Politik

18.07.2014

Kartellabsprachen – ois wurscht

Ein Kommentar von André Paul

Wer in diesen Tagen die Webseite des Bundeskartellamts aufruft, der schaut auf das Foto einer appetitlich angerichteten Brotzeitplatte mit Schinken, Geräuchertem und Streichwurst. Freilich aber vergeht einem der Hunger, liest man darunter Folgendes: Jahrelang haben 21 Firmen aus der Fleischbranche – darunter bundesweit bekannte Marken wie Rügenwalder und Wiesenhof, aber auch vier bayerische Mittelständler – ihre Kunden abgezockt, die Preise mittels illegaler Absprachen künstlich nach oben getrieben.
Das Bundeskartellamt verhängte Bußgelder von 338 Millionen Euro. Das klingt zunächst viel – nur: Die Summe verteilt sich auf alle 21 Sünder. Aber allein die PHW-Gruppe um die Geflügel-Marke Wiesenhof erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 2,3 Milliarden Euro. Schmerzhaft ist was anderes. Die Frage lautet also: Bringt die Buße etwas?

Man spürt schon die Krokodilstränen

Einige der betroffenen Firmen setzen sich ohnehin bereits zur Wehr, klagen gegen die Geldstrafe. Der Staat wird womöglich in jahrelange – und für den Steuerzahler teure – Rechtsstreitigkeiten hineingezogen. Und die anderen Betriebe werden nicht zögern, sich das Geld vom Konsumenten auf andere Weise zurückzuholen. Man spürt schon die Krokodilstränen, mit denen die Bosse „leider unvermeidbare Preisanpassungen“ verkünden. Günstiger wird die Wurst also nicht.
Sicher, man könnte die Produkte der Kartellsünder boykottieren, gerade die Deutschen sind da manchmal ja schnell bei der Hand. Vor einigen Jahren, als die Firma Shell eine Ölplattform in der Nordsee versenken wollte, wichen einige Empörte konsequent auf den Kraftstoff der Umweltschutzorganisationen Esso und Aral aus. Dafür gerieten Shell-Tankstellenpächter in Existenznöte. Und auch diesmal dürften bei einem Boykottaufruf wohl vor allem die Beschäftigten der Kartellbetrüger die Leidtragenden sein. Ihnen droht bei Umsatzrückgängen im schlimmsten Fall der Verlust des Arbeitsplatzes.

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