Politik

18.03.2011

Warten auf den großen Knall

Die Streiks der Lokführer-Gewerkschaft GDL haben den bayerischen Firmen Bayern bislang nicht geschadet

Der Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL hat den Firmen in Bayern nicht wie befürchtet geschadet. Dafür war er zu kurz. Bei BMW lief der Betrieb am vergangenen Donnerstag ganz normal: Die Streiks im Güterverkehr trafen weder die Produktion noch die Auslieferung, erklärte ein Sprecher. Auch die Betriebe Audi und Wacker Chemie spürten nach eigenen Angaben von den Arbeitsniederlegungen der Lokführer in der vergangenen Woche nichts, mit denen die GDL einheitliche Tarifstandards im Bahnverkehr durchsetzen, egal, für welches Unternehmen sie fahren.
Entgegen der Prognosen des Verbands der Bayerischen Wirtschaft VBW blieben Gewinneinbußen wegen der bundesweiten Arbeitsniederlegungen aus. „Ein einzelner Streiktag hat kaum Auswirkungen”, sagte ein Sprecher von Wacker Chemie. Die Ausfälle könnten die Firmen überbrücken, indem sie bei der nächsten Lieferung mehr Materialien anfordern.
Das geht nicht mehr, wenn die Streiks mehrere Tage dauern. Dann entstünden laut BDI-Boss Werner Schnappauf täglich Schäden in mindestens zweistelliger Millionenhöhe. „Spätestens wenn die Lagerreserven aufgebraucht sind, werden Ausfälle des Schienengüterverkehrs die Produktionsabläufe unterbrechen bis hin zum völligen Stillstand“, sagte er.
Weil ihre Mitglieder an einer solchen Schlüsselposition sitzen, hat die Gewerkschaft GDL viel Macht. Die Unternehmen fürchten die Streiks der Lokführer. Das weiß auch Claus Weselsky, der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft. Er sagte Anfang der Woche, „wir werden – falls nötig – öfter hintereinander streiken. Und wir werden länger streiken als 2007. Das erhöht den Druck.” Vor vier Jahren legten die Zugführer schon einmal mehrere Tage lang den Bahnverkehr lahm, die Industrie registrierte Gewinnausfälle in Millionenhöhe. Streiks bei Privatbahnen
Auch in diesem Jahr stehen voraussichtlich weitere Streiks bevor. Zwar verhandelt die Deutsche Bahn derzeit mit der GDL. Auf den DB-Strecken wird solange nicht gestreikt. Doch die meisten privaten Bahnunternehmen haben den Forderungen der Gewerkschaft eine Absage erteilt. Es muss jetzt mit jedem Betreiber einzeln verhandelt werden.
Die Gewerkschaft könnte mit den Streiks aber vor allem sich selbst und der gesamten Arbeitnehmervertretung geschadet haben. Es haben nicht nur zwei private Bahnunternehmen gegen die Gewerkschaft geklagt, weil die „Arbeitskampfmaßnahmen unverhältnismäßig” seien. Das heißt, die Auswirkungen der Streiks seien zu groß, dafür, dass sie die Rechte von so wenigen Arbeitnehmern betreffen.
Auch die Politik horcht auf. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil sagte, es sei sinnvoll, das Streikrecht einzuschränken. Ginge es nach ihm, sollte es nur möglich sein, zu Arbeitsniederlegungen aufzurufen, wenn ein Schlichtungsverfahren gescheitert ist. „Die Interessen Einzelner dürfen nicht auf dem Rücken der Allgemeinheit ausgetragen werden”, sagte er.
(Veronica Frenzel)

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