Politik

Bis zu 70 Meter hohe Strommasten in der Landschaft - das gefällt niemanden. (Foto: dpa)

28.01.2014

Stromautobahn sorgt für Ärger

Bürger haben Angst vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder fürchten um ihre intakte Landschaft: Vor allem in Oberfranken ist der Ärger über die Pläne zum Bau einer 450 Kilometer langen Trasse groß. Die wichtigsten Fragen und Antworten

Von Sachsen-Anhalt in den Landkreis Augsburg soll eine Starkstromtrasse die von den großen Windparks erzeugte Energie in den Süden schaffen. Doch entlang der vom Netzbetreiber Amprion favorisierten Route macht sich Ärger breit: Bürgerinitiativen gründen sich, Politiker feilen an Resolutionen und Protestbriefen. Denn landschaftlich reizvolle Gebiete wie das Fichtelgebirge oder das Altmühltal würden künftig von hohen Strommasten durchschnitten. Der Netzbetreiber selbst verspricht Transparenz. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wieso ist die 450 Kilometer lange Stromautobahn überhaupt notwendig?
Die Energiewende ist schuld daran. Bislang sorgen Atom- und Kohlekraftwerke, die relativ gleichmäßig auf Deutschland verteilt sind, für Strom. Das machte bislang große Stromtrassen über lange Strecken weitgehend unnötig. Bei den erneuerbaren Energien ist es komplizierter. Beispiel Windkraft: An der Küste, im Norden und im Osten ist diese Variante der Stromerzeugung weit verbreitet. Doch benötigt wird viel Strom in den industriellen Zentren des Südens. Also muss der Strom dorthin transportiert werden. Dafür braucht man neue Starkstromleitungen. Laut Bundesnetzagentur verlangt auch der gemeinsame europäische Strombinnenmarkt nach neuen "leistungsfähigen Verbindungen".

Warum sind Naturschützer gegen die Trassen, wo sie doch wegen des geforderten Atomausstiegs notwendig werden?
Der Bund Naturschutz (BN) findet, dass die Energiewende falsch angepackt worden ist. BN-Experte Herbert Barthel sagt, die Trassenpläne stünden für ein zentrales Energiekonzept. Der BN dagegen werbe für dezentrale Energiegewinnung in den Regionen -Stromautobahnen seien dann überflüssig.

Welchen Zeitrahmen gibt es?
2022 soll die Trasse ans Netz gehen. Betreiber Amprion hat jetzt der Bundesnetzagentur eine Vorzugstrasse genannt, aber auch noch Alternativvorschläge gemacht. Es werden weitere ausführliche Prüfungen folgen. "Das ist sehr aufwendig", sagt eine Sprecherin des Unternehmens.

Welche Argumente haben die betroffenen Kommunen gegen den Bau der Trasse?
Bis zu 70 Meter hohe Strommasten in der Landschaft - das gefällt niemanden. Der Widerstand ist an bestimmten Trassenabschnitten aber gering, da die Stromleitungen nahe der Autobahn 9 verlaufen sollen. Die Masten würden dann weniger stören als in intakten Landschaften. Doch im Landkreis Hof soll die Leitung von der Autobahn abweichen, Richtung Marktredwitz und über Speichersdorf und Pegnitz (Landkreis Bayreuth) nach Mittelfranken führen. Die betroffenen Kommunen argumentieren, dass sie selbst schon wichtige Beiträge zur Energiewende leisten: Im Landkreis Hof etwa ist die Windkraft stark vertreten, die Gemeinde Speichersdorf setzt auf Biogas und Photovoltaik. Dass nun auch noch die Stromautobahn kommen soll, verärgert viele Lokalpolitiker. Sie fühlen sich für ihre Anstrengungen zur Energiewende fast noch bestraft. Bürger seien zudem verunsichert, weil sie gesundheitliche Schäden durch die Magnetfelder der Leitungen fürchteten, sagt der Speichersdorfer Bürgermeister Manfred Porsch.

Können Bürger und Kommunen das Projekt verhindern?
Die ersten Bürgerinitiativen haben sich bereits gegründet, Lokalpolitiker haben Protestbriefe formuliert, auch die örtlichen Abgeordneten haben sich schon zu Wort gemeldet - im Moment gibt es aber keine Handhabe, die Planungen zu stoppen. Das Heft des Handelns hat die Bundesnetzagentur in der Hand. Erst wenn das Planfeststellungsverfahren beginnt, können Einwände formal vorgetragen werden. Netzbetreiber Amprion hat viele Informationen ins Internet gestellt und verspricht größtmögliche Transparenz. Für die kommenden Tage sind Infoveranstaltungen angekündigt. Kritik gab es daran in Oberfranken, wo das Unternehmen nach Kulmbach eingeladen hat - die Stadt liegt weit entfernt von der geplanten Trasse. Viele betroffene Kommunen haben aber Busfahrten organisiert, um möglichst viele kritische Bürger nach Kulmbach mitzunehmen. (Kathrin Zeilmann, dpa)

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