Politik

29.01.2010

Wenn der Superstar abtritt

Linke

Die Lafontaine-Partei: Dieses Synonym für Die Linke ist symbolisch für die Führungskrise, in der sich die Partei seit dem angekündigten Abgang ihres bisherigen Vorsitzenden befindet. Lafontaine, das war Die Linke und Die Linke, das war Lafontaine. Wie viele Bürger könnten wohl aus dem Stegreif sagen, dass Lothar Bisky ebenfalls bis dato Linke-Vorsitzender ist? Kein Wunder, dass die Gruppierung nun dasselbe Problem hat wie alle Parteien, die zu sehr mit einer Führungsperson identifiziert werden: Unweigerlich werden alte Flügelkämpfe aufbrechen, die Spaltung des Gesamtgefüges ist nicht ausgeschlossen. Dem will man bei der Linken jetzt mit einer Doppelspitze aus Gesine Lötzsch (Zugeständnis an den Osten) und Klaus Ernst (Zugeständnis an den Westen) begegnen. Mit dieser Kombination gibt man jedoch vor allem eines zu: dass die ideologische Trennlinie in der Partei noch immer existiert. Ausgerechnet zwei Leute jenseits der Star-Riege von Gysi, Pau & Co. sollen die heterogene Gruppierung aus ehemaligen WASGlern, SPDlern sowie PDS- und SED-Mitgliedern (zusammen)führen. Ob das der chamäleonartigen Lötzsch und dem autoritären Ernst gelingen wird, ist mehr als fraglich: Wie sollen Politiker, die sich beide noch bundesweit profilieren müssen, Ruhe in die Partei bringen? Ein Machtkampf der beiden ist mehr als wahrscheinlich. Bei dem Schweinfurter Klaus Ernst darf man zudem zweifeln, ob es ihm gelingen wird, die bayerische Linke zu beflügeln. Nach jüngsten Umfragen könnte die immerhin mit 5 Prozent in den Landtag einziehen. Klaus’ Image aber als Machtmensch der brutalen Art könnte einem Auftrieb im Freistaat eher schaden: Parteiinterne Kritiker bescheinigen ihm, missliebige Kollegen ohne Pardon abzusägen, sich aufbrausend und beratungsresistent zu gerieren. Nicht ohne Grund hat man ihm den Spitznamen bajuwarischer Volkstribun verpasst. Dass auch der übermächtige Lafontaine als Napoleon von der Saar bezeichnet wird, ist nicht als Gleichstellung zu verstehen: Es zeigt den Format-Unterschied der beiden. Die Linke wäre gut beraten, bei ihrem Parteitag Mitte Mai keine Übergangskandidaten wie Lötzsch und Ernst zu wählen. Sonst könnte es ihr ergehen wie ehedem der Schill- oder der Haider-Partei: Die haben ihre Bedeutung auch wegen profilloser Nachfolger ganz beziehungsweise fast verloren.

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