Politik

19.01.2017

Protektionismus schadet allen

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Während Deutschland und Bayern größtenteils von der Globalisierung profitieren, gibt es auch Verlierer. Diese haben in Großbritannien den Brexit auf den Weg und in den USA den neuen Präsidenten Donald Trump an die Macht gebracht. In beiden Staaten hat man es versäumt, sozialpolitisch gegenzusteuern. Ob allerdings die neuen protektionistischen Tendenzen zu mehr Beschäftigung führen werden, darf stark bezweifelt werden. Die Wirtschaftsgeschichte zeigt, dass Abschottung schon immer zu höheren Verbraucherpreisen und damit sinkendem Wohlstand geführt hat.

Die aktuellen Signale aus Großbritannien und den USA sind deshalb alarmierend. Wenn tatsächlich Importzölle, Einfuhrquoten oder Subventionen für die heimische Wirtschaft drohen, bekommt Exportweltmeister Deutschland und damit auch Bayern ein Problem.

Europa muss jetzt geschlossen agieren


Genau das ist das Kalkül von Trump und Co. Die Handelsbilanzüberschüsse der Bundesrepublik kommen bei wirtschaftlich schwächeren Ländern nämlich nicht gut an. Doch ohne die Wirtschaftslokomotive Deutschland sähe es in von hoher Jugendarbeitslosigkeit geprägten EU-Ländern wie Griechenland, Italien und Spanien noch düsterer aus. Trägt doch die Bundesrepublik mit ihrer hohen Nachfrage zur Sicherung von EU-weit über fünf Millionen Arbeitsplätzen bei.

Europa muss jetzt geschlossen agieren. Das ist essentiell, um Jobs zu sichern. Auch sollte die EU ernsthafte handelspolitische Alternativen aktivieren. Das Projekt „Neue Seidenstraße“ etwa. China will damit einen eurasischen Wirtschaftsraum schaffen. Statt das Reich der Mitte als Heimat der Raubkopierer zu verteufeln, sollte diese wirtschaftliche Kooperation verstärkt werden. Denn nicht nur Chinas Milliarden-Bevölkerung wird Nachfrage generieren, sondern auch die rund 60 Staaten entlang der „Neuen Seidenstraße“. In China genießen deutsche und bayerische Produkte sowie Dienstleistungen hohe Wertschätzung.

Eine weitere Alternative wäre es, mit den wirtschaftlich aufstrebenden Staaten Afrikas stärker zu kooperieren. Die brauchen zwar keinen BMW, aber Umwelttechnologie, Maschinen, Anlagen und Elektrotechnik. Auch über eine Reaktivierung der Handelsbeziehungen zu Russland sollte Europas Wirtschaft nachdenken. Bevor Trump sich diesen Absatzmarkt komplett einverleibt.

Kommentare (1)

  1. pomme am 20.01.2017
    Ich kann dem Kommentar nur zustimmen. Europa, Deutschland und natürlich Bayern könnten ja zwei Aufgaben miteinander gut verbinden: Kooperation mit China bei Projekten in Afrika. Prof. Shi Ze hat auf der Essener Konferenz des Schiller-Instituts vorgeschlagen, einen Mechanismus zu schaffen, der China die enge Zusammenarbeit mit europäischen Ländern, die Erfahrungen mit Afrika haben, ermöglicht. Dies wäre wohl auch der Weg, wie man die Vorschläge von Entwicklungsminister Gerd Müller (Bayerns Mann im Bundeskabinett) für eine neue Afrika-Politik am besten umsetzen könnte.

    Mit freundlichen Grüßen

    Rainer Apel
    Schiller-Institut
    Wiesbaden
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