Unser Bayern

Triumphzug nach Rom: Eine bombastisch in- szenierte Krönung zeigt das Gemälde, das August von Kreiling über 600 Jahre später für die Bilder- galerie des Maximilianeums in München schuf. Im Januar 1328, als Ludwig der Bayer in Rom die Krone aufgesetzt bekam, fehlte allerdings eine der Hauptpersonen damaliger Weltpolitik: Der Papst residierte in Avignon. Er versagte Ludwig die Anerkennung der Kaiserkrone, wie zuvor, 1314, auch schon die der Königswürde. (Foto: HDBG)

17.04.2014

Im Dauerclinch mit dem Papst

Vom Herzog zum Kaiser: Das Leben von Ludwig dem Bayern war eine Erfolgsstory in politischer Umbruchzeiten

Schenkt man einer Legende Glauben, dann musste Ludwig der Bayer schon als Säugling sein erstes großes Abenteuer bestehen. Eines Tages soll sich ein unbeaufsichtigtes Schwein der Wiege des Kindes genähert haben. Ein zahmer Affe, der im Alten Hof, am bayerischen Herzogshof in München, gehalten wurde, soll dies beobachtet und das Kind an sich genommen haben, um es vor dem Schwein zu schützen. Der Affe floh zum Entsetzen der inzwischen aufmerksam gewordenen Hofgesellschaft mit dem kleinen Ludwig durch ein offenes Fenster auf einen Turm. Mit gefletschten Zähnen schaukelte er das Kind dort in seinen Armen. Später beruhigte sich das Tier und brachte Ludwig wohlbehalten zurück. Der gotische Holzerker im Alten Hof heißt seitdem Affentürmchen. Freilich nur eine fabulöse Episode – aber auch ohne sie war das Leben Ludwigs des Bayern nicht arm an Abenteuern. Ludwig wurde 1282 als zweiter Sohn des oberbayerisch-pfälzischen Herzogs Ludwig des Strengen und seiner habsburgischen Frau Mechthild geboren. Über seine Kindheit ist wenig bekannt. Auch sein genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert. Seine Jugend verbrachte er zeitweise bei der Verwandtschaft am Wiener Hof. Aus seinem Cousin und Kindheitsfreund Friedrich dem Schönen aus dem Hause Habsburg sollte später sein politscher Hauptgegner werden. Zunächst aber musste er sich gegen seinen älteren Bruder Rudolf durchsetzen. 1301 gelang es ihm, die Mitregentschaft als Herzog zu erreichen. Die Rivalität der Brüder blieb trotzdem zeitlebens bestehen. Seine niederbayerischen Cousins hatten Ludwig testamentarisch mit der Vormundschaft über ihre unmündigen Söhne betraut. Das erregte die Missgunst Friedrichs des Schönen, der gleichfalls verwandtschaftliche Ansprüche anmeldete. In der Schlacht von Gammelsdorf am 3. November 1313 gelang es Ludwig, ein bis in die Nähe von Freising vorgerücktes österreichisches Heer zu vernichten. Bereits im folgenden Jahr stand eine neue Auseinandersetzung mit Friedrich ins Haus: Es ging um nichts Geringeres als die Herrschaft über das ganze Reich. Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Heinrichs VII. von Luxemburg suchten die Kurfürsten nach einem mehrheitsfähigen Kandidaten. Heinrichs unmündiger Sohn kam nicht in Frage. Die Habsburger und ihre Anhänger setzten auf Friedrich – die Gegner (beispielsweise die Luxemburger) erkoren den Bayernherzog Ludwig zu ihrem Kandidaten, mit dem bis dahin kaum jemand gerechnet hatte. Die Folge war eine Doppelwahl. Am 19. Oktober 1314 wurde Friedrich zum König gewählt, einen Tag später Ludwig. Beide wurden am 25. November gekrönt: Ludwig in Aachen, der traditionellen Krönungsstadt, aber durch den falschen Erzbischof aus Mainz – Friedrich in Bonn, der falschen Stadt, aber durch den traditionellen Krönungsbischof aus Köln. Keiner der beiden gewählten Könige wollte zurückstecken. Ein langjähriger verheerender Machtkampf