Wirtschaft

Landrat Franz Löffler (3.v.l.) ehrt Vertreter der Dorst Technologies GmbH & Co. KG aus Bad Kötzting, die den Innovationspreis 2011 des Landkreises gewonnen haben. Mit dabei ist Bad Kötztings 2. Bürgermeister, Frieder Costa (r.). (Foto: LRA Cham)

09.12.2011

Auf dem Land dürfen die Menschen nichts verpassen

Im Landkreis Cham gibt es für Akademiker viele Jobs in innovativen Unternehmen

Das Leben, Arbeiten und Wohnen abseits der großen Städte soll auch in Bayern weiterhin attraktiv sein. Darum setzt Franz Löffler (CSU), Landrat des Landkreises Cham, auf den ländlichen Raum als gleichwertig. „Man muss bei den Menschen das Bewusstsein für die Vorzüge des Lebens auf dem Land schärfen. Sie müssen die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse spüren können“, sagt er der Staatszeitung. Darum sind für ihn die Berufs- und Bildungschancen von zentraler Bedeutung.
„Die Menschen dürfen nicht das Gefühl haben, dass sie etwas versäumen, wenn sie in der Heimat bleiben“, sagt Löffler. Deshalb ist ihm die Gleichwertigkeit mit Städten so wichtig. „Es geht aber nicht um Gleichartigkeit. Denn eine Kreisstadt wie Cham kann niemals die kulturelle Infrastruktur einer Landeshauptstadt München aufweisen“, betont der Landrat.
Dennoch sieht er seinen Landkreis nicht benachteiligt. Denn man könne beispielsweise entweder in die Oper nach München, oder was wesentlich näher ist, nach Pilsen auf tschechischer Seite fahren. „Wir sind die neue Mitte in Europa, und das muss den Menschen bewusst werden.“ Auch nach Prag sei es nicht so weit. „Man darf auch nicht übersehen, dass sich Regionen, die unmittelbar an Nachbarstaaten angrenzen, in der Vergangenheit oft hervorragend entwickelt haben, wenn regionale Chancen bestens genutzt wurden“, betont Löffler. Das sei so mit den südbayerischen Landkreisen, die an Österreich grenzen und das sei so mit den badischen Regionen, die an Frankreich grenzen. Chams Landrat sieht deshalb noch viel Entwicklungspotenzial seines Landkreises in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Tschechischen Republik.
Löffler ist froh, dass es im Landkreis Cham etwa 1800 akademische Arbeitsplätze gibt. Die Anzahl dieser hochqualifizierten Jobs habe sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Insofern ist er besonders der Hochschule Deggendorf dankbar, die in Cham eine Außenstelle betreibt. Der Technologie-Campus Mechatronik sei sehr zukunftsorientert und sorge für Attraktivität im ländlichen Raum. Eine zweite Außenstelle ist derzeit in Bad Kötzting in Planung. Dort soll ein Gesundheitscampus entstehen. Gesundheits- und Pflegemanagement sowie Vorsorge seien Themen, die im Zuge des demografischen Wandels zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Aber nicht nur für Abiturienten bieten sich Bildungschancen im Landkreis Cham. So ist zum Beispiel die Technikerschule für erneuerbare Energien in Waldmünchen besonders zukunftsträchtig aufgestellt. Durch die Energiewende werden händeringend Fachleute gesucht, die vor Ort die dezentralen Anlagen, die Strom aus Biomasse, Sonnenlicht oder Wind erzeugen, aufbauen, ans Netz anschließen und Wartungsarbeiten vornehmen. Auch die Berufsfachschule für Zerspanungstechnik in Roding sorge für qualifizierten Facharbeiternachwuchs.
Doch die Vorzüge des ländlichen Raums erschließen sich den dort lebenden Menschen nur, wenn er auch erreichbar ist. Und da gibt es für die bayerische Staatsregierung noch viel zu tun. Die Bundesstraße B85 muss bis zum Autobahnanschluss bei Amberg durchgehend vierspurig werden, so Landrat Löffler. Denn nur in dieser Ausbaustufe wird der Landkreis dem steigenden Verkehrsaufkommen, vor allem auch ins Nachbarland Tschechien, gerecht werden können. Von Cham nach Furth im Wald wird man in zwei bis drei Jahren die Dreispurigkeit haben. Auch bei der Bahn fordert Löffler zügig Investitionen. Die Strecke Prag-München müsse dringend ertüchtigt werden. Sie soll zweispurig und elektrifiziert werden, da die EU sie als Teil der Transeuropäischen Netze (TEN) einstufen wird. „Und da geht es nicht nur um den Transport von Personen und Gütern nach Tschechien, sondern weiter nach Polen und andere osteuropäische Länder“, betont Löffler. Mehr Engagement für den ländlichen Raum
Aber nicht nur von der Bahn fordert Landrat Löffler mehr Engagement für den ländlichen Raum. Auch die bayerische Staatsregierung müsse mehr Mittel für den Breitbandausbau bereitstellen. Denn die zweite Generation des schnellen Internets müsse jetzt aufgebaut werden, damit die Unternehmen auf dem flachen Land wettbewerbsfähig bleiben. Dass es hier viele kleine und mittlere, aber höchst innovative Firmen gibt, zeigen alleine die 17 Bewerbungen um den Innovationspreis, den der Landkreis Cham alle zwei Jahre für herausragende innovative Leistungen vergibt.
Landrat Löffler wertet die vielen Bewerbungen als Beleg für die Leistungsbereitschaft und die Innovationskraft der mittelständischen Betriebe im Landkreis Cham. Festredner und Siemens-Finanz-Vorstand Joe Kaeser bezeichnete die Chamer Unternehmen als „hervorragende Beispiele, wie es gelingen kann, Nischen zu besetzen und globale Marktführerschaft zu sichern“.
Preisträger im Jahr 2011 ist die Dorst Technologies GmbH & Co. KG aus Bad Kötzting mit ihrer Entwicklung einer servomotorisch angetriebenen Pulverpresse. Diese servo-elektrische Antriebstechnik vereint die Vorteile der bestehenden Systeme in sich und genügt so den zukünftigen Markt-anforderungen: schnellste Produktion mit höchster Präzision, Senkung der Produktionskosten, Umweltfreundlichkeit und höchste Flexibilität.
Ein Sonderpreis wurde für die herausragende Gemeinschaftsleistung beim Bau des High-Tech-Drachen „Tradinno“ an die Firma Zollner Elektronik AG aus Zandt und ihre Partnerfirmen vergeben. Bei „Tradinno“ handelt es sich um den weltweit größten Schreitroboter, der als „Further Drache“ im alljährlichen Festspiel Furore macht. (Ralph Schweinfurth)

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