Unser Bayern

Das Gemälde (hier ein Ausschnitt) von Franz Ludwig Catel zeigt Kronprinz Ludwig in der Spanischen Weinschänke in Rom 1824 (München, Neue Pinakothek). Dargestellt sind von links nach rechts: Der Wirt Don Raffaele Anglada, Kronprinz Ludwig, B. Thorvaldsen, L. von Klenze, Graf Seinsheim, J.M. v. Wagner, Ph. Veit, J.N. Ringseis, J. Schnorr von Carolsfeld, F. Catel und Baron von Gumppenberg. Der sangesfreudige Ringseis dirigierte die Runde mit einem Liederbuch in der Hand; Ludwig hatte Ringseis ausdrücklich aufgefordert, ein solches mitzubringen. (Foto: SZPhoto)

23.12.2016

Der Muckl und der König

Der Oberpfälzer Johann Nepomuk von Ringseis war Reisearzt und enger Vertrauter von Ludwig I.

Am Abend des 14. Oktober 1817 versammelte sich in Schloss Nymphenburg vier Herren. Die Gruppe wartete auf den Kronprinzen. Das Quartett bestand aus zwei älteren Männern (beide um die 60), nämlich dem General der Hatschiergarde Graf Sceverras Testaferrata, und dem Inspektor der königlichen Bildergalerie Georg von Dillis. Zu ihnen gesellten sich zwei jüngere Männer (anfang 30): Der Regierungsrat Graf Karl von Seinsheim und der Mediziner Johann Nepomuk Ringseis. Kronprinz Ludwig begrüßte die Herren herzlich. Am folgenden Tag sollten sie nämlich gemeinsam zu einer längeren Italienreise aufbrechen. Sogar Griechenland hatte man möglicherweise auf dem Reiseprogramm. Für die mehrmonatige Reise standen der Gruppe zwei mächtige Reisekutschen aus dem königlichen Marstall zur Verfügung, die über und über mit Lebensmitteln beladen waren. „I bastimento bavarese – das bayerische Schlachtschiff“ nannten die Italiener schließlich spottend das hochbeladene Ungetüm auf vier Rädern.
Der mitreisende Mediziner,  der 32-jährige Johann Nepomuk Ringseis war ein Wirtssohn aus dem kleinen Marktflecken Schwarzhofen im Oberpfälzer Wald. Er hatte nach seinem Medizinstudium in Landshut in Wien und Berlin zwischen 1812 und 1815 seine Fachkenntnisse vertiefen können und war anschließend als Militärarzt in den Napoleonischen Kriegen mit den bayerischen Truppen bis nach Paris gekommen. Zwischen 1817 und 1824 begleitet er den Kronprinzen als Arzt auf drei Italienreisen. Kronprinz Ludwig liebte Italien seit seinem ersten Besuch im Jahr 1805; damals schon begleitete ihn sein gleichaltriger Jugendfreund Karl von Seinsheim. Johann Nepomuk Ringseis war ein Jahr älter als Ludwig und auf gleicher „Wellenlänge“. Beide verbanden der gemeinsame Studienort Landshut, die Verehrung des charismatischen Theologen Johann Michael Sailer, der Hass auf den „Tyrannen“ Napoleon sowie die Liebe zur Kunst. Zudem waren beide, wie der Wittelsbacher bei der ersten Begegnung scherzhaft feststellte, mit einem beachtlichen Riechorgan ausgestattet. Ringseis, der sich nach seinem Staatsexamen  1816 in München als Arzt niedergelassen hatte, war durch die Empfehlung seines Landshuter Studienkollegen Loe und des Staatsrates Egid von Kobell für die Position als Ludwigs Reisearzt vorgeschlagen worden. Er hatte es verstanden, sich in kürzester Zeit als Mediziner einen Namen zu machen und der König, der sich um die labile Gesundheit seines Sohnes Sorgen machte, hatte den jungen Oberpfälzer Mediziner als Reisearzt ausgewählt. Ludwig schätzte an Ringseis vor allem dessen Direktheit und Offenheit, aber auch dessen Begeisterungsfähigkeit und nicht zuletzt seine Erzählfreude und Sangeskunst. Regelmäßig war Ringseis Mitglied der fröhlichen Runde, wenn sich Ludwig etwa mit seinen Freunden in seiner römischen „Stammkneipe“, der „Spanischen Weinstube“ in Trastevere, traf. Der Maler Catel hat 1824 eines dieser Treffen in einem berühmten Bild dargestellt und nicht umsonst zeigt es dabei Ringseis stehend mit einem Liederbuch in der Hand, wie er die heitere Runde dirigiert. Für Ringseis sollte die Bekanntschaft mit Ludwig schicksalhaft sein. Über 50 Jahre währte die Freundschaft zwischen dem „Muckl“, wie ihn Ludwig liebevoll nannte, und dem nachmaligen König. Die Basis für diese Freundschaft legten die manchmal recht gefährlichen Erlebnisse der drei Italienreisen. Ludwig liebte an den Aufenthalten vor allem die Freiheit und die Ungezwungenheit außerhalb der höfischen Etikette. Häufig besuchte er in Rom Künstler in ihren Ateliers und lud sie zu abendlichen Gesellschaften ein. In langen Diskussionen entwickelte Ludwig zusammen mit Ringseis zum Beispiel die Verlegung der Universität von Landshut nach München. Auch die Besetzung der möglichen Professuren war dabei bereits ein Thema. Die Münchner Universität sollte künftig mit den renommierten Universitäten wie Berlin, Bonn oder Göttingen konkurrieren können. Ringseis wurde schließlich von Ludwig beauftragt, mit Gelehrten dieser Universitäten Kontakt aufzunehmen und für die Münchner Universität ein entsprechendes Konzept zu entwickeln. Mit dem bekannten Historiker Barthold Georg Niebuhr, den Ringseis als preußischen Gesandten beim Vatikan in Rom  kennengelernt hatte, entwickelte sich ein reger Briefverkehr über die Strukturen einer jungen Universität; Niebuhr hatte bei der Gründung der Berliner Universität im Jahr 1810 vor ähnlichen Problemen gestand, wie Ringseis nun in München. Unmittelbar nach dem Regierungsantritt Ludwigs erfolgte 1826 die „zweite Gründung“ der Universität. Ringseis sollte in den Jahren 1833 und 1855 zweimal ihr Rektor sein und in jeweils aufsehenerregenden Rektoratsreden unter anderem vom König im Revolutionsjahr auch die Freiheit der Wissenschaft einfordern. Ringseis konnte gegenüber dem König manches formulieren, wovor sich andere scheuten. Ludwig hatte Ringseis bereits auf der ersten Italienreise gefragt, was er denn als Erstes täte, wenn er König wäre. Ringseis hatte damals geantwortet: Als König würde er ... (Alfred Wolfsteiner)

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Dezemberausgabe von UNSER BAYERN (BSZ Nr. 51/52 vom 23. Dezember 2016)

Abbildung:
Johann Nepomuk von Ringseis. (Foto: BSB Bildarchiv)

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