Politik

Laptops in der Flugzeug-Kabine - damit könnte es auf Flügen in die USA bald vorbei sein. (Foto: dpa)

26.05.2017

Worum geht es Trump wirklich?

Das Einreiseverbot für Muslime in die USA scheiterte – das geplante Laptop-Verbot könnte eine Ersatz-Schikane sein

Langstreckenflüge sind eigentlich deutlich abwechslungsreicher geworden in letzter Zeit. Privatreisende sind nicht mehr aufs Bordprogramm angewiesen, sondern können sich die vielen Stunden mit Spielfilmen vertreiben, die sie auf das eigene Tablet heruntergeladen haben. Geschäftsleute können auf ihrem Laptop während des Flugs arbeiten, neuerdings dabei sogar online bleiben. Eine schöne neue Welt. Doch sie könnte für Europäer bald schon wieder vorbei sein – jedenfalls auf Flügen in die USA.

Von dort dräuen ungute Nachrichten. Die Bastler der Terrororganisation „Islamischer Staat“ sind angeblich seit geraumer Zeit in der Lage, Sprengstoff in Laptops und ähnliche elektronische Geräte so einzubauen, dass er mit gängigen Flughafenkontrollen schwer zu entdecken ist. Wer hin und wieder mit seinem Laptop fliegt, der entgeht dem so gut wie regelmäßigen Sprengstofftest schon heute kaum.

Den USA reicht das nicht. Im März haben sie Laptops in der Kabine untersagt, vorerst auf zehn Strecken aus dem arabischen Raum, der Türkei und Nordafrika. Betroffen sind sämtliche elektronischen Geräte, die größer als ein Mobiltelefon sind: Laptops, Tablets, E-Book-Reader, Foto-Kameras. Nun könnte der Laptop-Bann bald auch für Flüge aus Europa gelten, wie das US-Heimatschutzministerium vergangene Woche in Brüssel mitteilte. Um dies umzusetzen, sind die USA rein rechtlich auf das Einverständnis ihrer europäischen Partner nicht angewiesen.

Dem Europaabgeordneten Markus Ferber (CSU) fehlt allerdings bislang eine stichhaltige Begründung. Statt Laptops im Handgepäck zu verbieten, will Ferber lieber die Sicherheitskontrollen verbessern. Mobile Computer künftig nur noch im Frachtraum des Flugzeugs zu transportieren, sei schließlich auch keine Lösung: „Wenn alle Laptops dann dort zusammen in einem Container verstaut sind, haben wir ein besonderes Risiko: Lithium-Akkus sind hochentzündlich. Dass plötzlich ein riesiger Lithium-Haufen entflammt, kann doch nicht im Sinne einer verstärkten Sicherheit sein.“

Droht ein Deal zwischen den USA und Großbritannien,
um Heathrow zu promoten?

Fachleute betonten, dass besonders Metallbrände sehr schwer zu löschen sind. Generell hilft nur, das Feuer mit Sand zu ersticken oder dem brennenden Gerät mit einer feuerfesten Hülle die Sauerstoffzufuhr abzuschneiden. Kein leichtes Unterfangen auf Reiseflughöhe. Aber geht es der US-Regierung überhaupt um solche Fragen? Oder eher darum, die Einreise in die USA ein bisschen schwieriger zu machen?

Es dürfte US-Präsident Donald Trump immer noch gehörig fuchsen, dass sein sogenannter Muslim Ban, ein 90-tägiges Einreiseverbot für Iraker, Iraner, Syrer, Libyer, Sudanesen, Somalier und Jemeniten, vorläufig nicht in Kraft gesetzt werden kann. Am 27. Januar und zuletzt am 16. März hatte er entsprechende Dekrete erlassen und wurde beide Male von einem Bundesgericht gestoppt.

Die EU fürchtet derweil einen Deal zwischen London und Washington, der Laptops im Handgepäck auf USA-Flügen aus Europa nur noch über Großbritannien zulassen könnte. Dies würde die Attraktivität britischer Fluggesellschaften sowie des Umsteigeflughafens London-Heathrow gegenüber kontinentaleuropäischen Airports extrem erhöhen. Dafür spricht, dass auch Großbritannien einen Laptop-Bann für Flüge auf bestimmten Strecken aus Afrika und Asien verhängt hat. Zudem lassen sich die Amerikaner erstaunlich wenig darüber entlocken, weshalb plötzlich konkrete Gefahr von mutmaßlichen Sprengstoff-Laptops ausgeht.

Andere Kabinenverbote sind leichter begründbar. Seit dem Anschlag auf das World Trade Center im September 2001 sind Teppichmesser, Scheren und sogar Nagelclipser im Handgepäck untersagt. Bis dahin war alles bis 10 Zentimeter Klingenlänge erlaubt. Seit der sogenannte Schuhbomber Richard Reid im Dezember 2001 Sprengstoff im Schuh versteckt hatte, müssen Passagiere mit Ziel USA ihr Schuhwerk vom Handgepäck-Scanner durchleuchten lassen.

Im Jahr 2006 deckten britische Sicherheitsbehörden den Plan von Terroristen auf, flüssigen Sprengstoff in Getränkedosen an Bord zu schmuggeln. Seitdem dürfen Flüssigkeitsbehälter im Handgepäck nicht mehr als 100 Milliliter enthalten und müssen alle miteinander in einen transparenten Beutel von höchstens einem Liter Fassungsvermögen passen.

Dies musste jüngst auch ein Passagier einsehen, der von Berlin-Tegel nach Düsseldorf flog und vorher lecker eingekauft hatte: neben einem Paket Butter enthielt sein Handgepäck 272 Gramm Büffelmozzarella, 155 Gramm Krabbensalat und 140 Gramm Heringssalat. An Bord durfte er damit nicht. Das Tegeler Sicherheitspersonal nahm ihm, trotz seines lautstarken Protests, alles weg – mit Ausnahme der Butter. Der Feinschmecker klagte gegen diese Maßnahme und verwies auf Originalverpackung, Kassenbeleg, durchsichtige Plastikbehälter und die vorwiegend feste Konsistenz seiner Viktualien. Recht bekam er trotzdem nicht. Den Richtern kam es vor allem auf die Packungsgröße an: Wären die Nahrungsmittel einzeln zu unter 100 Milliliter abgepackt gewesen – das Sicherheitspersonal hätte kulant-kulinarisch entscheiden dürfen.
(Jan Dermietzel)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.