Unser Bayern

Verdient gemacht: Luitpold erhält aus der Hand von Kaiser Arnulf das Herzogtum Bayern. (Holzschnitt um 1859). (Foto: BSB)

26.07.2013

Schild des Reiches

Mark und Markgraf: Der Begriffswandel im Zusammenhang mit der Grenzsicherung gen Osten

Noch in der Mitte des 14. Jahrhunderts bezeichnete Herzog Rudolf IV. Österreich als Schild (und Herz) des Heiligen Römischen Reiches – clippeus et cor sacri romani imperii. Österreich hatte sich aus dem bayerischen Ostland vom 9. bis zum 12. Jahrhundert entwickelt, lange Zeit noch in enger Verbindung mit Bayern selbst. Trifft die Aussage des habsburgischen Herzogs also für den Südosten des Reiches, für Bayern und die ihm vorgelagerten Gebiete tatsächlich zu? Mit dem Sturz des agilolfingischen Herzogs Tassilo 788 wurde Bayern, und mit ihm das gerade eroberte Kärnten, fester Bestandteil des Frankenreichs; die Grenzen Bayerns zu Slawen und Awaren wurden zu den südöstlichen Randzonen des große Teile West- und Mitteleuropas sowie Italiens umfassenden Reiches Karls des Großen. Verfolgt man die Geschichte dieser oft als Marken oder Markgrafschaften bezeichneten Grenzräume über etwa 400 Jahre bis in die Zeit Friedrich Barbarossas (gestorben 1190), so lassen sich zahlreiche interessante Entwicklungen beobachten. Noch in den 790er Jahren wurde für den Südosten ein wesentliches Faktum geschaffen: Der Sieg über die Awaren im Jahr 796 brachte große Reichtümer und eine weitere Ausdehnung des Reiches. Von einer intensiveren herrschaftlichen Erfassung des awarischen Gebietes wissen wir hingegen nichts. Das liegt zum Teil daran, dass wir kaum Amtsträger kennen, die diesen Raum für den karolingischen König, seit 800 Kaiser, verwalteten. Bald nach 788 setzte Karl seinen Schwager Gerold ein, der als Präfekt ganz Bayern und die neu eroberten Gebiete betreuen sollte. Ein einziger Mann und so viel Verantwortung? Tatsächlich tauchen bald danach weitere Amtsträger auf, zum Beispiel Erich von Friaul, die unter anderem mit Feldzügen gegen slawische „gentes" die Befestigung der karolingischen Herrschaft im Südosten vorantrieben. Eines fällt auf: Der Titel dieser Männer lautet Graf (comes) oder Heerführer (dux). Manchmal wurden sie auch Grenzhüter (limitis custodes) genannt – die Sicherung der Grenzen Bayerns und des Reiches wird explizit erwähnt. Aber sie hießen nicht Markgraf (marchio)! Und dies galt für alle Mandatsträger in den Randzonen des Karolingerreichs. Zudem wurden ihre Mandatsgebiete nicht als Mark oder Markgrafschaft (marca) bezeichnet. Wie kommt es also, dass die meisten von uns in der Schule gelernt haben, Karl der Große habe sein Reich mit einem Ring von Markgrafschaften umgeben, deren Aufgabe der Schutz des Reiches vor äußeren Bedrohungen gewesen sei? Um dem gerecht zu werden, habe Karl die Mandatsträger in diesen Gebieten mit besonderen Vollmachten ausgestattet, weswegen man sie zur Unterscheidung von den Grafen im Reichsinnern als marchio (Markgraf) bezeichnet habe. All dies würde die Vorstellung vom „Schild des Reiches“ unterstützen. Tatsächlich kommen die Begriffe marca und marchio einige Male in karolingerzeitlichen Texten vor, und sie werden auf alle Grenzräume des Karolingerreiches bezogen. So ist 790 von der Grenze und Mark der Bayern (fines vel marcae Baioariorum) die Rede. Gemeint sind aber keine klar definierbare Verwaltungsgröße und ihr Leiter. Vielmehr bedeutete marca, dass diese noch ungesicherten Gebiete in enger Anbindung an den Herrscher standen; am besten übersetzt man es mit „dem Herrscher angebundener Grenzraum“. Die Karolinger, nur in Texten aus ihrem Umfeld taucht der Begriff so auf, sahen sich also in einer besonderen Verantwortung gegenüber den Grenzräumen... (Andrea Stildorf) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Juli/August-Ausgabe von Unser Bayern!

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