Unser Bayern

Der Muttertum in Landsberg. Ihn ließ Herkomer in Gedenken an seine Mutter errichten. In ihm brachte er sein Atelier unter. (Foto: SZPhoto)

21.03.2014

Beflügelter Tausendsassa

Der Landsberger Hubert von Herkommer machte in England Karriere und schaffte es bis zum Hofmaler der Queen

Immerhin widmete München Hubert von Herkomer, dem einst so berühmten Porträtmaler aus der bayerischen Provinz, einen Platz im Stadtteil Bogenhausen. In deutschen Kunstgeschichten  und Lexika sucht man ihn hingegen häufig vergebens. Dabei war Herkomer in England zu Lebzeiten ein enthusiastisch gefeierter Künstler.

Am 26. Mai 1849 wurde er in Waal südlich von Landsberg am Lech geboren. Von den Eltern erbte er wohl seine Talente. Der Vater war Kunstschreiner und Tischlermeister, seine Mutter Musiklehrerin. 1851 emigrierte die Familie in die USA. 1857 kehrte sie nach Europa zurück und ließ sich im englischen Southampton nieder. Die Herkomers lebten in armen Verhältnissen. Die Mutter hielt die Familie mit Musikstunden mehr schlecht als recht über Wasser. Der Vater widmete sich ausschließlich der Erziehung und Ausbildung des einzigen Sohnes, der vemutlich, um Schulgeld zu sparen, nur sechs Monate lang eine öffentliche Schule besuchte. Beide Elternteile waren von einer Karriere des vielseitig begabten Hubert überzeugt. Mit 14 Jahren besuchte der zeichnerisch auffallend begabte Junge die örtliche Kunstschule. 1865 erhielt der Vater einen Auftrag in München. Hubert begleitete ihn und durfte für ein halbes Jahr die Vorklasse der dortigen Kunstakademie besuchen. Zurück in England schloss er die Kunstschule ab und leitete eine Malklasse. Aber er wollte mehr und ging 1868 als freischaffender Künstler nach London.

Zunächst schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten wie Schablonenmalerei durch, sogar als Zitherspieler bewarb er sich. 1870 konnte er dann in der Wochenzeitschrift The Graphic einige Holzschnitte veröffentlichen. Es waren realistische, unpathetische Darstellungen aus dem Leben glückloser Menschen wie Korbflechter in einer Blindenanstalt oder Zigeuner auf dem Feld. Als Illustrator hatte Herkomer nun sein Auskommen.

Der Durchbruch als Maler gelang ihm 1875  in einer Ausstellung der Royal Academy mit dem Gemälde The last Muster, einer wirklichkeitsnahen Darstellung greiser Invalider während eines Gottesdienstes. Herkomer erhielt Aufträge aus den höchsten Gesellschaftskreisen. Er porträtierte Persönlichkeiten wie John Ruskin, Richard Wagner und die junge Engländerin Katherine Grant. Mit deren Bildnis, der Dame in Weiß aus dem Jahr 1885, das überall Furore machte und ihm vier Goldmedaillen unter anderem bei der Pariser Weltausstellung einbrachte, errang er den Gipfel seines Ruhmes. Das Gegenstück, die Dame in Schwarz, die er bei einem Aufenthalt in Nordamerika malte, wurde nicht weniger gerühmt.

Herkomer war äußerst produktiv. Mühelos variierte er mit der Themenstellung die Technik. Von der Londoner High Society wurde er mit Aufträgen überhäuft. Er malte beispielsweise Cecil Rhodes oder Lord Kitchener. 1891 porträtierte er Königin Viktoria, an deren Totenbett er später sogar zugegen gewesen sein soll. Das Großbürgertum der spätviktorianischen Zeit, das sich in seinem für das heutige Empfinden zuweilen verklärt, theatralisch und sentimental wirkenden Werk verkörpert sah, dankte ihm mit Ansehen und Reichtum.

Herkomer war ein Allrounder. Für seine Genrebilder bevorzugte er Motive aus Bayern. Über seine Erfahrungen mit den grafischen Techniken veröffentlichte er ein Buch. 1885 erhielt er eine Professur an der Universität Oxford. In Bushey in der Nähe von London ließ er sich einen schlossartigen Wohnsitz in normannischem Stil errichten. Die Inneneinrichtung wurde nach Entwürfen seines Vaters angefertigt. 1883 gründete er dort eine eigene Malschule. Die bald mehr als 100 Schüler wohnten in Bushey und wurden kostenlos nach Herkomers eigenen unorthodoxen, zum Teil wohl auch autoritären Methoden unterrichtet. Er komponierte auch Lieder für Zither, später ganze Opern, deren Libretti ebenfalls von ihm stammten. Mit seinen Schülern führte er die Werke auf, er entwarf die Kostüme, führte Regie und trat zuweilen selbst auf. Als begeisterter Automobilist organisierte Herkomer ab 1905 die ersten Autorallyes in Deutschland und stiftete den Siegerpokal. Er beschäftigte sich mit Emailmalerei, Goldschmiedearbeit, Radierung und Fotografie und erfand die Herkomergravure, eine Mischtechnik... (Eva Meier)

Lesen Sie den vollständigen Beitrag im Märzheft von Unser Bayern (BSZ Nr. 12 vom 21. März 2014)

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