Unser Bayern

Der König als lässiger Reiter. Statue nach einem Mdell von Karl Riederer, gegossen von Max Kornrumpf. Die kleine Skulptur ist derzeit in einer Studioausstellung des Bayerischen Nationalmuseums zu sehen. (Foto: BNM)

25.11.2011

Ein Gelehrter auf dem Königsthron

Bayern als Wissenschaftsstandort etabliert: Zum 200. Geburtstag von Maximilian II.


Sein Leben verlief nicht so aufsehenerregend wie das seines Vaters, Ludwig I. oder gar wie das seines Sohnes, Ludwig II. Und doch hat Bayern Maximilian II. bis heute viel zu verdanken – vor allem was den Wissenschaftsstandort betrifft. Maximilian, der älteste Sohn Ludwigs I., war 36 Jahre alt, als er nach dem überraschenden Rücktritt seines Vaters im Revolutionsjahr am 20. März 1848 den bayerischen Königsthron bestieg. In politisch unruhigen Zeiten stand ihm, der nie nach der Macht gestrebt hatte, keine leichte Aufgabe bevor. Es galt, die bayerische Verfassung entsprechend den Forderungen der Öffentlichkeit zu reformieren – zugleich aber die Zukunft des bayerischen Königshauses zu sichern.

Echte Volksvertretung

Kurz nach seinem Regierungsantritt bekannte sich der König notgedrungen zu den Forderungen der Märzbewegung. Das neue Wahlgesetz erlaubte jedem steuerzahlenden Staatsbürger die Teilnahme an der Wahl. Gewählt werden konnte jeder Staatsbürger, der über 30 Jahre alt war. Die entscheidende Neuerung hierbei war, dass die Mitglieder der Zweiten Kammer anders als in der Verfassung von 1818 nicht mehr nach Berufs- oder Geburtsstand gewählt werden mussten: Eine echte Volksvertretung war entstanden. Außerdem kam das Prinzip der Gewaltenteilung insofern zum Tragen, als der Landtag das Recht zur Gesetzesinitiative erhielt – sofern sie nicht das Monarchische System betraf. Noch viel problematischer war es, die Selbstständigkeit Bayerns im Deutschen Bund zu wahren. In der Frankfurter Paulskirche tagte die Deutsche Nationalversammlung. Wenn sich dort die Idee eines deutschen Einheitsstaates durchsetzen konnte, waren Bayerns Selbstständigkeit und der Thron der Wittelsbacher in Gefahr. Deshalb lehnte Maximilian eine kleindeutsche Lösung mit einem Erbkaiser aus dem Hause Hohenzollern ab – und träumte stattdessen von seiner Lieblingsvorstellung einer deutschen Trias: Neben den Großmächten Preußen und Österreich sollte Bayern an der Spitze der Kleinstaaten die Geschicke des Reiches mitbestimmen. Realisierbar war dies freilich nicht, Bayern wurde wie alle machtlosen Mittelstaaten übergangen und musste sich zwischen den Großmächten arrangieren. Bis 1866 blieb dieser Status quo erhalten, dann war Ludwig II. gezwungen in einem Vertrag mit Preußen die bayerische Unabhängigkeit de facto aufzugeben.

Akribisch und zaudernd

Nicht immer waren die politischen Vorstellungen Maximilians utopisch. Oft scheiterten seine Ideen jedoch an den Widerständen von Adel und Bürokratie. Wohl agierte der überaus gewissenhafte, akribisch arbeitende König auch allzu zaudernd. Dadurch fehlte es ihm an Durchsetzungsfähigkeit, um die Krise, in die Bayern im Zeitalter des nationalen Imperialismus geraten war, besser zu bewältigen. Ohnehin wäre der vorzüglich ausgebildete Maximilian, der in Göttingen und Berlin Geschichte und Staatsrecht studiert hatte, viel lieber Professor geworden. Von ihm ist die Äußerung überliefert: „Wäre ich nicht in einer königlichen Wiege geboren worden, wäre ich am liebsten Professor geworden; dieser Beruf hätte mich am meisten angezogen." Schon früh suchte er das Gespräch mit hochrangigen Wissenschaftlern. Immer wieder holte er Rat beim Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling oder beim Philologen Friedrich Wilhelm von Thiersch ein. In regelmäßigen Symposien tauschte er sich mit der geistigen Elite aus. Deshalb machte Maximilian II. weniger als Politiker, denn als Förderer von Kultur und Wissenschaften Geschichte. Der Wissenschaftsstandort Bayern lag ihm zeitlebens am Herzen: „Was das Gebiet des Geistes betrifft, so will ich vor allem darauf sehen, dass alle Tore dem Geiste geöffnet werden, dass wir in der Entwicklung der Zeit nicht zurückstehen, sondern voranschreiten und so einen geachteten, verehrten Namen in Deutschland erhalten. Dann könnte Bayern im Süden von Deutschland werden, was Preußen im Norden ist, dann könnten wir an der Spitze der deutschen Staaten zweiten Ranges eine Großmacht bilden, wozu Österreich wegen seiner Fülle außerdeutscher Interessen nicht befähigt ist." Er machte die Hochschulpolitik zur Chefsache und kümmerte sich persönlich um die Berufung namhafter Gelehrter aus ganz Deutschland. An der Universität richtete er eine neue Professur für Geschichte ein. Nachdem Leopold von Ranke, dem sich der König seit seiner Studentenzeit eng verbunden fühlte, nicht zur Verfügung stand, wurde Heinrich von Sybel berufen. Dieser gründete das Historische Seminar und die Historische Zeitschrift. Sein Nachfolger wurde der Rankeschüler Wilhelm von Giesebrecht. Ab sofort war die historisch-kritische Geschichtswissenschaft auch in München vertreten. 1858 gründete der König die Historische Kommission, in der bis heute bedeutende Historiker zusammenarbeiten, um große Forschungsprojekte wie die Edition deutscher Reichstagsakten durchzuführen. (Eva Meier) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Novemberausgabe von Unser Bayern.

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