Politik

Protest mit Erfolg: Landwirt Johann Huber im Oktober mit seiner Kuh Doris, die eine Windel trägt. Nach EU-Plänen sollte künftig für Flächen mit einer Hangneigung von mehr als 15 Prozent ein generelles Düngeverbot gelten - das ist vom Tisch. (Foto: dpa)

26.12.2014

Landluft. Frisch geodelt

Bauern warnen vor neuer Düngeverordnung. Mit ihr wollen Brüssel und Berlin die Nitratbelastung reduzieren

Die Bauern warnen angesichts der geplanten neuen Düngeverordnung vor mehr Bürokratie und höheren Kosten - ohne erkennbaren Nutzen für die Umwelt. Schon jetzt brauchen die Bauern in Bayern aufgrund strengerer Düngeregeln für Gülle in diesem und im nächsten Jahr (2014 und 2015) rund 3200 Tonnen Mineraldünger mehr - obwohl genug Gülle auf den Höfen vorhanden ist. Es handle sich indirekt um ein «Subventionsprogramm für die Mineraldüngerindustrie», kritisierte der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl.
Die Zeit für die Ausbringung von Gülle sowie die Menge soll nun  weiter eingeschränkt werden. Wer die Gülle aus seinen Ställen auf dem eigenen Acker nicht mehr unterbringe, müsse sie wegfahren - und dann Kunstdünger zukaufen. Beides bringe keinerlei Gewinn für die Umwelt - dafür aber mehr Kosten. «Der Bauer zahlt gleich zweimal.»
Zudem müssten die Landwirte für neue Maschinen und zusätzliche Güllebehälter tief in die Tasche greifen. Die neuen Gerätschaften, mit denen die Gülle zur Eindämmung von Emissionen direkt auf den Boden gebracht werden soll, kosteten zwischen 30 000 und 50 000 Euro - zu viel gerade für kleine Bauern. Das bedeute einen «Strukturwandel über die Hintertüre»: Noch mehr kleine Höfe müssten aufgeben. Gerade Familienbetriebe und damit die ländliche Struktur in Bayern seien in Gefahr.

Im Herbst legten Bauern ihren Kühen aus Protest Windeln an

Nach den Plänen der Bundesregierung, die damit Vorgaben der EU-Kommission umsetzt, soll Gülle kürzer als bisher ausgebracht werden dürfen. Anstatt ab 1. November soll schon ab 1. Oktober für den Winter eine Pause gelten. Damit müssten die Bauern noch engere Zeitfenster nutzen, in denen sie Nährstoffe in Form von Gülle auf die Felder und Wiesen ausbringen dürfen, sagte Heidl. Denn es darf weder zu nass sein, so dass die Gülle weggeschwemmt werden kann, noch darf Schnee liegen, der das Einsickern in den Boden verhindert.
Die Menge an Dünger allgemein soll reduziert werden, auf einen Kontrollwert von 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Damit sei auch die Humusbildung in Gefahr, sagte Heidl. Denn Stickstoff fördert nicht nur das Pflanzenwachstum, sondern auch die Umsetzung von Pflanzenresten etwa auf Stoppelfeldern in neuen, fruchtbaren Boden.
Auch solle jeder Landwirt vor der Saison seinen Düngebedarf angeben - und zwar für jedes Feldstück gesondert. Zu einem Betrieb gehören gerade in der kleinräumigen bayerischen Landwirtschaft Dutzende, oft auch mehr als 100 Feldstücke. «Da explodiert die Bürokratie richtig. »Anstelle bisheriger Maschinen sollen nun zur Vermeidung von Stickstoff-Emissionen nur noch Geräte erlaubt sein, bei denen die Gülle aus Schläuchen direkt auf den Boden läuft. Das sei besonders bei Grünland ein Problem, da sich die Gülle nicht verteile, Rückstände blieben streifenweise auf der Wiese und landeten als Verunreinigung in Gras und Heu - und damit im Futtertrog der Kühe.
Die ursprünglich von der EU-Kommission geforderte Regelung, dass in Gebieten mit einer Hangneigung über 15 Prozent keine Düngung erfolgen darf, sei vom Tisch. «Da gibt es mittlerweile eine Klarstellung der EU-Kommission», sagte Heidl. Er sieht dies als Erfolg: Die Bauernhatten im Herbst aus Protest Kühe mit Windeln auf die Alm geschickt.
Die EU will mit der Novelle die Belastung mit Nitrat reduzieren, zu dem Stickstoff im Boden umgebaut wird. Vor allem in Regionen mit intensiver Tierhaltung sind die Grundwasserwerte teils bedenklich. Für Bayern betonte Heidl aber: «In 97 Prozent der geförderten Wassermenge werden die strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung ohne Aufbereitung erfüllt.» Nitrat im Wasser gilt vor allem bei Säuglingen als gefährlich, weil es den Sauerstofftransport im Blut behindert. Zudem ist nicht geklärt, ob es die Krebs befördert. (dpa)

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