begann. Am 28. September 1322 kam es in der Schlacht von Mühldorf, die als letzte Ritterschlacht des Mittelalters in die Annalen einging, fiel die Entscheidung: Ludwig schlug seinen Kontrahenten vernichtend. Den gefangenen Gegenkönig soll er mit den Worten „Vetter, es freut uns, Euch hier zu sehen" begrüßt haben. Er ließ Friedrich auf Burg Trausnitz in Landshut gefangen setzen. Die Reichsinsignien, sichtbare Zeichen der rechtmäßigen Herrschaft, wurden Ludwig ausgehändigt. Er ließ sie nach München in den Alten Hof bringen, wo sie bis 1350 bleiben sollten. Reichsoberhaupt war nun unangefochten und zum ersten Mal in der Geschichte ein Wittelsbacher. Vergeblich jedoch bemühte sich der König um die Anerkennung durch Papst Johannes XXII. Ludwigs lebenslanger Konflikt mit dem Papsttum begann. Seit 1309 befanden sich die Päpste im Exil in Avignon. Ihr Handlungsspielraum hing stark von Frankreich ab, das die Herrschaft der Anjou in Unteritalien nicht durch einen etwaigen Romzug des deutschen Königs bzw. potenziellen Kaisers gefährdet sehen wollte. Das Papsttum wiederum beanspruchte wie der deutsche König Herrschaftsrechte in Oberitalien. Um seine Rechte in Italien zu wahren, schickte Ludwig 1323 einen Reichsvikar nach Italien. Zudem half er den Visconti in Mailand gegen einen vom Papst unterstützten Angriff Roberts von Neapel. Der Papst konterte mit einem kanonischen Prozess gegen den König, der auch noch gleich des Beistands von Ketzern bezichtigt wurde. Ludwig protestierte öffentlich scharf und appellierte an ein allgemeines Konzil. Daraufhin verhängte Johannes am 23. März 1324 den ersten Kirchenbann über seinen Widersacher. Das bedeutete den endgültigen Bruch zwischen Papst und Kaiser. Ludwig und seine Anhänger wurden mehrfach mit dem Kirchenbann bzw. der Exkommunikation versehen. Mit dieser für gläubige Menschen im Mittelalter fürchterlichen Strafe waren sie von der Kirchengemeinschaft und allen kirchlichen Sakramenten ausgeschlossen. Fortan wurde Ludwig vom Papst nur noch abschätzig als „Bavarus ille" („jener Bayer") bezeichnet. Dieser ursprünglich als Schimpfwort gedachte Beiname wendete sich nach seinem Tod zum Ehrentitel. Am 22. Mai reagierte Ludwig mit der Appellation von Sachsenhausen, mit der er den Anspruch des Papstes, sich in die deutsche Königswahl einzumischen, zurückwies und nachdrücklich die Rechtmäßigkeit seiner Wahl betonte. Er kritisierte, dass der Papst die Armutsideale der Franziskaner missachte und bezeichnete nun seinerseits Johannes XXII. als Ketzer. Mit dieser Appellation hatte sich Ludwig den dogmatischen Lehren der Minoriten angeschlossen. Umgehend wurde Ludwigs Argumentation im Reich bekannt gemacht. Insbesondere in den Städten erwuchs eine starke antiklerikale Bewegung, an der sich vor allem auch Franziskanermönche aktiv beteiligten. Ihr Orden hatte wie Ludwig einen schweren Konflikt mit dem Papst auszutragen. 1323 waren die Franziskaner von Johannes XXII. öffentlich als Häretiker verdammt worden. Kein Wunder, dass sie Schutz bei Ludwig, dem wichtigsten Widersacher des Papstes suchten... (Eva Meier) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der April-Ausgabe von Unser Bayern (BSZ vom 17. April 2014)! Landesausstellung: Vom 16. Mai bis zum 2. November präsentieren das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Regensburg die Landesausstellung Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser! an drei Originalschauplätzen. www.hdbg.de/ludwig-der-bayer

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