Unser Bayern

So kurz vor dem Lauf des Jägers, hatte das Wildschwein vermutlich keine Chance, dem tödlichen Schuss zu entkommen. Die kleine Szene ziert eine aquarellierte Karte (1612), die das Jagdgebiet der Rüd von Kollenberg zeigt, eines reichsunmittelbaren Adelsgeschlechts am Untermain, 1612.  (Foto: BHSTA, Plansammlung 10705)

25.03.2011

Mit fürstlicher Pracht den Schwarzkitteln auf den Pelz gerückt

Die höfische Jagd wandelte sich vom Tüchtigkeitsbeweis zum galanten Gesellschaftsereignis

Die Jagd auf wilde Tiere, die mit den damaligen Wurf- und Stichwaffen ja nicht ungefährlich war, hat dem Adel das ganze Mittelalter hindurch zur körperlichen Ertüchtigung und als Mutprobe gedient: Sowohl dem einzelnen Niederadeligen, der mit seiner Jagdbeute zugleich die Verpflegung aus der Burgküche aufbesserte, wie den Königen und hochadeligen Landesherren, die mit samt ihrem Gefolge große Jagden veranstalteten, um zusammen mit dem Beweis ihrer persönlichen Tüchtigkeit zugleich ihre Macht den Untertanen vor Augen zu führen. Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert führte die Erfindung der Feuerwaffen zu einem Wandel der Jagdsitten, auch wenn Kaiser Maximilian I. anfänglich die Verwendung von Gewehren als unwaidmännisch verbieten wollte. Auf Dauer ließ sich das aber nicht halten, zumal anstelle der zunächst sehr unhandlichen und bei Regen unzuverlässigen Feuerrohre im Laufe des 16. Jahrhunderts immer besser jagdtaugliche Gewehre entwickelt wurden. Verzögert wurde die Entwicklung eines auf den Einsatz von Schusswaffen aufgebauten höfischen Jagdwesens auch durch die Glaubensspaltung und das konfessionelle Zeitalter, dessen Ideal der fromme Fürst war, der lieber dem Gebet oblag als durch Wald und Feld zu jagen, und durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. So erlebte die höfische Jagd erst in der Zeit des Barock eine neue Hochblüte in veränderter Gestalt. Anstelle der in Begleitung adeliger Gefolgsleute ausgeübten Pirsch (Fangjagd) zu Fuß oder Pferd trat immer mehr die Treibjagd in den Mittelpunkt höfischer Jagdausübung. Die Darstellung fürstlichen Glanzes durch einen massenhaften Auftrieb an Wild stand hier im Vordergrund, was wiederum ein entsprechend großes Aufgebot an Treibern voraussetzte. Die Jäger saßen dabei hinter so genannten Jagdschirmen und ließen das Wild durch mit Lappen eingefasste Schneisen auf sich zutreiben. Von diesen Jagdlappen rührt der noch heute gebräuchliche Ausdruck „durch die Lappen gehen" für das Entkommen einer schon sicher geglaubten Beute. Da die Erlegung der in die Enge getriebenen Hirsche, Rehe und Wildschweine nur wenig Mühe erforderte, wurde in der Sicht der Zeitgenossen immer mehr die Quantität des erlegten Wildes, die „Strecke", zum Ausweis jagdlicher Tüchtigkeit, wobei aber im Grunde nur mehr die Treffsicherheit als Schütze demonstriert wurde. Enger an älteren Formen der Jagd orientiert war die im 18. Jahrhundert auch an deutschen Höfen geübte französische Parforcejagd, bei der Jäger zu Pferd einem einzelnen von einer Hundemeute gehetzten Hirsch folgten und ihn schließlich, nach Möglichkeit an einem vorher festgelegten Platz, stellten, wo er dann vom Jagdherrn mit dem Hirschfänger getötet wurde. Kurfürst Max Emanuel hatte diese Jagdweise während seines Exils in Frankreich kennengelernt und führte sie nach 1715 auch in Bayern ein. Durch Kombination des französischen Vorbilds mit dem schon unter Max Emanuels Mutter, der Kurfürstin Henriette Adelaide, eingeführten Brauch, das Wild vom Schiff aus abzuschießen, entwickelte der Münchner Hof eine neue Variante: Hirsche wurden von Jägern zu Pferd aus dem Forstenrieder Park in den Starnberger See getrieben und dann vom Jagdherrn und seinen Gästen vom Schiff aus geschossen. Das für Henriette Adelaide nach dem Muster einer venezianischen Galeere erbaute Schiff „Bucentauro" kam dafür erneut zum Einsatz, etwa bei der Prunkjagd im Jahr 1722.  (Gerhard Immler) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der März-Ausgabe von Unser Bayern.

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