Wirtschaft

Brüssel verhängt saftige Geldbußen gegen Chiphersteller - auch Infineon ist betroffen. (Foto: BSZ)

03.09.2014

Brüssel verhängt Millionen-Geldbuße gegen Chiphersteller

Die EU-Kommission hat zum Schlag gegen mehrere Chiphersteller ausgeholt - Die Unternehmen sollen unerlaubte Absprachen getroffen haben

Vier Chiphersteller sollen sich nach Angaben der EU-Kommission abgesprochen und damit Verbrauchern und Unternehmen geschadet haben. Gegen drei der Firmen verhängte die Brüsseler Behörde eine Geldbuße von insgesamt 138MillionenEuro, wie die Kommission heute mitteilte. Dazu gehört demnach auch das deutsche Unternehmen Infineon aus Neubiberg bei München, das mit knapp 82,8 Millionen Euro den Löwenanteil zahlen soll. Infineon wies sämtliche Vorwürfe als unbegründet zurück und will sich gerichtlich dagegen wehren.
Betroffen sind Smartcard-Chips. "In unserem digitalen Zeitalter kommen Smartcard-Chips fast überall zum Einsatz, sei es in Handys, bei Bankkarten oder Pässen", teilte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia mit. "Wenn sich Unternehmen (...) für Absprachen entscheiden, die sowohl zulasten ihrer Abnehmer als auch der Endverbraucher gehen, müssen sie mit Sanktionen rechnen."
Zwischen September 2003 und September 2005 stimmten sich laut EU-Kommission neben Infineon noch Philips (Niederlande), Samsung (Südkorea) sowie die japanischen Firma Renesas, damals ein Gemeinschaftsunternehmen von Hitachi und Mitsubishi, ab. Bei diesen bilateralen Kontakten seien sensible Informationen ausgetauscht worden, etwa zu Preisbildung, Kunden, Vertragsverhandlungen, Produktionskapazität und künftigem Verhalten auf dem Markt.
Philips selbst erklärte, die Vorwürfe gegen das eigene Unternehmen bezögen sich auf den Zeitraum von September 2003 bis September 2004. Der niederländische Elektronikkonzern wies die Vorwürfe ebenfalls zurück und kündigte Berufung gegen den Beschluss der EU-Kommission an. "Die Vorwürfe sind unbegründet", sagte ein Philips-Sprecher der dpa in Amsterdam. EinSamsung-Sprecher erklärte: "Wir überprüfen sorgfältig die Entscheidung der Europäischen Kommission und haben zum jetzigen Zeitpunkt keinen weiteren Kommentar dazu."
Infineon erklärte, man werde die Entscheidung der EU-Kommission eingehend prüfen und bereite sich darauf vor, Klage beim Gericht der Europäischen Union in Luxemburg zu erheben. Wie bei solchen Kartellverfahren üblich, bemesse sich das Bußgeld nach dem Umsatz des jeweils betroffenen Unternehmens im fraglichen Zeitraum. "Der größte Teil der insgesamt verhängten Geldbußen entfällt schlicht deshalb auf Infineon, weil das Unternehmen zwischen September 2003 und März 2005 einen höheren Anteil am europäischen Markt für Chipkarten-Halbleiter hielt als die anderen betroffenen Unternehmen", hieß es.
Die Ermittlungen der EU-Kommission begannen nach Infineon-Angaben 2008. Das Unternehmen habe die Vorwürfe seinerzeit eingehend geprüft "und festgestellt, dass sich kein Mitarbeiter von Infineon im Umgang mit wettbewerbsrelevanten Informationen zu Halbleitern für Chipkarten unzulässig verhalten hat", erklärte der Chiphersteller aus München. Seither seien dem Konzern auch keine "glaubhaften Beweise" vorgelegt worden, die diese Einschätzung widerlegen würden.  
Renesas wurde die Buße erlassen, weil das Unternehmen die EU-Kommission auf das unterstellte Kartell zuerst aufmerksam machte. Auch im Fall von Samsung ließ die Kommission Milde walten und ermäßigte die Geldbuße um 30 Prozent auf knapp 35,12 Millionen Euro, weil das Unternehmen nach Angaben der Behörde kooperiert hat. Philips, das seine Smartcard-Sparte laut EU-Kommission mittlerweile veräußert hat, müsste knapp 20,15 Millionen Euro zahlen. (Martina Herzog, dpa)

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