Wirtschaft

Als Symbol für die Verbundenheit zu Deutschlands Nachbarn enthüllte der neue Honorarkonsul Hans-Peter Schmidt (r.) mit dem tschechischen Botschafter Rudolf Jindrák ein Reiterstandbild vom ersten Staatspräsidenten der damaligen Tschechoslowakei, Tomá(s) Garrigue Masaryk, der heute noch als Nationalheld verehrt wird. Gefertigt hat das Standbild der Künstler Petr Novák. (Foto: Schweinfurth)

11.06.2010

Bedeutender als die USA

Bayern ist für die Tschechischen Republik der wichtigste Handelspartner

Rudolf Jindrák, Botschafter der Tschechischen Republik, überreichte diese Woche gemeinsam mit Josef Hlobil, tschechischer Generalkonsul für Süddeutschland, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Nürnberger Versicherungsgruppe und Altpräsidenten der IHK Nürnberg für Mittelfranken, Hans-Peter Schmidt, die Bestellungsurkunde zum Honorarkonsul der Tschechischen Republik in Nordbayern. Schmidt sieht mit diesem Amt eine klare Aufgabe verbunden: „Wir können in diesem Jahr die 20-jährige Städtepartnerschaft Nürnberg-Prag feiern. Mein Anliegen ist es, auf kultureller, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und sportlicher Ebene noch mehr Gemeinsamkeiten zu finden und diese Beziehungen zu pflegen.“
Gleichzeitig appellierte er an alle fränkischen und oberpfälzischer Bürger, die Grenzen in den Köpfen zu überwinden und auf die Nachbarn zuzugehen. „Nordbayern ist jetzt zur Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik verpflichtet“, betonte der neue Honorarkonsul in Anwesenheit der IHK-Präsidenten von Mittelfranken, Dirk von Vopelius, und der Oberpfalz, Peter Esser, und der Oberbürgermeister von Nürnberg und Erlangen, Ulrich Maly (SPD) und Siegfried Balleis (CSU), im Nürnberger Business Tower. Im 12. Stock des Towers befindet sich das neue Honorarkonsulat.
Aufeinander zuzugehen, ohne offizielle staatliche Stellen zu bemühen, empfiehlt auch Botschafter Jindrák allen bayerischen Unternehmern und Bürgern im Gespräch mit der Staatszeitung. Viele grenzüberschreitende Kooperationen in Handwerk und Gewerbe belegten auch die Bereitschaft dazu. Das ist Jindrák zufolge auch besonders wichtig, denn gerade der Freistaat sei für Tschechien der wichtigste Handelspartner. Der deutsche Außenhandelsanteil Tschechiens betrage 31 Prozent. „Und von diesen 31 Prozent stammen 25 Prozent aus Bayern“, betont Jindrák. Mit 14 Milliarden Euro Umsatz im bilateralen Handel in 2008 habe Bayern eine größere Bedeutung für die Tschechische Republik als die USA, die im gleichen Jahr auf nur 2,4 Milliarden Euro kam.
Trotz Wirtschaftskrise konnte sich der Dienstleistungs- und Warenaustausch zwischen Bayern und Tschechien im vergangenen Jahr laut Jindrák mit 11,5 Milliarden Euro auf hohem Niveau halten. In den ersten drei Monaten dieses Jahres habe es bereits wieder ein Wachstum von 38,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gegeben. Maschinen, Fahrzeuge, Karosserien, Motoren, elektrotechnische und elektronische Erzeugnisse sowie Spielwaren seien die Güter, die zwischen beiden Ländern am meisten gehandelt werden. Allein von 2003 bis 2007 haben bayerische Investitionen in Tschechien ein Volumen von 4,4 Milliarden Euro erreicht.
Weil Bayern für Tschechien so eine enorme Bedeutung hat, sei ein Besuch eines bayerischen Ministerpräsidenten im Nachbarland mehr als überfallig, so Jindrák. Deshalb begrüßt er es sehr, wenn Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) demnächst die neue Regierung in Prag besuchen möchte. Denn aller wirtschaftlicher Austausch brauche auch einen politischen Rahmen. Neue Regierung will sich Europa mehr öffnen „Es geht einfach um die Atmosphäre“, betont der Botschafter und verweist darauf, dass in der Vergangenheit bereits vier Besuche tschechischer Ministerpräsidenten in Bayern stattgefunden haben. Außerdem wolle sich die neue tschechische Regierung Europa wesentlich mehr öffnen. „Tschechien braucht auch irgendwann den Euro. Die Frage ist nur wann?“, so Jindrák.
Damit die nachbarschaftlichen Beziehungen noch besser werden, unterstützt Jindrák nicht nur die Realisierung einer neuen Schienenverbindung zwischen München und Prag: „Das dient der Wirtschaft und den Menschen.“ Doch der Botschafter möchte auch, dass in Bayerns Schulen noch mehr Möglichkeiten geschaffen werden, Tschechisch zu lernen. Das derzeitige Angebot sei noch nicht ausreichend genug. Sachsen sei da schon etwas weiter. Doch Jindrák ist sich sicher, dass das kommen wird, denn die Pläne hierfür lägen bereits in den Schubladen des Kultusministeriums in München.
Dann wird sich vielleicht auch Jindráks Wunsch schneller in die Realität umsetzen lassen, dass all die Bayern, die noch nie im östlichen Nachbarland waren, Tschechien besuchen werden. (Ralph Schweinfurth)

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