Wirtschaft

05.11.2010

„Bayern ist für uns der wichtigste Handelspartner“

Der Außenminister der Tschechischen Republik illustrierte in Nürnberg die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder

„Bayern ist für uns der wichtigste Handelspartner – noch wichtiger als Frankreich, Russland oder die USA“, betonte Karel Schwarzenberg, Vizeministerpräsident und Außenminister der Tschechischen Republik, in Nürnberg. Bei der Amtseinführung von Hans-Peter Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe und Altpräsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken, als Honorarkonsul für die Tschechische Republik in Nordbayern illustrierte Schwarzenberg die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Freistaat und seinem östlichen Nachbarn. Allein 2008 habe das bilaterale Handelsvolumen 14 Milliarden Euro betragen. Das mit den USA umfasste lediglich 2,4 Milliarden Euro. Deshalb sei es für die Tschechische Republik von besonderer Bedeutung, dass sie jetzt wieder ein Honorarkonsulat in Nordbayern hat.
Hans-Peter Schmidt ist laut Schwarzenberg als Honorarkonsul ein besonderer Glücksfall für die Tschechische Republik, weil er über unzählige gesellschaftliche, kulturelle, politische und wirtschaftliche Kontakte verfügt. „Allerdings kommt auf ihn auch wesentlich mehr Arbeit zu als zum Beispiel auf den Honorarkonsul der Tschechischen Republik für Mexiko“, scherzte Schwarzenberg. Insgesamt rechnet er mit einer Erholung der tschechischen Wirtschaft im nächsten Jahr. Die ersten neun Monate dieses Jahres hätten schon wieder ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Jahr der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 ergeben. „Aber wir liegen immer noch 15 bis 20 Prozent unter dem Niveau von 2008“, so Schwarzenberg. Da jetzt aber der Aufschwung in Deutschland angekommen sei, werde er mit einem halben bis dreiviertel Jahr Verzögerung in der Tschechischen Republik ankommen.
Honorarkonsul Schmidt sieht mit seinem neuen Amt eine klare Aufgabe verbunden: „Wir können in diesem Jahr die 20-jährige Städtepartnerschaft Nürnberg-Prag feiern. Mein Anliegen ist es, auf kultureller, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und sportlicher Ebene noch mehr Gemeinsamkeiten zu finden und diese Beziehungen zu pflegen.“ Ein großer Schritt auf kulturellem Gebiet wurde für Schmidt bereits vor Kurzem unternommen, als die Nürnberger Symphoniker mit einer offiziellen Delegation zu einem Gastspiel nach Prag reisten und dort herzlich empfangen wurden. „Wenn wir weiter aufeinander zugehen und partnerschaftlich handeln, kann aus der Nachbarschaft unserer beiden Länder eine echte Freundschaft entstehen, von der beide Seiten gleichermaßen profitieren“, ist Schmidt überzeugt.
Auch Außenminister Schwarzenberg ist dieser Ansicht. Er ist sich auch sicher, dass der Besuch eines bayerischen Ministerpräsidenten in der Tschechischen Republik so bestimmt kommen werde wie der Tod. „Die Frage ist nur, wann?“, meinte er launig mit Blick auf das diplomatische Porzellan, das jüngst von beiden Seiten wieder einmal zertrümmert wurde.
Damit sich die gegenseitigen Beziehungen noch besser entwickeln können, unterstrich Schwarzenberg unter anderem, dass es neben der bestehenden Autobahn Nürnberg-Prag noch eine zweite derartige Verbindung von München in die tschechische Hauptstadt geben müsste. Ebenso wäre es dringend notwendig, die Bahnverbindungen zwischen beiden Ländern zu verbessern. Aber derzeit gebe es wegen der Nachwehen der Wirtschaftskrise nur begrenzte Mittel, um diese Projekte voranzubringen. Schwarzenberg ist froh, dass es zumindest die bestehenden Verbindungen gibt.
Mit dem Luxusbus nach Prag reisen
Honorarkonsul Schmidt erinnerte an die komfortable Möglichkeit, in dreieinhalb Stunden mit einem Luxusfernreisebus sechs Mal täglich von Nürnberg nach Prag reisen zu können. Dies sollten noch mehr Menschen aus Bayern nutzen. Denn bisher seien allein von der Nürnberger Bevölkerung nur 20 Prozent in Prag gewesen – und das trotz 20-jähriger Städtepartnerschaft und einer Entfernung von nur 270 Kilometern.
Ein besonderes Anliegen gab Schmidt Vizepremier und Außenminister Schwarzenberg noch mit auf den Weg. An den Gymnasien der Tschechischen Republik soll künftig nicht mehr zwischen Deutsch oder Englisch als erste Fremdsprache gewählt werden können. Künftig soll Englisch erste Fremdsprache sein. „Für die Entwicklung junger Menschen ist es wichtig, dass wir ihnen helfen, ihr Ziel zu erreichen. Wer die englische Sprache in seiner Lebensplanung einsetzen will, mag sie bekommen. Gleiches sollte aber für Deutsch gelten“, betonte Schmidt.
Aber auch auf bayerischer Seite sieht er noch einige Hausaufgaben: „Die Grundlage von Beziehungen ist die Sprache, die uns einander verstehen lässt. So freue ich mich sehr, dass beispielsweise in der Oberpfalz an mehr als 30 staatlichen, kommunalen und privaten Realschulen Tschechisch als Wahlfach angeboten wird. Was fehlt, ist die Zertifizierung.“ Deshalb möge Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) diese auf den Weg bringen.
(Ralph Schweinfurth)

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