Politik

Solche Wintermärchenbilder sind bald Geschichte - zumindest für die Hanns-Seidel-Stiftung (Foto: dpa)

28.07.2015

"Natürlich schmerzt es"

Ursula Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, über den Abschied von Wildbad Kreuth und möglichen Ersatz

Für das Bildungszentrum Wildbad Kreuth der Hanns-Seidel-Stiftung wird es keinen Ersatz geben. Vielmehr folgt die CSU-nahe Stiftung dem Trend anderer Bildungseinrichtungen von Parteien, Veranstaltungen wohnortnah anzubieten. "Viele Seminare und Tagungen werden wir zukünftig dezentral in den Regierungsbezirken Bayerns anbieten können", sagte die Vorsitzende der Stiftung, Ursula Männle. Ende März verlässt die Stiftung Wildbad Kreuth. Das Bildungszentrum nahe dem Tegernsee ist vor allem wegen der jährlichen Winterklausuren von CSU-Landesgruppe im Bundestag und CSU-Landtagsfraktion bekannt. 1976 wurde dort die nie vollzogene Trennung von der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU beschlossen, 2007 wurde Ministerpräsident Edmund Stoiber gestürzt. Die nach dem früheren Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Hanns Seidel benannte Stiftung betreibt seit ihrer Gründung 1967 politische Bildungsarbeit.

Frage: Wie sehr wurmt es Sie, dass die Vertragsverlängerung mit der Eigentümerin aus dem Hause Wittelsbach gescheitert ist?
Ursula Männle: Für die Hanns-Seidel-Stiftung war Wildbad Kreuth für vier Jahrzehnte ein Ort der Begegnung, der Information und des Meinungsaustausches. Jetzt blicken wir nach vorne. Meine größte Sorge ist momentan, eine gute Lösung für unsere rund 30 dort Beschäftigten zu finden. Wir bieten alle möglichen Hilfestellungen und versuchen an den Standorten München und Kloster Banz Personal zu übernehmen.

Frage: Hat bereits die Standortsuche nach einem neuen Bildungszentrum anstelle von Wildbad Kreuth begonnen?
Männle: Wir suchen kein neues Bildungszentrum. Ein Teil der Seminare zur politischen Bildung wird ins stiftungseigene Bildungszentrum Kloster Banz bei Bamberg verlagert. Viele Seminare und Tagungen werden wir zukünftig dezentral in den Regierungsbezirken Bayerns anbieten können. Frage: Wie viel Geld steht dafür zur Verfügung?
Männle: Es wird keine Bauinvestitionen geben. Geplant ist, Seminarkapazitäten nach Bedarf anzumieten. Vorliegende Angebote prüfen wir in den kommenden Monaten. Frage: Angenommen, Wildbad Kreuth wird von der Eigentümerin zu einem Tagungshotel umgebaut - können Sie sich vorstellen, dort unter veränderten Bedingungen weiterhin Veranstaltungen durchzuführen?
Männle: Diese Frage stellt sich für uns nicht. Mit einem neuen Konzept werden wir neue Formen der politischen Bildung an unterschiedlichen Orten in ganz Bayern durchführen.

Frage: Ist denkbar, dass die CSU-Landesgruppe im Bundestag und die CSU-Landtagsfraktion ihre Winterklausuren weiterhin in Wildbad Kreuth veranstalten?
Männle: Das müssen die Landesgruppe beziehungsweise die Landtagsfraktion in Abstimmung mit der Eigentümerin entscheiden. Wir verfügen als Mieter über das Haus nur bis März 2016.

"Wir verfügen als Mieter über das Haus nur bis März 2016"

Frage: Der legendäre "Kreuther Geist" bleibt künftig also in der Flasche. Wie viel Wehmut schwingt mit, wenn Sie 2016 das Haus räumen?
Männle: Natürlich schmerzt es. Nicht nur, weil ich seit über drei Jahrzehnten selbst Teilnehmerin dieser Klausuren sein durfte, sondern vor allem auch, weil Wildbad Kreuth als Symbol für politische Bildung gilt: Rund 20 000 Teilnehmer jährlich besuchten dort Seminare und Tagungen. Nun ist der Zeitpunkt für eine Neuorientierung gekommen. Wir gehen - geografisch und methodisch gesehen - mit neuen Konzeptionen auf unsere Teilnehmer zu. (Interview: Paul Winterer, dpa)
ZUR PERSON: Die in Ludwigshafen geborene Politikwissenschaftlerin und Soziologin (71) gehört der CSU seit über 50 Jahren an. Für die Partei saß sie lange Zeit im Bundestag und im Bayerischen Landtag. Von 1994 bis 1998 war sie Staatsministerin für Bundesangelegenheiten. Seit Mai 2014 ist die am Starnberger See wohnende Professorin Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung; Foto: dpa

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