Politik

04.07.2014

Sturm im Wasserglas

Ein Kommentar von Roswin Finkenzeller

Horst Seehofer sitzt fest im Sattel. Die Zuneigung zu ihm hält sich in Grenzen, doch jeder scheut die Turbulenzen, die sein Untergang heraufbeschwören würde. Weit und breit ist kein Parteifreund zu sehen, der unter starker Beteiligung der Kreisverbände den Kampf mit ihm aufnehmen könnte. Zum großen Kummer parteipolitischer Kriegsberichterstatter ist in der CSU das Ruhebedürfnis noch etwas stärker ausgeprägt als die Rauflust. Auf ihrem netten Pöstchen, das sie vielleicht sogar dank Seehofer bekleiden, sind zu viele Ehrgeizlinge konfliktscheu geworden.

Kritik, von einer Streicheleinheit nicht weit entfernt


Am CSU-Ergebnis der Europawahl, das nach europäischen Begriffen phänomenal, aus bayerischer Sicht jedoch blamabel war, rieb sich der Mittelbau der Partei nur anstandshalber. Hätte die Partei ihren Unmut noch kleiner dosiert, wäre das Publikum womöglich auf den Gedanken gekommen, eine wichtige Partei nehme sich selber nicht mehr ernst. Um die Milde, mit der Horst Seehofer auf der letzten CSU-Vorstandssitzung gerüffelt wurde, dürften sozialdemokratische Politiker ihn beneiden. Kritik, die von einer Streicheleinheit nicht weit entfernt ist, lässt der Partei- und Regierungschef sich gern gefallen. Und ein Gesicht zu machen, als wäre er auf der Wallfahrt und nicht auf einem Parteikonvent, liegt ihm ganz besonders. Er bot das kameradschaftliche Minimum, als er seine Dialogbereitschaft beteuerte. Er meinte, die halbpeinliche Angelegenheit habe ihn ein wenig verändert, „wenn Sie so wollen“. Die Parteifreunde wollten unbedingt. Sollten sie doch ihren Spaß haben.
Dafür hat Seehofer seine Ruhe, die er auch dringend braucht, um in Berlin an der Sozialdemokratisierung von CDU/CSU mitzuwirken. Er tut das ohne Aufhebens, im Einklang mit der treibenden Kraft Angela Merkel, unter wohlwollender Duldung der Genossen um Sigmar Gabriel und gegen einen lächerlich geringen Widerstand in den eigenen Reihen. Niemand möchte den tiefgreifenden und gar nicht einmal unpopulären Wandel an die große Glocke hängen. Auch vielen bayerischen Wählern ist es recht, wenn sie im Bund eine SPD-Politik kriegen, ohne dafür SPD wählen zu müssen.

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