Politik

Verteidigt seine Entscheidung: Georg Maria Hanke, Bischof des Bistums Eichstätt. (Foto: Armin Weigel/dpa)

21.06.2017

Rückendeckung für Priesteranwärter trotz Rassismus-Vorwurfs

Rechtsradikal geht gar nicht, sagt der Eichstätter Bischof. Dennoch weiht er einen Priesteranwärter zum Diakon, der wegen rassistischer Sprüche schon einmal aus dem Seminar flog. Der Zentralrat der Juden zweifelt an der Eignung des jungen Mannes fürs Amt des Seelsorgers

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hält einen wegen rassistischer Äußerungen umstrittenen Priesteramtskandidaten für geläutert und will ihn deshalb am Samstag zum Diakon weihen. "Antisemitismus und rechtsradikales Gedankengut haben in der katholischen Kirche nichts zu suchen", sagte Hanke zwar am Mittwoch vor Journalisten. Der Theologiestudent habe aber eine zweite Chance verdient gehabt.

Der künftige Priester soll sich über Konzentrationslager der Nationalsozialisten lustig gemacht und Adolf Hitler imitiert haben. Er flog nach innerkirchlicher Klärung des Vorfalls deshalb 2013 aus dem Würzburger Priesterseminar.

Hanke verwies zur Begründung seiner Entscheidung auf ein ganzes Maßnahmenbündel. So sei das Fehlverhalten des Theologiestudenten psychotherapeutisch aufgearbeitet worden. Der Priesteramtsanwärter habe sich mit Flucht und Migration befasst und seine private Wohnung einige Monate mit einem Flüchtling geteilt.

Schuster: Persilschein der Kirche belastet Verhältnis

Zeugnisse und Gutachten von Begleitern und Anleitern fielen positiv aus, wie Hanke sagte. Deshalb stehe für ihn fest, "dass ich ihn zur Weihe zulassen kann". Als unterste der drei Weihestufen in der katholischen Kirche ist die Diakonenweihe Voraussetzung für die Priesterweihe.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland bekräftigte seine Kritik an der Entscheidung des Eichstätter Bischofs. "Meine tiefen Zweifel an der Eignung des jungen Mannes für das Priesteramt bleiben bestehen", sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster. Die damaligen Gutachter hätten dem Seminaristen eine höchst bedenkliche Grundhaltung, nicht einen Ausrutscher aufgrund von jugendlichem Leichtsinn, attestiert.

Dass der Priesteranwärter jetzt ausgerechnet als Seelsorger eingesetzt werde "und die Kirche ihm einen Persilschein ausstellt, ist inakzeptabel und belastet erheblich unser Verhältnis zur katholischen Kirche", sagte Schuster. Er schlug ein persönliches Gespräch mit Hanke vor. "Ob dies zu einem positiven Ergebnis in meinem Sinne führen würde, wage ich allerdings zu bezweifeln." (dpa)

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