Wirtschaft

Nicht jeder wird in den Genuss des neuen Mindestlohns kommen. (Foto: dpa)

24.01.2014

„Das neue Prekariat“

Viele bayerische Selbständige verdienen weniger als 8,50 Euro, doch vom geplanten Mindestlohn werden sie nicht profitieren

Es waren große Erwartungen, mit denen Steffanie Bauer 2011 bei einem mittelgroßen Finanzdienstleister anheuerte. Die Firma hatte der alleinerziehenden Mutter aus dem Großraum München versprochen, dass sie als IHK-geprüfte Versicherungsvertreterin gut leben könne. „Doch auch nach fast einem Jahr konnte ich von dem Job nicht einmal meine Familie ernähren“, erinnert sich die Frau Mitte 30. Nach Abzug der Bürokosten und anderer Ausgaben für ihre Selbständigkeit blieben ihr am Ende eines normalen Monats, wie sie sagt, gut 1000 Euro – und das trotz einer 45-Stundenwoche. Von diesem Bruttoverdienst musste sie noch eine private Krankenversicherung bezahlen.
Rentenversichert war sie wie die meisten ihrer Vertriebskollegen zunächst einmal nicht. „Das schiebt man immer weiter raus“, sagt auch einer ihrer damaligen Kollegen. Mehrere frühere Vertriebsmitarbeiter des Finanzdienstleisters berichten, sie hätten in ihrer Zeit als Freiberufler bei dem Unternehmen, für das sie ausschließlich tätig waren, die meiste Zeit fünf bis sechs Euro brutto und mitunter sogar noch weniger verdient.
Zwar sind solche Dumpinglöhne für Solo-Selbständige im Versicherungsbereich bislang sicher nicht die Regel, in vielen anderen Branchen sind sie aber längst Alltag. Seit Wochen diskutiert die Republik über die Pläne von SPD und Union, einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro einzuführen. Jeder Mensch müsse von seiner Hände Arbeit leben können, so das Credo der Koalitionäre. Nicht gelten soll die Lohnuntergrenze jedoch für die laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mehr als 2,5 Millionen Solo-Selbständigen in Deutschland. In einer im Februar dieses Jahres erschienen Studie kam das DIW zu dem Ergebnis, dass 2011 fast ein Drittel der Selbständigen ohne Angestellte Niedriglöhner waren. Die Zahlen sind alarmierend
Das heißt, sie verdienten in der Stunde weniger als 9,49 Euro brutto. Jüngst hat das Institut nun zudem exklusiv berechnet, bei wie vielen Ein-Mann-Betrieben der ab 2015 geplante Mindestlohn greifen würde, wenn auch Selbständige ohne Angestellte miteinbezogen würden. Die Zahlen sind alarmierend: 28 Prozent der Solo-Selbständigen hierzulande, also etwa 700.000, erzielten 2011 ein Brutto-Einkommen von weniger als 8,50 Euro in der Stunde...(Tobias Lill) (Lesen Sie den kompletten Artikel in der gedruckten Ausgabe der Bayerischen Staatszeitung am 24. Januar 2014)

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