Politik

Ein früherer Audimanager soll’s für die SPD richten: Werner Widuckel (rechts neben Christian Ude) erklärt auch gleich, was ihn von Wirtschaftsminister Zeil (FDP) unterscheidet: drei Jahrzehnte Unternehmenspraxis. (Foto: dpa)

14.09.2012

Wahlkämpfer in Wartestellung

Die SPD überrascht bei ihrer Herbstklausur mit einem neuen Wirtschaftsberater, die FDP macht sich mit 8-Prozent-Prognosen Mut

Der Sozialdemokrat Markus Rinderspacher ist zwar der jüngste Fraktionschef im Landtag. Dass man eine Klausurtagung aber am besten mit einem Paukenschlag eröffnet, hat er schon gelernt. Also verkündet er gleich zu Beginn der SPD-Herbstklausur in Kulmbach, dass ein zweiter Landesbank-Untersuchungsausschuss noch vor der Landtagswahl „nahezu unumgänglich“ sei. Wegen ihres fehlgeschlagenen Abenteuers mit der österreichischen Hypo Group Alpe Adria (HGAA) stehen bei der BayernLB womöglich weitere gut drei Milliarden Euro im Feuer. Geld, das vor der Landtagswahl 2008 in mehreren Tranchen zur Stützung der maroden HGAA von München nach Klagenfurt geflossen ist. Als rückzahlbare Darlehen, sagt die BayernLB, als „verdeckter Eigenkapitalzuschuss“, hört man aus Kärnten.

Schon wieder: Die Landesbank-Pleite


Weil die Rückzahlung der Staatshilfen zur Rettung der BayernLB wesentlicher Bestandteil des schwarz-gelben Schuldentilgungsplans ist, müsse nun „vollumfänglich aufgeklärt“ werden, fordert Rinderspacher.
Die SPD begradigt in Kulmbach aber auch eine eigene Front. Für eine klare Linie in der Wirtschaftspolitik soll künftig der frühere Audi-Manager Werner Widuckel sorgen. Audi und SPD – das gab es schon einmal. 1994 holte sich Renate Schmidt den Audi-Vorstand Andreas Schleef in ihr Wahlkampfteam. Den 53-jährigen Widuckel, der heute an der Uni Erlangen-Nürnberg Personalmanagement und Arbeitsorganisation lehrt, hat sich Spitzenkandidat Christian Ude ausgeguckt. Widuckel ist seit 1974 Genosse, der Stallgeruch passt also. Und das Selbstbewusstsein auch. En passant lässt Widuckel einfließen, dass er nach drei Jahrzehnten im VW-Konzern einige Erfahrungen in der Unternehmenspraxis habe, was ihn von Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) unterscheide. Überhaupt sei die Wirtschaftspolitik der Staatsregierung „zu schmalspurig und zu wenig strategisch“.

Eine Premiere: Zum ersten Mal ist der Verband der Wirtschaft zu Gast


Diese Einschätzung passt nahtlos zur „Kulmbacher Erklärung“ der SPD für eine aktive Politik in den ländlichen Räumen. Das umfangreiche Papier ist schon so eine Art Regierungsprogramm. „Die Erklärung enthält konkrete Punkte für das Handeln in einer sozialdemokratisch geführten Regierung“, erklärt die zuständige Fachpolitikerin Annette Karl. Kernpunkt ist eine regionale Struktur- und Wirtschaftspolitik für alle Landesteile. Eine Premiere gibt es in Kulmbach dann auch noch. Erstmals trifft sich die SPD-Fraktion offiziell mit dem Verband der bayerischen Wirtschaft. Dessen Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt scheut sich nicht, Differenzen klar zu benennen, SPD-Wirtschaftssprecher Thomas Beyer erkennt in dem Gespräch aber den Fortschritt, „dass die SPD mittlerweile auch als Akteur in Wirtschaftsthemen wahrgenommen wird“.
 Während die SPD in Kulmbach für die Regierungsübernahme probt, setzt die FDP in Herzogenaurach auf Machterhalt. Mindestens acht Prozent gibt Fraktionschef Thomas Hacker als Wahlziel aus, den notorisch schlechten Umfragewerten zum Trotz. Spitzenkandidat Martin Zeil setzt diesen selbstbewusst entgegen: „Die FDP wird gebraucht in Bayern.“ Er habe bei seinen Sommerterminen „niemanden gefunden, der zurück zur CSU-Alleinregierung will“. Auf ihrer Klausur debattiert die FDP Leitlinien einer liberalen Bildungsoffensive, den Weg zu einer familienfreundlichen Arbeitswelt und den Infrastrukturausbau im Freistaat.
CSU, Grüne und Freie Wähler treffen sich erst kommende Woche zur Klausur. Schwerpunkt bei der CSU auf Kloster Banz wird der Weg Bayerns in die digitale Zukunft sein, die FW haben in Bamberg den Haushalt 2013/14 auf der Tagesordnung und wollen ein neues Tourismus-Konzept für Bayern erarbeiten. Bei den Grünen in Erlangen geht es um Integration, Forschung und Verbraucherschutz. Und ein paar Paukenschläge wird man sich gewiss auch aufgehoben haben. (Jürgen Umlauft)

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