Wirtschaft

Das hatte der britische Premier David Cameron nicht erwartet: Seine Landsleute haben für den Brexit gestimmt. (Foto: dpa)

24.06.2016

Brexit: Ein schwarzer Tag für die bayerische Wirtschaft

Rückschläge für Geschäfte mit zweitwichtigstem Exportmarkt Bayerns befürchtet

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bedauert die Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union. Aigner: „Die Entscheidung für den Brexit ist politisch bedauerlich und wird wirtschaftlich nicht ohne Folgen bleiben, vor allem für die Briten selber.“ Auch für die bayerische Wirtschaft sieht die Ministerin Auswirkungen, zugleich unterstreicht sie jedoch: „Die bayerische Wirtschaft ist weltweit erfolgreich.“ 2015 lagen die Exporte Bayerns nach Großbritannien bei 15,5 Milliarden Euro (plus 22 Prozent gegenüber 2014). Das sind 8,7 Prozent der Gesamtausfuhren des Freistaates. Wichtig sei es, angesichts der industriellen Verflechtung jetzt schnell Klarheit über die Zukunft der Außenhandelsbeziehungen zu schaffen, so Aigner. „Wir müssen die bestehenden Handelsbeziehungen mit Großbritannien rasch auf eine vernünftige neue Grundlage stellen. Die bayerische Wirtschaft braucht Planungssicherheit“, sagt die Ministerin. „Es darf keine langwierigen Verhandlungen geben.“ „Spätestens jetzt ist der Reformbedarf der EU sichtbar. Europa muss dem Bürger einleuchten. Wir brauchen wieder mehr Vertrauen in die politische Notwendigkeit der Europäischen Union, damit das Referendum in Großbritannien kein Präzedenzfall für weitere Austrittsgesuche wird“, so Aigner.

"Schlag ins Kontor"

„Als Schlag ins Kontor und schwarzen Tag“ bewertet die bayerische Wirtschaft
die Entscheidung Großbritanniens zum Austritt aus der EU. „Mit dem Brexit wird
der Europäische Binnenmarkt, Bayerns wichtigster Wirtschaftsraum, deutlich geschwächt
mit noch nicht absehbaren Folgen für die Unternehmen im Freistaat“, warnt
Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK).
Mit dem EU-Austritt verliere Bayern nicht nur den zweitwichtigsten Exportmarkt, sondern
auch einen sehr dynamischen Absatzmarkt. „Geschäfte mit diesem wichtigen Auslandsmarkt werden mittelfristig für bayerische Unternehmen komplizierter“, so der BIHK-Präsident in einer ersten Einschätzung zum Ausgang
des Referendums. Auch wenn der Brexit keine unmittelbaren rechtlichen Veränderungen
auslöse, seien kurzfristig durchaus Währungsturbulenzen und damit auch eine
Verteuerung von Exporten zu erwarten.

Langfristig seien die wirtschaftlichen Folgen des Austritts von den künftigen Vereinbarungen
zwischen der EU und Großbritannien abhängig. Dazu müsse Großbritannien nun
Handelsverträge weltweit, aber auch mit der EU komplett neu aufsetzen. Die EUVerträge
sehen einen Zeitraum von zwei Jahren vor, um diese neu zu regeln. „In dieser
Phase der Unsicherheit ist eine Investitionszurückhaltung von beiden Seiten zu erwarten“,
fürchtet Sasse. Die EU müsse jetzt den Zusammenhalt der restlichen Mitgliedsstaaten
sichern.

"Verlust eines wichtigen Partners"

Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. ist betroffen über die Entscheidung der britischen Wähler, aus der Europäischen Union auszutreten. „Das ist ein schwarzer Tag für Europa. Der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs hinterlässt nur Verlierer. Der ‚Brexit‘ verschärft die politische Krise der EU. Euroskeptische Kräfte bekommen weiter Auftrieb. Wirtschaftlich wird der ‚Brexit‘ negative Folgen haben – für Europa, für Großbritannien, für Deutschland und auch für Bayern. Wir verlieren daneben einen wichtigen Partner bei der Verteidigung von Freihandel und Marktwirtschaft“, sagte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Nach Überzeugung der vbw wird in erster Linie das Vereinigte Königreich selbst einen hohen Preis für den Austritt zahlen. „Die EU ist für Großbritannien mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt.“ Die vbw fordert die EU auf, aus dem Referendum Lehren zu ziehen: „Die EU muss die Ursachen für Austritts-Bestrebungen bekämpfen. Dazu gehört, streng nach dem Subsidiaritätsprinzip zu handeln. Statt neue Vorschriften im Bereich Arbeit und Soziales zu erlassen, brauchen wir in der Flüchtlingspolitik ein gemeinsames europäisches Handeln. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt ist ohne Abstriche umzusetzen. Europa muss zudem die Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit wieder mehr in den Fokus nehmen und insbesondere das Ziel, den industriellen Wertschöpfungsanteil bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen, erreichen. Es gilt auch, die digitale Agenda konsequent weiter zu verfolgen.“
(BSZ, rs)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.