Politik

25.02.2011

Summa summarum

Ein Kommentar von Alexandra Kournioti

Karl-Theodor zu Guttenberg ist nicht länger Doktor der Jurisprudenz. Nicht etwa, weil er selbst auf seinen akademischen Titel verzichtet hat oder weil Alice Schwarzer die Aberkennung forderte. Nein, die Universität Bayreuth, an der zu Guttenberg promoviert wurde, hat ihm jetzt die Doktorwürde entzogen. Und allein sie wird auch entscheiden, ob sie den Bundesverteidigungsminister wegen vorsätzlichen Plagiats strafrechtlich verfolgen will. Das ist die erste Lehre aus der Causa zu Guttenberg: Universitäten sind eine Instanz mit bindenden Regeln für die wissenschaftliche Familie. Wer dagegen verstößt, wird selbst verstoßen. Damit reagiert das akademische Kontrollsystem allemal konsequenter als viele Untersuchungsausschüsse.

Die meisten Promovenden sind ehrlich


Lehre zwei: Ungleich wichtiger als die politische Zukunft zu Guttenbergs ist, dass die Wissenschaftswelt ob dieses Skandals nicht in Verruf gerät; dass Doktor-Titel made in Germany international auch künftig Prädikat-Status behalten werden. Denn eines ist gewiss: Der Minister gehört zur Minorität, dem die Majorität glaubwürdiger Akademiker gegenübersteht. In ihren Dissertationen bereichern sie mit Respekt vor dem geistigen Eigentum anderer und mit eigenen Erkenntnissen die Forschung. Egal, ob als wissenschaftlicher Nachwuchs oder im Rahmen einer externen Dissertation: Die meisten Promovenden sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Ihr Beitrag ist Rohstoff und Garant für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung. Lehre drei: Zu Guttenbergs Schummeleien werden allenfalls wenige beeinflussen, es ihm gleichzutun. Diese Fälle kann man getrost dem Scharfsinn von Gutachtern und Prüfungskommissionen überlassen: Etliche Mogler werden überführt und müssen ihre Promotionsurkunde wegen Betrugs zurückgeben. Ohne Promi-Faktor erfährt die Öffentlichkeit nur nichts davon.
Lehre vier: Die verbreitete Annahme, Politiker kämen mit zusammengeschusterten Dissertationen durch, widerlegt beispielsweise die Vita des CDU-Manns Andreas Kasper. Der ehemalige Vorsteher des Landesverbands Lippe hat ebenfalls seinen Doktor verloren, weil er abkupferte. Zudem wurde er strafrechtlich verurteilt und verlor alle seine politischen Ämter. Letzteres unterscheidet ihn von zu Guttenberg - noch.

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.