Politik

26.05.2017

Seehofers Diesel-Unfug

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Geht’s noch? Eine Kaufprämie für schmutzige Dieselfahrzeuge? Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer erwägt genau das. Zwar will er lediglich Anreize schaffen für die modernen Euro-6-Diesel – doch sind auch die alles andere als umweltfreundlich. Nicht umsonst haben die Deutsche Umwelthilfe wie auch der ADAC diesen Gefährten ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Im Testbetrieb sind die Motoren zwar sauberer als ein Benziner, doch in der Praxis überschreiten sie die Stickoxid-Grenzwerte um das bis zu 17-Fache. Der Euro-6-Diesel ist im Winter sogar noch schmutziger als ein alter Euro-4.

Statt auf die veraltete Dieseltechnologie sollte Seehofer auf E-Mobilität setzen. Ein Trend, den die deutsche Autoindustrie fast verschlafen hätte. Immerhin kommen die Unternehmen jetzt allmählich in die Puschen: BMW zum Beispiel bietet inzwischen alle Modelle auch als Stromer. Vorbildlich fährt etwa Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) mit einer 7er E-Limousine – diesem Beispiel könnte auch Seehofer folgen.

Frankreich zahlt auch eine Prämie für Diesel: Aber fürs Ausrangieren der Stinker

Allerdings: Ursache dafür, dass Städte noch immer die Klimaziele verfehlen und es nicht schaffen, die Feinstaubbelastung zu senken, ist nicht allein der Diesel. Noch immer weigert sich die Bundesregierung – vor allem die SPD – , den Tausch veralteter Heizungen, die meist mit Heizöl befüttert werden, gegen moderne Gas-Brennwerttechnikanlagen zu fördern. Das brächte viel mehr, als sich auf Dieselfahrzeuge zu kaprizieren. Denn die Heizanlagen in Deutschland sind für 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich – der Verkehrsbereich nur für 20 Prozent. Die deutschen Autohersteller zu unterstützen, ist sicher richtig. Immerhin hängen über 800 000 Jobs direkt davon ab. Besser wäre aber eine Diesel-Abwrackprämie – so wie in Frankreich: Dort bekommt man vom Staat 3700 Euro, wenn man seinen alten Diesel-Stinker ausrangiert und weitere 6300 Euro für den Kauf eines neuen E-Autos – also 10 000 Euro. Zudem wäre Seehofer gut beraten, die Trendwende bei Heizanlagen zu befördern und die Industrie beim Klimaschutz in die Pflicht zu nehmen – sie verursacht die restlichen 40 Prozent der CO 2-Emissionen in Deutschland. Oberdrein könnte er die Deutsche Bahn zum Umsteigen bewegen, denn die rußt immer noch mit alten Dieselloks durchs Allgäu und die Oberpfalz, weil es dort kaum Oberleitungen gibt.

Kommentare (2)

  1. HeGe am 26.07.2017
    Da staune ich riesige Bauklötze, kunterbunte: Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth in der BAYERISCHEN STAATSZEITUNG mit dem Titel "Seehofers Diesel-Unfug" und der Job in der Redaktion ist nicht weg?
  2. Sir Bartl am 26.05.2017
    Eine Abwrackprämie für Stinkerdiesel bekommen eh nur die Leute, die sowieso Geld für eine neues Auto haben. Wer denkt an die Familien mit Kindern, die auf ihr altes Auto einfach angewiesen sind?!? Wo das Auto noch mindestens 5-10 Jahre halten muß? Klar, keiner. Fördert doch mal die Familien. Nicht nur mit 2,- EUR mehr Kindergeld. Herr Schäuble, was machen Sie mit unseren Milliarden Steuerüberschuss!!!

    10.000,- EUR Wechselbonus beim Kauf eines E-Autos in Frankreich?! Wer spendiert die Differenz zum tatsächlichen Kaufpreis? E-Autos mit einigermaßen Reichweite gibt's derzeit nur von Tesla. Bei einer tatsächlichen Reichweite von 350 km im Winterbetrieb darf man für den Tesla mit der großen Batterie gut 100.000,- EUR hinlegen. Klar, jeder Familienvater hat mal schnell 90.000,- EUR auf der Seite.
    Eine Farce!!!!!
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