Politik

27.03.2015

Zerstörter Lufthansa-Nimbus

Ein Kommentar von Ralph Scheinfurth

Selbstmord oder Selbstmordattentat – es wird sich hoffentlich noch aufklären, weshalb sich die schwerste Katastrophe in der neueren deutschen Luftfahrtgeschichte mit 150 Toten ereignen konnte. Eine Sicherheitsdiskussion sollte es auf jeden Fall befeuern, ob es nicht doch sinnvoller ist, Cockpittüren wieder von außen öffnen zu können.
Doch gleich, welche Motive der Co-Pilot hatte, die Tragödie kommt für die Lufthansa zur Unzeit. Mit ihrer Billig-Tochter Germanwings, die seit 13 Jahren unfallfrei fliegt, wollte der Konzern sich der internationalen Konkurrenz stellen und profitabler werden. Daraus wird nun erst einmal nichts. Der Nimbus der Zuverlässigkeit hat einen gewaltigen Kratzer bekommen. Noch nie in der Lufthansa-Geschichte sind bei einem Absturz so viele Menschen ums Leben gekommen. Bereits eine Woche zuvor war die Airline in die Schlagzeilen geraten, nachdem bekannt wurde, dass im November 2014 ein Airbus A321 der Lufthansa mit 109 Passagieren auf dem Flug von Bilbao nach München beinahe abgestürzt wäre – irregeleitete Bordcomputer hatten die Kontrolle übernommen.

Zuverlässigkeit hat einen gewaltigen Kratzer bekommen

Beides zusammen dürfte dafür sorgen, dass sich die Kunden künftig wohl dreimal überlegen, weshalb sie teils deutlich höhere Ticketpreise entrichten sollen, wenn die Zuverlässigkeit versprechende Lufthansa auch nicht mehr Sicherheit bieten kann als günstigere Konkurrenz-Airlines.
Das erhöht weiter den Kostendruck. Aber davon werden sich die Lufthansa-Piloten mit ihren üppig dotierten Altverträgen kaum beeindrucken lassen. Ihnen geht es vorrangig um Besitzstandswahrung – auch wenn sie angesichts der Tragödie in Südfrankreich die Streiks vorerst ausgesetzt haben. Einzig die Politik kann jetzt für etwas Spielraum sorgen, wenn ihr am Fortbestand der traditionsreichen Lufthansa gelegen ist. Denn die hiesige Luftverkehrsabgabe benachteiligt deutsche Fluggesellschaften und lenkt deutsche Fluggäste – wo immer möglich – zum Abflug ins benachbarte Ausland. Das erhöht den Druck auf deutsche Airlines zusätzlich und spielt starken Wettbewerbern wie zum Beispiel Turkish Airlines oder der arabischen Etihad in die Hände.

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