Unser Bayern

Der Goldachhof steht inzwischen unter Denkmalschutz. (Foto Schlossmuseum Ismaning)

21.02.2014

Vom Geflügelhof zum Kultur-Gut

Alle 50 Jahre erlebte der Goldachhof im Erdinger Moos eine entscheidende Veränderung

Weiter wie bis Ismaning geht kein Mensch, weil da Lappland anfängt" – ein hartes Urteil, aber damit war Theodor Freiherr von Hallberg-Broich zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht allein. Kurz hinter Ismaning geriet man zwar nicht nach Lappland, sondern ins Erdinger Moos – doch das war in der Tat eine unwirtliche Gegend: ungeeignet für die Landwirtschaft, gefährlich für Reisende, beliebt höchstens bei allerlei Gesindel. Doch sollte sich dies bald ändern. Und dabei spielte Freiherr von Hallberg-Broich eine entscheidende Rolle: Er war der Pionier der Kultivierung des Erdinger Mooses. Wenn man heute von München kommend ungefähr eine Dreiviertelstunde über Ismaning hinaus in Richtung Osten geht (oder wenige Minuten mit dem Auto fährt), kommt man zur Gutsanlage Goldachhof. Die Mayerbacherstraße – wohl die längste Dorfstraße im Landkreis München – führt die rund vier Kilometer hinaus. Das Anwesen umfasst derzeit ein Gebiet von über 100 Hektar und liegt auf der Grenze zwischen den Gemeinden Ismaning und Aschheim, wobei heute der weitaus größere Teil zu Ismaning gehört. Rund um die Gebäude der Anlage verteilen sich zwischen den verschiedenen Armen der Goldach und des Seebachs sowie ihren kleineren Zuläufen Wiesen, Äcker, Fischweiher und das bereits früh belegte, inzwischen jedoch längst geschlagene Wolfshölzl. Schon vor Errichtung des Hofs war das Gelände ins Licht der Geschichte getreten: Durch das Areal verläuft die im Jahr 1801 vermessene „Base de la Goldach", die Grundlage zur Vermessung ganz Bayerns, das in der Folge das erste exakt vermessene Land in Europa wurde. Man teilte es dazu gewissermaßen in Dreiecke auf. Als Basis für das erste Dreieck wählten die Landvermesser die Strecke zwischen Unterföhring und Aufkirchen bei Erding: eine Strecke, die nur geringe Höhenunterschiede aufweist. Und diese Basislinie kreuzt die Goldach unmittelbar neben der heutigen Kapelle auf dem Gutshof. Somit spielte der spätere Goldachhof eine nicht unbedeutende Rolle in der „Geburtstunde" der Landesvermessung. Die Geschichte des Hofs selbst beginnt erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem in größerem Stil die Kultivierung des Erdinger Mooses und seiner Randgebiete betrieben worden war. Hier ist in erster Linie der bereits erwähnte Theo­dor Freiherr von Hallberg-Broich zu nennen: ein äußerst interessanter Herr, etwas kauzig zwar, doch durchaus mit großen Ideen, die er mit Nachdruck in die Tat umsetzte. Eine seiner herausragenden Aktionen waren die Maßnahmen zur Trockenlegung des Mooses – er hatte dabei die volle Unterstützung von König Ludwig I. Noch heute erinnert der Name Hallbergmoos an den Mooskultivierer. In der abwechslungsreichen Geschichte des Goldachhofs hat es seit der Vermessung im Jahr 1801 bis heute etwa im 50-Jahre-Rhythmus einschneidende Veränderungen gegeben: 1853 erwarb Johann Baptist Klitsch das inzwischen weitgehend trocken gelegte Areal – daher der Name Klitscheinöde, wie das Gut ursprünglich genannt wurde. Klitsch errichtete die ersten Bauten, die dann die Familie Mayerbacher erweiterte – deswegen der Name Mayerbacherstraße. Zu ihren Zeiten wurde neben der Landwirtschaft vor allem der Torfabbau betrieben, nachdem man das „schwarze Gold" als billiges Brennmaterial entdeckt hatte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts war erkannt worden, dass man zur Feuerung nicht nur auf das (immer knapper werdende) Holz der Wälder angewiesen war. In vielen Moosen rund um München gab es ausgedehnte Torffelder, die es nur „abzuernten" galt. Nicht alle Moose führten Torf; das Erdinger Moos aber hatte reichlich davon und wurde im Besonderen zur Torfgewinnung herangezogen. Der meiste Torf wurde zunächst zum Eigenbedarf gestochen, doch die Nähe der Großstadt München bot gute Absatzmöglichkeiten. Die Eisenbahndirektion schätzte das billige Heizmaterial für die Lokomotiven, und die Brauer für ihre Sudhäuser. Als einer der ersten gründete der Münchner Brauereibesitzer Georg Pschorr die Pschorrschwaige zur Eigenversorgung mit Torf. Es folgten weitere Schwaigen. Das Moos entpuppte sich als Goldgrube. Auch auf dem Goldachhof wurde fleißig Torf gestochen und die Soden zum Trocknen „auf’kastelt". Im Jahr 1905 kam es erneut zu einer Zäsur. Therese Randlkofer (1847 bis 1924) kaufte den Hof. Die tatkräftige Witwe mit Talent für modernes Management war gleichzeitig die Eigentümerin des Feinkostgeschäfts Alois Dallmayr in München. Sie baute das Anwesen zu einem stattlichen Mustergut aus und verpasste ihm den Namen „Goldachhof" – in Anlehnung an das Flüsschen, das die Anlage durchzieht. Klitscheinöde klang wirklich nicht besonders attraktiv. Therese Randlkofer modernisierte die Anlage, ließ 1906 sogar ein kleines E-Werk errichten – damals eine sensationelle Errungenschaft. Es besteht – frisch renoviert nach den Richtlinien von Denkmal- und Gewässerschutz – noch heute und kann bis zu 80 000 KWh Strom im Jahr liefern... (Cornelia Oelwein) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Februarausgabe von Unser Bayern (BSZ Nr. 8 vom 21. Februar 2014)

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