Wirtschaft

Ministerpräsident Horst Seehofer und Oberfrankens Bezirkstagspräsident Günther Denzler (ganz links) hatten sichtlich Spaß beim „Tag der Franken“ in Bayreuth. (Foto: Bezirk Oberfranken)

12.07.2013

Arbeitsplätze in Nordbayern schaffen

„Tag der Franken“: Ministerpräsident Horst Seehofer erwägt die Ansiedlung des neuen Heimatministeriums in Franken

Bayern geht es nur so gut, weil Franken blüht“, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) beim zentralen Festakt zum diesjährigen „Tag der Franken“. Im Herzogkeller der Bayreuther Bierbrauerei AG, die heuer ihr 125-jähriges Bestehen feiert, parierte er sehr eloquent die kleinen Sticheleien von Oberfrankens habilitiertem Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, der in seinem Festvortrag konstatierte: „Die fränkische Stimme ist dünn geworden. Dennoch, sie wäre schon zu hören, wenn alle sich auf Tonart, Melodie und Tempo einigten.“ Seehofer jedenfalls erlebe Franken in München ganz anders. „Dass sie leise und schüchtern auftreten, ist an keinem Tag geschehen.“
Der Ministerpräsident lobte denn auch den Weg der letzten Jahre. Franken sei blendend aufgestellt und sehr stark. „Das haben die Franken selbst geschafft.“ Allein die 1,5 Millionen Euro, die man pro Jahr für die Wagnerfestspiele ausgebe, würden sich um ein Vielfaches rechnen. „Die Festspiele sind eine Weltmarke. Da wird mit minimalstem Mittelaufwand hoch effizient Werbung für Franken in der ganzen Welt gemacht.“
Neben einem fantastischen Kulturleben habe Franken aber auch eine hohe wirtschaftliche Dynamik. Seehofer erinnerte die Festgäste an eine Tatsache, die zwar altbekannt, aber den meisten kaum bewusst ist: „Oberfranken hat die höchste Industriedichte Deutschlands.“
Damit Franken auch weiterhin einen prosperierenden Weg beschreiten kann, ist es laut Seehofer wichtig, jetzt die Weichen für die kommenden 20 Jahre richtig zu stellen. Der demografische Wandel berge derzeit die größte Herausforderung. „Darum müssen wir Beschäftigung zu den Menschen bringen.“ Bestes Beispiel für das Gelingen derartiger Maßnahmen sei die Verlagerung des Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung nach Fürth. „Der Fürther Oberbürgermeister sagt mir regelmäßig, dass die Situation in der Stadt jetzt besser sei als vor der Quelle-Pleite.“
Um eine Strategie für die nächsten 20 Jahre zu entwickeln und der Demografie entgegenzuwirken, arbeiten Seehofer zufolge seit Monaten die fränkische Wirtschaft und die Staatskanzlei zusammen. „Wir müssen in den kommenden Jahren noch mehr Arbeitsplätze in den Norden Bayerns bringen“, so der Ministerpräsident.
Deshalb könne er sich auch sehr gut vorstellen, das neue Heimatministerium, das sich um den demografischen Wandel, die ländlichen Räume und damit die Chancengleichheit in den unterschiedlichen Teilräumen des Freistaats kümmern soll, in Franken anzusiedeln. „Wenn wir schon ein neues Ministerium schaffen, können wir das auch gleich in Nordbayern tun.“ Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (Freie Wählervereinigung Bayreuther Gemeinschaft) bedankte sich gleich für diese Zusage, und Seehofer nahm es als Bewerbung der Wagnerstadt für den Sitz des neuen Ministeriums.
Mit diesem Vorhaben erfüllt Seehofer eine Forderung von Bezirksheimatpfleger Dippold, der anregt, die jahrzehntelange Förderung Münchens in seiner Zentralitätsfunktion zu korrigieren. „Wo in einem Land Zentren sind und wo Peripherie, das ist nicht gott- oder naturgegeben, das ist Menschenwerk. Zentren entstehen nicht, sie sind menschengemacht.“
In einer sehr erheiternden Fiktion dreht Dippold in seinem Festvortrag die Gegebenheiten im Freistaat um: Bamberg wäre die zweitgrößte Stadt Bayerns hinter der Doppelstadt Nürnberg-Fürth, gefolgt von Augsburg und München mit seinem bröckelnden Charme vergangener Fürstenpracht. Die Staatsregierung würde ins benachteiligte, periphere Oberbayern Behördenteile verlagern: „Gegen den Protest der betroffenen Beamten; die hätten nämlich lautstark über die Gesundheitsgefährdung durch den Föhn gestöhnt.“ Und vielleicht hätte die Regierung die Beamtenausbildung in Rosenheim angesiedelt. „Dann würde der Bamberger Oberbürgermeister fragen, warum er seine Nachwuchskräfäte denn an die Tiroler Grenze schicken solle.“
Aber nicht nur Heiteres kam zur Sprache. Bayreuths Oberbürgermeisterin forderte endlich eine bessere Bahnanbindung der Wagnerstadt. Und selbstbewusst stellte sie fest, dass Oberfranken die Innovationsregion Nummer eins in Bayern ist. Das könne man an der Gründungsdynamik und den Patentanmeldungen ablesen.
Auch eines der höchsten politischen Ämter in Bayern ist fest in fränkischer Hand. Die aus Unterfranken stammende „Ober-Fränkin“ Barbara Stamm (CSU) ist Landtagspräsidentin. Sie würdigte in ihrem Grußwort das enorme Wirtschaftswachstum in Franken: „Die Investitionen steigen, und die fränkischen Unternehmen gehen optimistisch in den Sommer.“ Vor diesem Hintergrund sei das höchste fränkische Lob angebracht: „Bassd scho!“ Die fränkischen Bezirke betreuen das Findelkind
Und so passte es auch, dass Oberfrankens Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU) als Gastgeber darauf hinwies, dass der 2006 per Landtagsbeschluss ins Leben gerufene „Tag der Franken“ eigentlich vom Haus der Bayerischen Geschichte verantwortet hätte werden sollen. Da dieses sich aber in Augsburg befindet, halte man sich vornehm zurück. „So haben sich die fränkischen Bezirke des Findelkinds angenommen.“ Sie organisieren den „Tag der Franken“, und der habe sich in dieser bezirklichen Obhut gut entwickelt. Besonders freut sich Denzler über die diesjährige Konzeption der Dezentralität. Über 100 Gemeinden in ganz Franken haben mitgemacht und so für „ein gesamtfränkisches Fest“ mit mehr als 130 Veranstaltungen gesorgt.
„Der Tag der Franken ist ein Schaufenster. Hier präsentiert die Region beispielhaft, was sie zu bieten hat“, resümierte Denzler und stimmte mit den Gästen zum Abschluss der zentralen Festveranstaltung in Bayreuth das Frankenlied an. (Ralph Schweinfurth) Info: Franken in Zahlen Das Bruttoinlandsprodukt Frankens (die Regierungsbezirke Mittel-, Ober- und Unterfranken zusammengerechnet) betrug laut aktuellsten Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung im Jahr 2010 rund 126,7 Millionen Euro (Bayern gesamt: rund 431,7 Millionen Euro). Zum 31. Januar 2012 lebten in ganz Franken etwas über 4 Millionen Menschen (Bayern gesamt: etwas über 12,5 Millionen Menschen).

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