Politik

21.04.2011

Schwierige Annäherung

Mit der Ökumene geht es trotz vielfältiger Bemühungen - vor allem der kirchlichen Basis - nicht recht voran

Das Jahr 2017 rückt unaufhaltsam näher: der 500. „Geburtstag“ der evangelischen Kirche. Immerhin bekriegen sich Katholiken und Protestanten heute nicht mehr; doch ob sie das Jubiläum des christlichen Big Bang zusammen begehen werden? Jener großen Spaltung, auf die die Reformierten heute noch stolz sind, die vom Vatikan jedoch als unverzeihlicher Fehler angesehen wird?
Befragt man dazu Alois Glück, den Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), so bekommt man sehr diplomatische Prognosen zu hören. Die Ökumene, erklärt der Ex-CSU-Fraktionschef und nachmalige Landtagspräsident, ereigne sich „gegenwärtig vor allem an der Basis“. Sie sei „teilweise auch ein Prozess, in dem sich das Geschehen in den Kirchengemeinden etwas abkoppelt von dem, was auf der Ebene der Kirchenleitungen gegenwärtig möglich ist und geschieht“. Es seien „gewissermaßen zwei verschiedene Geschwindigkeiten“ feststellbar.
Glück sagt auch: Die Zusammenarbeit der christlichen Konfessionen, ihr Aufeinanderzugehen, „das hat einen starken zusätzlichen Impuls bekommen durch den ökumenischen Kirchentag in München“.
Annegret Laakmann, Referentin der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, widerspricht: „Auch der ökumenische Kirchentag im Mai 2010 in München hat da keinen Fortschritt gebracht.“ Und dann fällt der Name Hasenhüttl: Der katholische Priester, der sich bereits 2003, beim ersten ökumenischen Kirchentag in Berlin, getraut hatte, das von Rom untersagte gemeinsame Abendmahl zu feiern. Gotthold Hasenhüttl wurde deshalb 2003 vom damaligen Trierer Bischof Reinhard Marx suspendiert. Hasenhüttl aber ist hartnäckig: Der Saarbrücker Theologe beging das Delikt auf dem Münchner ökumenischen Kirchentag im Mai 2010 ein weiteres Mal.
„Eine Provokation, die niemandem nützt“, hält Johann Tauer dagegen. Dem Ökumene-Referenten der Diözese Regensburg zufolge ist das gemeinsame Abendmahl am Rand des Münchner Kirchentags mangels Interesse untergegangen: „Dem Hasenhüttl hat kein Mensch mehr zugehört.“ Kein Mensch ist nicht ganz richtig. Die verbotene Messe fand vor hunderten Gläubigen in einem völlig überfüllten Hörsaal der TU statt.

Der FDP-Fraktionschef ist entspannt


Um einiges entspannter wird die Sache an der evangelischen Basis gesehen. Zu der zählt sich etwa Thomas Hacker, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag, für den das gemeinsame Abendmahl „durchaus unproblematisch“ ist. „Wenn die Kirchenführung das Trennende stärker betont, wird die Entwicklung an der Basis konterkariert“, meint Hacker, „die Praxis ist ja weiter.“ Wenn der Papst wieder mal auf der römisch-katholischen Lehrmeinung insistiert, wie etwa mit der Erinnerung daran, dass die Evangelische Kirche gar keine Kirche sei – dann kratzt das Hacker überhaupt nicht. Der Bayreuther Dekanatssynodale lacht: „Über meinen christlichen Glauben urteilt nicht der Papst.“
Christian Weisner, Sprecher von Wir sind Kirche, attestiert der Amtskirche denn auch fehlenden Ehrgeiz beim Thema Ökumene: Die optimistischen Äußerungen von Kardinal Kasper oder Erzbischof Zollitsch, es gebe keine Eiszeit in der Ökumene, wertet er als Beschwichtigung: „Die Hoffnungen wurden nicht erfüllt.“ Die Trennung ist für Weisner „nur kirchenpolitisch bedingt und theologisch nicht haltbar.“
Hans Maier, langjähriger Vorsitzender des ZdK, gibt sich in seiner soeben erschienenen Autobiografie verhalten optimistisch: „Es wird weiterhin viel Geduld brauchen, wenn man weiterkommen will. Nur wenn die (in allen Kirchen vorhandene!) Selbstgenügsamkeit überwunden wird, nur wenn der Schmerz der Trennung lebendiger und stärker ist als die Gewöhnung an den Status quo, kann die Ökumene Fortschritte machen.“ (Florian Sendtner)

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