Politik

Beide streben den SPD-Landesvorsitz an: Florian von Brunn und Natascha Kohnen. (Fotos: dpa)

17.02.2017

Pragmatisch versus linksintellektuell

Zwei Kandidaten für die Nachfolge von Bayern-SPD-Chef Pronold: Worin unterscheiden sich Natascha Kohnen und Florian von Brunn?

Das Plazet seiner Gemüsefrau hat er schon mal. „Meine Gemüsehändlerin“, postete Florian von Brunn vergangenen Montag auf Facebook, „hat mir auf dem Markt freudig viel Glück für die Bewerbung als Landesvorsitzender gewünscht und mir eine Banane für die Kraft geschenkt.“

Kraft kann der 48-jährige Landtagsabgeordnete jetzt gut brauchen. In den nächsten drei Monaten muss der Historiker und IT-Berater aus München der bayerischen SPD-Basis erklären, warum er die bessere Alternative zur Favoritin von Amtsinhaber Florian Pronold ist. Der hatte kürzlich seine Generalsekretärin Natascha Kohnen (49) als neue Landesvorsitzende – und auch gleich als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl – vorgeschlagen.

Bis Ende Februar läuft jetzt die Frist, innerhalb derer sich weitere Kandidaten melden können für die von Kohnen vorgeschlagene Mitgliederbefragung. Ab März stellen sich die Kandidaten dann im Rahmen von Regionalkonferenzen der SPD-Basis vor. Und beim Parteitag am 20/21.Mai wird der oder die neue Landesvorsitzende schließlich gewählt.

"Von Brunn ist pressegeil", lästern einige SPDler -
auch Neid ist im Spiel


Gut möglich, dass sich weitere Kandidaten finden. Die SPD-Basisinitiative „Zeit für die Mutigen“ erwägt bereits, einen eigenen Bewerber zu präsentieren. Deren Sprecher Markus Käser sagte der Staatszeitung, wahrscheinlich gebe es bis Ende Februar „eine bunte Bewerberlandschaft“.

Kohnen und von Brunn haben derweil klargemacht, was sie unterscheidet. Kohnen will einen neuen politischen Stil: „Wir dürfen uns nicht an der Staatsregierung abarbeiten, sondern müssen unsere eigenen Ideen in den Mittelpunkt stellen“, so die Biologin aus dem Landkreis München. Falsch, kontert von Brunn: Er plädiert für „harte Oppositionsarbeit“.

Wo die Sympathien der SPD-Basis liegen, lässt sich derzeit nicht absehen. Klar ist: Kohnen, die seit 2009 als Generalsekretärin amtiert, ist bekannter als von Brunn; er sitzt erst seit 2013 im Landtag, hat sich dort als Verbraucherschützer und Umweltpolitiker profiliert, etwa im Zuge der Bayern-Ei-Affäre. Von Brunn, sagt ein führender SPD-ler, „kann sich gut in Themen reinwursteln und findet das raus, was wichtig ist“. Manche in der Fraktion nervt allerdings von Brunns Sendungsbewusstsein. „Der ist pressegeil“, lästern SPD-Leute – die ihrerseits von Genossen des Neids geziehen werden. Ein Parteiinsider nennt als ein weiteres Manko von Brunns: Er repräsentiere „zu stark den Typ des linksliberalen Intellektuellen, der in großen Teilen der Arbeiterschaft kein Vertrauen genießt“.

Was wird eigentlich aus Fraktionschef Rinderspacher?


Kohnen dagegen gilt als pragmatische Sozialdemokratin. Sogar CSU-Leute loben, dass sie „kompromissfähig und nicht dogmatisch fixiert“ sei. Jedoch muss sie mit dem Makel leben, als langjährige enge Mitarbeiterin des scheidenden Landeschefs Pronold nicht wirklich für einen Neuanfang zu stehen. Dafür gilt sie als fachlich breiter aufgestellt. Redetalent besitzen Kohnen wie auch von Brunn. In der Fraktion gilt Kohnen derzeit als Favoritin. „Würde jetzt abgestimmt, hätte sie eine deutliche Mehrheit“, glaubt Franz Schindler (SPD), Vorsitzender des Rechtsausschusses im Landtag. Allerdings wird die Fraktion kein Votum für einen Kandidaten abgeben.

Eine ganz andere Frage ist, ob der oder die neue Landesvorsitzende zugleich Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2018 sein soll. Das werde nach der Bundestagswahl entschieden, versichern Kohnen, von Brunn und Fraktionschef Markus Rinderspacher unisono. Für Rinderspacher ist das insofern heikel, weil der Spitzenkandidat nach der Wahl den Fraktionsvorsitz beanspruchen dürfte – Rinderspacher seinen Posten also womöglich räumen müsste. Eine Perspektive, die ihn mit Missmut erfüllt. Nach Pronolds Vorschlag, Landesvorsitz und Spitzenkandidatur zu verknüpfen, verlautet aus der Landtags-SPD, „wirkte der Markus sehr deprimiert“.
(Waltraud Taschner)

Kommentare (1)

  1. FrankenFranky am 18.02.2017
    Ist doch Wurscht, wer von den beiden mit 14 Prozent baden geht bei der Wahl!
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