Politik

29.05.2015

Vom Grexit zum Brexit

Ein Kommentar von Roswin Finkenzeller

Alexis Tsipras ist ein begabter Politiker. In Griechenland verwirklicht er den Sozialstaat seiner Träume und finanziert ihn mit fremdem Geld. Europa zahlt. Unter der Bezeichnung „Schuldenschnitt“ ist schon eine ganze Reihe von Darlehen in Geschenke umgewandelt worden. Vorerst geht die Party weiter, am ganz großen Hilfspaket Nr. 3 wird schon gearbeitet. Angela Merkel sagte, Griechenland werde im Euro-Raum gehalten, koste es, was es wolle. Nun gut, genau so viel kostet es.
Tsipras und sein Blitzableiter, der komödiantische Finanzminister Varoufakis, glauben sich schon deshalb ein Leben auf Pump erlauben zu können, weil die Brüsseler Funktionäre Experten im Vertragsbruch sind. Der Stabilitätspakt, von der Regierung Kohl einst als Beweis ewiger europäischer Solidität gepriesen, ist mit seiner Schuldenbegrenzung heute nur noch eine Lachnummer. Der Maastricht-Vertrag mit seiner No-bail-out-Klausel ist von der Praxis längst in sein Gegenteil verkehrt worden, denn als erzeuropäisch gilt es zurzeit, wenn ein Staat den anderen finanziell zu Hilfe eilt. Außerdem wünschen die USA, dass Griechenland in der NATO bleibt. Die westliche Angst vor russischen Dauergästen in griechischen Häfen vergrößert das Erpressungspotenzial der Syriza-Politiker enorm. Deshalb die Groteske, dass sich ein amerikanischer Präsident für hellenische Ökonomie interessiert.

Glückliche Briten


Die Vision Grexit, Griechenlands längst fälliger Austritt aus dem Euro-Raum, verliert zurzeit ein wenig von ihrem Schrecken. Nach wie vor aber wäre das ein Schlag für die Brüsseler Selbstgefälligkeit und den Herrschaftsanspruch der EU-Kommission. Außerdem könnte der Grexit Schule machen und etwa die Briten zu einem Brexit verleiten, dem Bruch mit der EU überhaupt. David Cameron verhandelt im besten Tsipras-Stil mit Brüssel, indem er ungeniert erklärt, im Vereinigten Königreich könne Europa für seine schwächelnde Beliebtheit nur dadurch etwas tun, dass es eine Reihe britischer Forderungen erfülle, etwa bei Problemen mit der Einwanderung. Und wenn jemand es hören möchte, sagt Cameron ganz laut, wie glücklich England sei, weil es den Euro gar nicht erst eingeführt habe.

Kommentare (4)

  1. Susanne am 01.06.2015
    Die bayerische Staatsregierung bzw. deren Vorgänger tragen die
    Hauptschuld an diesem Desaster!!!
  2. Diana am 31.05.2015
    Der letzte macht das Licht aus und bleibt auf den Schulden sitzen. Und ratet mal, wer das ist.
  3. Karl am 29.05.2015
    Frage der Woche:

    Soll Griechenland ein Hilfspaket Nr. 3 erhalten!

    Antwort: Nein
  4. Karl am 29.05.2015
    An der ganzen Missere ist Schuld die bayerische Politik, weil
    Sie im "Wissen" des falschen Haushaltes der Griechen
    einem Beitritt in die EU zugestimmt haben.
    Nur wollen die Politiker davon nichts mehr Wissen!!!!!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.