Wirtschaft

Etwa ein Drittel des Wasserverbrauchs in der EU stehen im Zusammenhang mit dem Bau und der Nutzung von Gebäuden. (Foto: dpa)

11.07.2014

Brüssel plant strengere Auflagen für den Bausektor

Energie-Effizienz und Ressourcen-Effizienz: Diese zwei Schlagworte sind in Brüssel immer öfter zu hören

Auf einer Konferenz während der „nachhaltigen Energietage“ in Brüssel forderte EU-Energiekommissar Günther Oettinger die Lücke zum 20-Prozent-Energieeffizienzziel für das Jahr 2020 zu schließen. Laut Auswertung der nationalen Aktionspläne durch die EU-Kommission könnte die EU 18 Prozent oder 19 Prozent erreichen. „Ich kann den EU-Mitgliedstaaten gratulieren; die EU verfehlt ihr Ziel nur knapp“, sagte Oettinger. Aber man müsse die bestehende Kluft schließen. Seine Abteilung werde darauf achten, dass die Maßnahmen, zu denen sich die Mitgliedstaaten verpflichtet hätten, eingehalten würden. Immerhin handelt es sich nur um Pläne der Mitgliedstaaten. „Ich will eine volle Umsetzung.“ Das Thema Energie-Effizienz hält die EU ganz hoch. Damit soll die Importabhänigkeit, insbesondere von Gas aus Russland, reduziert werden.
Oettinger sieht das größte Potenzial für Energie-Effizienz in der Gebäudesanierung. „Hier ist der beste Ansatz.“ Die jährliche Sanierungsrate solle künftig von 1,4 Prozent auf über 2 Prozent steigen, so sein Vorschlag. Neben der Energie-Effizienzrichtlinie aus dem Jahre 2012, die 2020 ausläuft, würden auch die Gebäude-Effizienz-Richtlinie aus dem Jahre 2010 sowie die Öko-Design-Richtlinie und die Energie-Kennzeichnungs-Richtlinie noch 2014 überarbeitet. Die Öko-Design-Richtlinie betrifft Produkte, insbesondere Elektrogeräte, und das ist ein Ressort der Industrieabteilung der EU-Kommission. Auf einer anschließenden Konferenz zum Thema effiziente Produktpolitik machte Oettinger deutlich, wie sehr ihm das Thema am Herzen liegt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Oettinger als EU-Kommissar in Brüssel bleiben kann, aber nicht als EU-Energiekommissar. Oettinger selbst hatte mehrmals in Brüssel kein Hehl daraus gemacht, dass es ihm nicht missfallen würde, den Posten des EU-Industriekommissars zu übernehmen.
Marzena Rogalska von der Industrieabteilung der EU-Kommission (GD ENTR) schilderte die Lage im Bausektor, in dem 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU erwirtschaftet werden und wo 20 Millionen Arbeitnehmer arbeiten. Es gebe kaum Innovationen. 40 Prozent der Wohngebäude in der EU seien vor 1960 gebaut worden. Die Investitionen in ein nachhaltiges Bauwesen müssten stimuliert, die Rechtsvorschriften verbessert und die Mitarbeiter geschult werden. Insbesondere beim Baumaterial könne man mehr tun, und zwar durch den Einsatz von Informationstechnologien.
Am 2. Juli nahm die Kommission neue Vorschläge an, die darauf abzielen, neue und renovierte Gebäude ressourceneffizienter zu machen. Beinahe die Hälfte des Endenergieverbrauchs und der geförderten Werkstoffe sowie etwa ein Drittel des Wasserverbrauchs in der EU ständen im Zusammenhang mit dem Bau und der Nutzung von Gebäuden.
EU-Umweltkommissar Janez Poto(c)nik: „Es wird viel über die Energieeffizienz von Gebäuden gesprochen“, aber man müsse sich jetzt auch mit der Ressourcen-Effizienz beschäftigen. Der Bau, die Nutzung und der Abriss von Gebäuden hätten erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. In den vergangenen Jahren seien in der EU bei der Energieeffizienz zwar bemerkenswerte Fortschritte erzielt, aber über die Umweltverträglichkeit von Gebäuden insgesamt lägen nur sehr wenige Daten vor. Umfragen zufolge wären 79 Prozent der Haushalte in der EU bereit, beim Kauf oder bei der Miete einer Immobilie Umweltaspekte zu berücksichtigen. Trotzdem seien bisher nicht einmal 1 Prozent der Gebäude in Europa unter diesem Aspekt bewertet worden.
Durch die Vorschläge würden Architekten, Hersteller von Bauprodukten, Bauunternehmen sowie Mieter und Käufer von Immobilien Zugang zu besseren Informationen über die Umwelt- und Gesundheitsaspekte erhalten. Hierdurch ließen sich die Umweltauswirkungen der unterschiedlichen Lösungen für den Entwurf, den Bau und den Abriss leichter miteinander vergleichen, wodurch wiederum der Anreiz für nachhaltiges Bauen in der EU verstärkt würde.
Die EU-Kommission will jetzt gemeinsam mit Interessenträgern und nationalen Behörden einen Regelungsrahmen mit einer begrenzten Zahl von Kernindikatoren erarbeiten, um die Umweltverträglichkeit von Gebäuden zu bewerten. Eine im vergangenen Jahr durchgeführte öffentliche Konsultation habe ergeben, dass ein solcher Regelungsrahmen die Nachfrage und das Angebot nach umweltfreundlichen Gebäuden fördern würde.
Die erste Reihe von Indikatoren soll in zwei bis drei Jahren vorliegen. Außerdem will die EU-Kommission Schritte unternehmen, um die Umweltverträglichkeit von Gebäuden direkt zu verbessern. So sollen Bau- und Abbruchabfälle künftig recycelt und beim Neubau oder bei der Renovierung wiederverwendet werden müssen.
Im Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa 2020 sei aufgezeigt worden, dass in Industrieländern in der Regel 70 bis 80 Prozent der Umweltauswirkungen auf Ernährung, Mobilität und Gebäude zurückzuführen seien. In dem Papier wurde geschlussfolgert, dass die derzeitigen Maßnahmen zur Förderung der Energieeffizienz und der Nutzung erneuerbarer Energien in Gebäuden durch Maßnahmen zur Ressourceneffizienz ergänzt werden müssten. Auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes müsse eingegangen werden. Überdies würde die Wettbewerbsfähigkeit des Bausektors gefördert. Der französische EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier, der das Industrie-Ressort zwischenzeitlich übernommen hat: „In den neuen Technologien steckt viel Potenzial, und dies nicht nur für Neubauten, sondern auch für die Renovierung, durch die Millionen von bereits bestehenden Gebäuden sehr energieeffizient werden können. Wir sollten uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.“ (Rainer Lütkehus)

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