Politik

03.02.2012

Schuldenschnitt für Hellas

Ein Kommentar von Alexandra Kournioti

Griechen verwenden für die Begriffe Preis und Ehre dasselbe Wort: Timi. Mit beiden ist es nicht mehr weit her. Griechenlands Wirtschaftswerte sind ebenso am Boden wie das Ansehen des Landes weltweit. Kanzlerin Angela Merkel dachte nun angeblich über einen Sparkommissar für Hellas nach – was keine Lösung wäre, sondern ein Anschlag auf beide Formen der Timi: Weil sie damit indirekt die Rating-Agenturen bestätigt, die Athen unbeeindruckt von den Milliarden-Hilfen, die fließen, Ramsch-Niveau bescheinigen. Vor allem aber ignorierte ein Sparkommissar die aktuellen Lebensumstände der Menschen vor Ort. Denn so viel ist gewiss: In keinem westlichen Staat der Neuzeit müssen Bürger derart für Staatsschulden bluten wie in dem Mittelmeerland.
 In diesen Tagen erhalten alle Griechen zum zweiten Mal seit Ausbruch der Krise einen Bescheid über die neu eingeführte Kopfsteuer – auf ihrer Stromrechnung. Wer die nicht zahlt, dem wird die Elektrizität abgedreht. Bereits nach der ersten Runde ist das Tausenden zahlungsunfähigen Haushalten widerfahren. Aber wie das Nötigste erstehen, bei pauschalen Kürzungen von Gehältern und Renten in Höhe von bis zu 50 Prozent?

Die Griechen sind einer Übergangsregierung ausgeliefert, in der eine europafeindliche Partei sitzt

Es wird noch schlimmer kommen: Derzeit überlegt man, Betriebsrenten um durchschnittlich 20 Prozent zu kürzen. Landwirtschaftliche Flächen könnten besteuert werden, obwohl die Bauern ihre Ernten nicht oder weit unter Wert loswerden. Wenn diesen Menschen in internationalen Medien vorgeworfen wird, sie seien faul, korrupt und verschwenderisch, ist das mindestens zynisch.
 Was sie tatsächlich sind: einer Übergangsregierung ausgeliefert, die aus drei Parteien besteht, von denen eine – Laos – eine rechtspopulistische Gruppierung mit europafeindlichen Positionen ist. Klar ist: Bei aller berechtigten Kritik an der Misswirtschaft Griechenlands sollte das Land jetzt die Chance erhalten, die von Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und EU-Vertretern empfohlenen schmerzhaften Sparmaßnahmen umzusetzen. Was am besten gelingen kann mit einem Schuldenschnitt, über den Hellas mit seinen Gläubigern gerade verhandelt. Häme und populistische Forderungen wie die einiger CSU-Leute, die Griechen aus der Euro-Zone zu werfen, sind definitiv fehl am Platz.

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