Politik

23.03.2018

Überflüssige Islamdebatte

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Kaum im Amt, produziert der CSU-Vorsitzende und neue Bundesinnenminister Horst Seehofer einen Aufreger nach dem anderen: Nach der Forderung, die Grenzkontrollen auszuweiten und Geflüchtete ohne Bleiberecht schneller abzuschieben, folgte jetzt die Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Es folgte der erwartbare Aufschrei – sowie das gleichfalls erwartbare Umfrageergebnis, wonach mehr als drei Viertel der Deutschen genauso denken.

Die CSU versteht sich seit jeher meisterlich darauf, die Empörungsmaschinerie anzuwerfen. Während die Opposition brav über jedes Stöckchen springt, das ihr hingehalten wird. Dabei ist hinter dem jeweiligen Gekeife wenig Spektakuläres zu entdecken. Natürlich gehört der Islam, historisch betrachtet, nicht zu Deutschland. Einfach deshalb, weil Deutschland nun mal ein christlich geprägtes Land ist. Natürlich aber gehören die hier lebenden Muslime zu Deutschland. Das bezweifelt nicht mal die CSU.

Seehofer hat es sogar ausdrücklich gesagt – was aber verpufft ist, weil es so schön ist, sich aufzuregen. Und so hat jeder, was er will: die CSU ein halbes Jahr vor der Landtagswahl bundesweite Aufmerksamkeit sowie den Zuspruch der Bevölkerungsmehrheit. Und die Opposition das Gefühl moralischer Überlegenheit und wohliger Selbstvergewisserung.

Eine Beantwortung der Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, löst kein einziges Problem

Bleibt die Frage, was eigentlich die Bürger von diesem Streit haben. Wem ist bitte mit der Erkenntnis gedient, der Islam gehöre oder gehöre nicht zu Deutschland? Tatsächlich birgt das Thema Islam jede Menge Fragen, die einer Antwort harren: Wie geht es mit dem Islamunterricht an Schulen weiter? Wie kann es gelingen, auf islamischer Seite endlich einen Ansprechpartner zu benennen, der dem Staat als Verhandlungs- und Ansprechpartner dient – vergleichbar unseren Landeskirchen? Wie kann man sicherstellen, dass alle muslimischen Frauen und Mädchen es schaffen, mit Blick auf patriarchalisch geprägte Familien deutsche Rechte einzufordern?

Könnte man nur eines dieser und weiterer Probleme lösen, wäre sehr vielen Menschen geholfen. Doch es würde eben gewaltige Mühen bedeuten. Und manchmal auch den Mut, einzugestehen, dass sich nicht alles schaffen lässt. Um wie viel leichter ist es da, einfach einen plakativen Satz herauszuplärren.

Kommentare (2)

  1. Wieland Kretschmer am 23.03.2018
    So soll es sein: Die Medien erklären dem blöden Bürger, dass eine Debatte gefälligst nicht stattzufinden hat!
    Wo kämen wir denn da hin, wenn die Bevölkerung einfach einen eigenen Kopf hat und nicht akzeptiert, was die Herrschenden zu denken vorgibt. Das wäre ja fast wie in einer Demokratie - Pfui Deibel!
  2. Zweifel angebracht am 23.03.2018
    Ich habe starke Bedenken was den Satz, die hier lebenden Muslime gehören zu Deutschland, anbelangt!

    Menschen die es in 40 Jahren nicht geschafft haben sich zu integrieren, bzw. deren nicht integrationswilligen Sprösslinge gehören für mich genauso wenig zu Deutschland wie die vielen, die nur hierher kommen um sich auf unser Sozialsystem zu legen. Oder die ganzen Erdogan-Anhänger, Kopftuchträgerinnen etc., das könnte man noch weiter führen!

    Für mich gehören die Muslime zu Deutschland die sich hier gut angepasst haben, unsere Sprache sprechen (sollte bei jahrzehnte langem Aufenthalt möglich sein), nicht gegen unsere Sitten und Gebräuche opponieren und ständig versuchen uns ihre Riten aufzudrücken. Arbeiten, Steuern zahlen, keine kriminellen Clans, Menschen die unsere Land und unsere Gesetze achten und respektieren und entsprechend verhalten.

    Immer solche Pauschalaussagen kommen nicht gut an, egal aus welcher Richtung, liebe Frau Taschner.
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