Unser Bayern

Blick in die Kirche St. Michael im Münchner Stadtteil Berg am Laim. (Foto: SZPhoto)

24.03.2016

Meister komplizierter Räume

Vor 250 Jahren starb der Baumeister Johann Michael Fischer, der Vollender des bayerischen Spätbarock

Auf seinem Grabstein an der Münchner Frauenkirche ist es vermerkt: 32 Kirchen und 23 Klöster Johann Michael Fischer geschaffen. Eine stattliche Hinterlassenschaft – nicht nur zahlenmäßig, sondern auch was die Qualität betrifft:   Einige dieser Sakralbauten gehören zu den schönsten und eindrucksvollsten in Bayern. Allzu viel ist von Johann Michael Fischer vor seiner Münchner Zeit nicht bekannt. Die wichtigste Quelle ist sein Meisterrechtsgesuch von 1722. Seine Karriere war ihm nicht wirklich in die Wiege gelegt. Er wurde am 18. Februar 1692 als zweites von zehn Kindern des Stadtmaurermeisters Johann Michael Fischer in Burglengenfeld in der südlichen Oberpfalz geboren. Wie sein Vater – wahrscheinlich auch von diesem – lernte er das Maurerfach. Wie es üblich war, begab sich Fischer nach seiner Lehre 1713 auf Wanderschaft. In Böhmen, Mähren und wohl auch Österreich sammelte er wertvolle Erfahrungen. Er lernte die moderne Barockarchitektur kennen. In Brünn arbeitete er als Palier, also als Bauleiter, wie wir aus seinem Meisterrechtsgesuch erfahren: „…und hab das Maurhandtwerch nit allein ordtentlich gelehrnet und an verschidtnen Orthen darauf gewandtert, auch zu Prün in Mähren schon für einen Pällier gestandtn.“

Ende der Wanderschaft in Mnchen

Fischers Wanderschaft endete 1718 in München. Der Stadtmaurermeister Johann Mayr stellte ihn als Palier an, ein Glücksfall für Fischers Laufbahn. Dank seines Dienstherrn war er an den unterschiedlichsten Bauaufgaben beteiligt. 1723 war es ihm gelungen, einer verwitweten Maurermeistersgattin das Meisterecht abzukaufen. Damit war er Bürger und Maurermeister in München. Zwei Jahre später heiratete er die Tochter von Johann Mayr. Die beiden hatten 18 Kinder, von denen allerdings nur sechs überlebten. Die Halbbrüder seiner Frau, Johann Baptist und Ignaz Anton Gunetzrhainer, vermittelten ihm erste Aufträge. 1736 erwarb er ein Haus an der Südseite der Münchner Frauenkirche, wo er 30 Jahre lang lebte und arbeitete.

Zusammenarbeit mit den Asam-Brüdern

Sein erstes bedeutendes und eigenständig ausgeführtes Werk war die Prämonstratenserkirche im niederbayerischen Osterhofen (ab 1726). In ihrer Bauform ist sie eine konventionelle und für Süddeutschland typische Wandpfeilerkirche. Von Fischer wird sie durch Seitenkapellen auf ovalem Grundriss variiert, eine Reminiszenz an die kurvierte Architektur Böhmens und Mährens. In Osterhofen arbeitete Fischer erstmals kongenial mit den Brüdern Asam zusammen, deren Ausstattung der Klosterkirche einen außergewöhnlich prächtigen Raumeindruck verleiht. Fischer selbst kommentierte sein Schaffen so: „…ein dem Kloster conform schönes Gottshaus nach aller Möglichkeit ausgedenkt habe.“ Dann folgt sein erstes Meisterwerk, die gerne als erste Rokokokirche Altbayerns bezeichnete Klosterkirche St. Anna am Lehel in München (ab 1727). Dort gelang ihm eine Zentralraumordnung um ein Längsoval – eine neuartige Lösung in der Raumbildung, mit der er die festgefügte Formensprache der Architektur seiner Zeit aufbrach. Fischer verzichtete auf Wandsäulen, durchgehendes Gebälk, auf Kuppel, gerade Wände und rechten Winkel. Die Stuckrahmung wird als Übergangszone genutzt, die alle Bauglieder rhythmisch zusammenfasst. Der Hauptraum ist oval konzipiert und besteht aus zwei apsidenförmigen Seitenkapellen und vier konchenförmigen Kapellen in den Raumecken, die nicht auf einer gemeinsamen Diagonalachse liegen. Für die prächtige Innenausstattung sorgten erneut die Brüder Asam sowie Johann Baptist Straub. Als Baumeister im Dienst der Kurfürsten hatte sich Fischer schnell einen Namen gemacht. Fast im Jahresrhythmus folgten neue Projekte, die sich oft gleichzeitig im Bau befanden und vor Ort von einem vom Baumeister beauftragten Palier beaufsichtigt wurden: das Marienmünster Dießen (ab 1732), die Stifts- und Wallfahrtskirche Maria Schnee in Aufhausen (ab 1734), die Augustinerkirche in Ingolstadt (ab 1736), die Klosterkirche von Fürstenzell (ab 1740), die Abteikirche von Zwiefalten (ab 1741), St. Rasso in Grafrath (ab 1752) und die Klosterkirche von Altomünster (ab 1763), um nur die wichtigsten zu nennen. Seit 1735 arbeitete Fischer an der Kirche St. Michael gelegen in der kurfürstlichen Hofmark Berg am Laim. Stifter der Kirche vor den Toren der Residenzstadt München und mit Blick auf diese war der Wittelsbacher Clemens August, Erzbischof und Kurfürst von Köln und Sohn von Bayerns Kurfürst Max Emanuel. Obwohl Fischer einen bereits über die Grundmauern hinausgewachsenen Bau vorfand, schuf er „eine der geistvollsten Werke des bayerischen Rokoko“ (H. Schindler). Ihm gelang, den zunächst als massiven Zentralbau geplanten Raum durch ein Gefüge aus drei aneinander gereihten Kuppelräumen im Aufbau zu lockern und zu räumlicher Leichtigkeit und Vielfalt zu formen. Mit der zur Stadt hin ausgerichteten monumentalen Fassade und der weit überlebensgroßen Figur des Kirchenpatrons setzte der Baumeister einen bewussten Gegenpol zum kurfürstlichen Schloss Nymphenburg auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt. Den Innenraum gestaltete Johann Baptist Zimmermann auf höchstem Niveau. Kurfürst Clemens August muss an Fischers Bau Gefallen gefunden haben, denn er ernannte ihn zum „Kurkölnischen Hofbaumeister“... (Eva Meier) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Märzausgabe von Unser Bayern (BSZ Nr. 12 vom 24. März 2016) Abbildung:
Burglengenfeld ehrt Johann Michael Fischer mit einer Bronzeskulptur vor dem Rathaus; geschaffen hat sie der italienische Bildhauer Gaetano Gizz. (Foto: Stadt Burglengenfeld)

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