Politik

17.01.2014

Weltbild: Ein Skandal

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Ausgerechnet die katholische Kirche! Mit der Insolvenz des Weltbild-Verlags kommen Fakten ans Licht, die der christlichen Soziallehre diametral entgegenstehen. Man kann es auf die simple Formel „Wasser predigen und Wein trinken“ reduzieren: Prunkbauten finanzieren, bei Weltbild jahrelang fette Gewinne abschöpfen und dann die Verlagsmitarbeiter im Regen stehen lassen, weil plötzlich Geld fehlt. Da braucht sich niemand mehr wundern, dass immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren.

Die Kirche hat ihre Verantwortung sträflich vernachlässigt


Unternehmerische Inkompetenz, gepaart mit einem gnadenlosen Kapitalismusverständnis haben das Aus der Weltbild Verlagsgruppe aus Augsburg befördert. Unfähigkeit deshalb, weil lange schon klar war, dass man in Zeiten von Amazon und Kindle eine digitale Strategie haben muss, um im Buchhandel bestehen zu können. Außerdem hätte der Untergang von Quelle im Jahr 2009 auch die Weltbild-Verantwortlichen wachrütteln müssen. Mit reinem Katalogbestellwesen kann man im Internetzeitalter nicht bestehen.
Doch die Probleme von Weltbild haben nicht nur mit Bits und Bytes zu tun. Mit dubiosen Vorauskassepraktiken im Neukundengeschäft, Neonazi-Literatur und einem überforderten Versandservice hat man immer mehr Kunden verprellt. Kein Wunder, dass der Umsatz massiv eingebrochen ist.
Die zwölf Bistümer, der Verband der Diözesen Deutschlands und die katholische Soldatenseelsorge, denen die Verlagsgruppe mit rund 6800 Beschäftigten und zuletzt fast 1,6 Milliarden Euro Jahresumsatz gehört, haben ihre Verantwortung sträflich vernachlässigt. Das zeigt sich auch an den 60 Millionen Euro, die sie zuletzt dem Verlag zugesagt und erst vor ein paar Tagen widerrufen haben – trotz Zustimmung der Banken zum Sanierungskonzept. Als zu hoch haben sie den Kapitalbedarf für die nächsten drei Jahre (immerhin 160 Millionen Euro) identifiziert. Auch ein dreistelliger Millionenbetrag für die Entschuldung des Unternehmens wäre zusätzlich fällig gewesen.
In Augsburg geht es aktuell um 2200 Arbeitsplätze. Die Kirche sollte sich da schnell etwas einfallen lassen. Nach dem Staat zu rufen, ist für die wohlhabende Kirche eine äußerst unglückliche Optik. Noch dazu vor dem Hintergrund, dass die 31 Millionen Euro für den Bischofssitz in Limburg locker drin waren.

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