Unser Bayern

Nicht nur künstlerische Wertschätzung verband die beiden Komponisten: Franz Liszt (stehend) wurde Schwiegervater des zwei Jahre jüngeren Richard Wagner; für diesen wiederum war Ludwig II. der wichtigste auch finanzielle Förderer – im Hintergrund eine Büste des Königs. (Foto: SZPhoto)

24.06.2011

Als ganz Europa von der Lisztomania erfasst war

Bayreuths anderer Superstar: Franz Liszt und seine vielfältigen Beziehungen zur Festspielstadt

Künstler-Genie ist ein zu farbloser Begriff: Selbst nach Maßstäben des 21. Jahrhunderts war Franz Liszt ein Superstar. Das ging vom faszinierend inszenierten Konzertauftritt über das damals Aristokraten vorbehaltene Luxus-Gefährt – sprich: die eigene Kutsche – bis hin zum Leben auf europäischem Nobel-Etagen-Niveau. Und dann natürlich die immer wieder öffentlich bekannt gewordenen Affären: Von zwei adeligen Damen bis hin zu… ja, auch zur Zirkustänzerin Lola Montez. Wer dem wirklich unsterblichen Künstler zu seinem 125. Todestag eine Blume aufs Grab legen will, der muss auf den Bayreuther Friedhof gehen. Dort liegt der Star seit seinem Tod am 31. Juli 1886 begraben. Auch wenn Wien, Paris, Rom und die ungarische Heimat in Liszts Leben eine große Rolle gespielt haben: Bayreuth ist diesen und vielen anderen Metropolen Europas, in denen Liszt Triumphe gefeiert und auch länger gelebt hat, an die Seite zu stellen. Denn sowohl musikalisch-künstlerisch wie auch allzumenschlich, nämlich durch eine Frau sind Liszt und Bayreuth eng verbunden: durch Cosima Liszt, geschiedene von Bülow, in damals nach Scheidung eher unüblicher Zweit-ehe verheiratete „Wagner". Und Richard Wagner huldigte Jahrzehnte später auf dem Höhepunkt seines eigenen Triumphes, am Vorabend der Parsifal-Uraufführung 1882, Liszt als seinem zentralen Förderer mit ähnlichen Worten, wie er sie schon am 18. August 1876 beim Bankett im Festspielrestaurant vor allen Künstlern gefunden hatte: „Hier ist derjenige, welcher mir zuerst den Glauben entgegengetragen, als noch keiner etwas von mir wusste, und ohne den Sie heute vielleicht keine Note von mir gehört haben würden, mein lieber Freund – Franz Liszt!" Bis dahin hatten sich die Lebens- wie Künstlerwege der beiden mehrfach gekreuzt. Als der 1811 geborene Franz Liszt im November 1820 sein erstes „Wunderkind"-Konzert in Pressburg gibt, da lernt der 1813 geborene Richard Wagner noch in der Schule. Fast genau zwanzig Jahre später kommt es zur ersten Begegnung. Wagner versucht mit Rienzi und ersten Holländer-Entwürfen in Paris Fuß zu fassen. Er studiert Kompositionen von Liszt und lernt sie schätzen, während er Notendrucke korrigiert, Arrangements und Klavierauszüge anderer Werke herstellt. Ende November 1840 stellt der Musikverleger Maurice Schlesinger die beiden einander vor. Als Liszt im Frühjahr 1841 von einer Konzerttournee nach Paris zurückkehrt, empfängt er Wagner zu einem Gespräch im Hotel, das dieser völlig geblendet von Aura und Glanz des Virtuosen verlässt. Im Jahr darauf, nach einem längeren Gespräch in Berlin vertieft sich die Bekanntschaft zur künstlerischen Wertschätzung. Als Liszt am 29. Februar 1844 in Dresdens Oper Rienzi sieht, ist er trotz aller Ablenkungen durch Lola Montez tief beeindruckt von Wagners Werk; es folgen mehrfache Gespräche und Treffen zwischen beiden. All das hat auch künstlerische Folgen. Nach dem Ehrentitel von 1842 tritt Liszt 1847 tatsächlich seinen Dienst als „Hofkapellmeister" bei Großherzogin Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach an. Mit der Hofkapelle von wenig mehr als 35 Musikern führt er im Februar 1849 Wagners Tannhäuser auf und schreibt danach an den Jüngeren: „Ein für allemal zählen Sie mich von nun an zu Ihren eifrigsten und ergebensten Bewunderern – nah wie fern bauen Sie auf mich und verfügen Sie über mich." Das sind keine leeren Phrasen unter Künstlern. Der sozialrevolutionär eingestellte Wagner nimmt wenig später am Dresdner Aufstand teil, muss fliehen und wird als „republikanischer Revoluzzer" steckbrieflich gesucht. Unterschlupf findet er zunächst beim Hofkapellmeister Liszt, der ihn mit einem falschen Pass versorgt und als „Professor Werder aus Berlin" die Flucht über den Bodensee nach Zürich ermöglicht. Liszt wagt dann geradezu Tollkühnes: mehr als ein Jahr nach dem misslungenen Staatsstreich setzt er zur Goethe-Feier am Hoftheater 1850 in Weimar nach 46 mühseligen Proben die Uraufführung des Lohengrin durch: „Der Hof sowie die wenigen verständigen Personen in Weimar sind voller Sympathie und Bewunderung für Ihr Werk", schreibt Liszt dem Polithasardeur Wagner ins schweizerische Exil. Der kündigt von dort erstmals den Entwurf des Ring des Nibelungen an. 1853 besucht Liszt Wagner in Zürich – laut Wagner ein „betäubender Freudentag". Auf dem Rütli trinken Liszt, Wagner und der gleichfalls exilierte 48er-Revoluzzer Georg Herwegh Brüderschaft – und der Gedanke eines „Bühnenfestspiels" wird geboren, für den Liszt seine Unterstützung verspricht. (Wolf-Dieter Peter) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Juni-Ausgabe von Unser Bayern.

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