Politik

20.07.2012

Protest von Wut-Patienten bleibt aus

Trotz anfänglicher Proteste scheinen die gesetzlich Versicherten die elektronische Gesundheitskarte zu akzeptieren

Der Aufschrei unter Ärzten und Datenschützern war groß, als die Bundesregierung 2004 die elektronische Gesundheitskarte beschloss. Bis zuletzt machten Mediziner gegen das Megaprojekt mobil und erst im Juni hatte das Bundesverfassungsgericht eine Klage gegen die Karte zurückgewiesen. Die meisten gesetzlich Versicherten scheinen sich dagegen wenig an der neuen Karte zu stören. Das ergab eine Umfrage der Staatszeitung unter den größten deutschen Krankenkassen.
So liegen etwa der DAK bundesweit lediglich 1428 Schreiben von Versicherten vor, die sich weigern, ihre alte Karte gegen eine neue elektronische Karte mit Foto einzutauschen. Bei anderen Kassen sieht es ähnlich aus.
Die befragten Kassen sind trotz Anlaufproblemen optimistisch, das vom Gesetzgeber vorgeschriebene Ziel, bis Ende des Jahres 70 Prozent der Versicherten mit der neuen Plastikkarte auszustatten, zu erreichen. „Wir sind voll im Plan“, sagt ein Sprecher der größten deutschen Krankenkasse Barmer GEK.
Fast ein Drittel ihrer bundesweit 8,7 Millionen Versicherten hat die Barmer bereits mit der neuen Karte ausgestattet. Seit September 2011 hat die Kasse 90 Prozent ihrer Versicherten angeschrieben. Rund die Hälfte der Versicherten schickte ein Foto. In Bayern hat die Versicherung bislang zwar erst einen Teil ihrer mehr als eine Million Mitglieder informiert. Ein Sprecher geht jedoch davon aus, dass die Rücklaufquote der Bilder im Bundesdurchschnitt liege.

Irgendwann werden Ärzte Leistungen verweigern


Die AOK Bayern hat bereits 71,4 Prozent ihrer Versicherten angeschrieben. Mitte der Woche hatte die Versicherung etwa 1,6 ihrer 4,3 Millionen Mitglieder mit der neuen Karte versorgt. Zudem seien 650 000 Karten in Bearbeitung. Die Techniker Krankenkasse hat den Großteil ihrer bayerischen Versicherten dagegen noch nicht um ein Bild gebeten.
Zum Vergleich: Bei der AOK Baden-Württemberg besitzen derzeit fast die Hälfte der Versicherten die neue Foto-Karte. Bei der DAK-Gesundheit sind es bundesweit vier von zehn Versicherten. Doch 1,3 Millionen DAK-Mitglieder kamen bislang der Aufforderung der Kasse nicht nach, ein Bild zu schicken. Und das, obwohl die Versicherung sämtliche Mitglieder frühzeitig und teils mehrfach angeschrieben hat. „Die meisten davon haben keine datenschutzrechtlichen Bedenken, sondern schlicht vergessen, ein Foto einzuschicken“, sagt ein Branchenkenner.
Die Fotokarte ermöglicht es Ärzten, in naher Zukunft auf die elektronische Patientenakte zuzugreifen. Wer mittelfristig keine neue Karte hat, muss der AOK Bayern zufolge mit „Nachteilen in der Versorgung“ rechnen. Für die Inanspruchnahme von Leistungen sei die neue Karte erforderlich, so eine Sprecherin. Allerdings sollen laut Verbraucherschützern auch die alten Karten zunächst gültig bleiben. (Tobias Lill)

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