Unser Bayern

20.06.2014

WM ohne Franken-Kicker

Bernhard Setzwein fragt sich aber, warum es keine fränkische Fußball-Nationalmannschaft gibt

Allmächd! Wie konnte das nur passieren? Jetzt hat die Fußballweltmeisterschaft begonnen und die fränkische Fußballnationalmannschaft ist nicht mit dabei. Sie haben vollkommen richtig gelesen: fränkische Nationalmannschaft! Und die ist nicht etwa gescheitert in irgendwelchen Qualifikationsvorrunden. So weit ist es leider gar nicht erst gekommen. Nein, sie ist gescheitert am Despotismus der sie seit 1806 aufs brutalste unterdrückenden bayerischen Zentralgewalt in München. In diesem Fall war es der Bayerische Fußball-Verband, der doch tatsächlich den Antrag auf Bildung einer fränkischen Auswahlmannschaft mit diktatorischer Geste abgelehnt hat. Die werden sich halt gedacht haben: Jaja, mit so was fängt’s an, und wie in Sewastopol, Donezk und Charkiw hört’s auf. Dabei verwehrt man den Franken, was den Tamilen, den Menschen in Berg-Karabach, den Roma und Sinti, den Helgoländern und den Sorben zugestanden wurde. Nämlich eigene – ich nenn sie jetzt mal so – Nationalmannschaften, wiewohl ich weiß, dass das keine Nationen sind. Die Franken werden sagen: Noch nicht! Ja, die gehören alle der „Confederation of Independent Football Association" an, und die spielt sogar große Turniere aus. 2012 fand die vielleicht einzig wirklich legitime Europameisterschaft – nämlich die der Regionen – in der Lausitz statt. Bei all dem würden die Franken nun halt auch gerne mitmachen. Fußballlehrer Helmuth Weisensel, zuletzt betreute er den FV Karlstadt in der Bezirksliga Unterfranken-West, böte sich als Nationaltrainer an. Jedenfalls hat er die Idee einer Nationalmannschaft aufgebracht, die in rot-weißen Trikots mit dem Frankenrechen auflaufen müsste … eine fränkische Nationalhymne gibt es Gott sei Dank ja schon, das Frankenlied. Es wäre also alles angerichtet, leider fehlt momentan nur noch eine nicht unwesentliche Kleinigkeit: nämlich die Spieler. Es gäbe zwar den ein oder anderen Freizeitkicker, gerne auch aus dem Bereich des Seniorenfußballs. Doch dann sind wieder diese absolut humorlosen Verbandsfunktionärsköpfe dazwischen gegangen, und zwar mit einer verbandsrechtlichen Blutgrätsche: siehaben allen Ernstes den Spielern mit Lizenzproblemen gedroht, falls die für so eine illegitime Sache wie die fränkische Nationalmannschaft auflaufen täten. Mein Ratschlag wäre, und der ist bei Sportlern immer angebracht: Jetzt macht euch erst mal locker. Warum soll man Franken nicht gegen Tamilen spielen lassen? Obwohl, eine Gefahr sehe ich schon: In der berüchtigten dritten Halbzeit, die jeder wahre Freund des Balltretsports so sehr schätzt und die gewöhnlich bei einem Glas Bier abgehalten wird, könnte es natürlich schon dazu kommen, dass sich die Franken bei den Tamilen ein paar nützliche Tipps holen. Bekanntlich ist der Tamile nicht gerade zimperlich in seinem Freiheitskampf gegen die Zentralmacht Sri Lankas. Dann haben wir bald nicht nur eine fränkische Nationalmannschaft, sondern auch eine fränkische Befreiungsarmee. Dann lieber die unter den Regeln des Fair-plays ablaufenden Stellvertreterkriege, wie sie überall auf der Welt auf grünen, abgegrenzten Rasenflächen ausgetragen werden. Apropos Kriege: Wussten Sie, wer den ersten nationalen Konkurrenzkampf zwischen uns Moffen und den holländischen Käsköppen gewonnen hat, 1924? Eine fränkische Nationalmannschaft! Die hieß zwar so nicht, sondern ganz normal deutsche Nationalmannschaft, aber sie bestand ausschließlich aus Spielern fränkischer Mannschaften: Sie kamen vom 1. FC Nürnberg und von der Spielvereinigung Fürth. Tja, wenn die Franken nur zusammenhalten! 1:0 schlugen sie das Oranje-Team. Allerdings hört man Eigenartiges von diesem Auswärtsspiel in Amsterdam. Die Fürther und die Nürnberger reisten in getrennten Zugwaggons an, saßen getrennt beim Essen im Hotel, selbst vor dem Spiel strikte Separation in der Umkleidekabine. Die beiden Stadtmannschaften konnten sich nämlich nicht ausstehen. Die wenn gegeneinander spielten, kommentierten die Reporter: „Ringkampf, Boxkampf, Schlägerei!" So gesehen fragt man sich schon, ob eine fränkische Nationalmannschaft wirklich aus elf Freunden bestünde.

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