten.

Wie er an das Mandat für Beate Zschäpe kam, wollte er unter Berufung auf seine anwaltliche Schweigepflicht nicht preisgeben. "Das betrifft das Mandatsverhältnis" und berühre "einen Punkt", der Zschäpe bei ihren drei anderen Verteidigern "gestört hat". Aus Justizkreisen ist zu hören, dass Grasel Zschäpe bereits einige Zeit im Hintergrund berät und sie mehrmals in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim besucht haben soll.

Über seine berufliche Vergangenheit verrät er kaum etwas

Zu seinem Werdegang sagte Grasel, er habe in München "für eine renommierte Anwaltskanzlei" gearbeitet. Auch deren Namen wollte er nicht offenlegen. Sein neues Mandat für Zschäpe nannte er "eine Mammutaufgabe". Aber "ich denke, mit Unterstützung des Senats und der bisherigen Kollegen lässt sich das bewerkstelligen". Das Oberlandesgericht (OLG) München hat den NSU-Prozess heute unterbrochen. Alle drei Verhandlungstermine dieser Woche wurden abgesetzt. Außerdem strich das Gericht zwei weitere Termine im Juli. Es folgte damit teilweise einem Antrag Grasels. Dieser hatte sogar eine dreiwöchige Verhandlungspause verlangt, um sich in den Prozessstoff einarbeiten zu können.

Aussagen will Zschäpe auch weiterhin nicht

Auf absehbare Zeit soll es auch weiter keine Aussage von Zschäpe geben. Grasel wies derlei Spekulationen zurück. "Es wird aktuell keine Strategieänderung geben, nein", sagte er und fügte hinzu: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist alles andere außer Schweigen keine Option." Zschäpe selbst hatte die Spekulationen über eine mögliche Aussage genährt: Im Zusammenhang mit ihrem Antrag auf Ablösung ihrer Anwältin Anja Sturm hatte sie erklärt, sie trage sich durchaus mit dem Gedanken, "etwas" auszusagen. (Christoph Lemmer, dpa)

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